Bayern-Deal: Audi spaltet die Fans
Verein feiert Einstieg, der „Club Nr.12“ warnt die Bosse: „Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, nicht mehr Herr im Haus zu sein.“
MÜNCHEN Das ging ja gerade noch mal gut. Sonst hätte man es anders, eleganter formulieren müssen. Nun steht in der Pressemitteilung, die der FC Bayern am Donnerstag um 14.01 Uhr verschickte: „Der FC Bayern und Audi haben vieles gemeinsam. Beide spielen schließlich in der Champions League“, wird Peter Mosch, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Audi AG zitiert. 1:0 siegte der FC Bayern in der Champions League gegen Maccabi Haifa. Jeder Erfolg bringt 800000 Euro Prämie von der Uefa. Wahre Peanuts gegenüber den Einnahmen, die nun der – mit Bedacht rechtzeitig vor der Jahreshauptversammlung der Mitglieder am Freitag – veröffentlichte Deal mit Audi bringt.
Die Eckdaten: Der Ingolstädter Autobauer kauft für 90 Millionen Euro 9,09 Prozent an der FC Bayern München AG. Der Einstieg von Audi erfolgt zwischen März 2010 und spätestens Juli 2011 in drei Schritten. „Ich bin sicher, dass sich uns mit dieser Partnerschaft auch global viele neue Möglichkeiten eröffnen. Ich denke zum Beispiel an den asiatischen Markt, in dem Audi bereits sehr stark vertreten ist“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Das frische Geld soll nicht nur für neue Transfers verwendet werden. Durch den neuen Teilhaber hoffen die Bayern, die rund 300 Millionen Euro teure Allianz Arena schneller abzahlen zu können. Ursprünglich waren für die Tilgung 15 bis 18 Jahre kalkuliert worden. „Wenn wir Glück haben, sind es nur zehn“, hatte Uli Hoeneß gesagt, „und das ohne Partner, der mit zahlt. Das ist nicht so schlecht.“
Der Audi-Deal wird von Teilen der Fans mit Argwohn betrachtet. Im Zuge des Baus der Arena hatte der FC Bayern seinen Fußball-Bereich vor sieben Jahren in eine Kapitalgesellschaft umgewandelt und zehn Prozent seiner Anteile für 77 Millionen Euro an Adidas verkauft. Vor allem die Fanclubvereinigung „Club Nr.12“ sieht den Einstieg von Audi kritisch. Sie fürchten dass der Verein irgendwann weniger als 75 Prozent der Anteile hält. Dann könnten Außenstehende unter anderem Einfluss auf die Satzung nehmen. In einer Rundmail heißt es: „Auch wenn das Ganze wunderbar umschrieben wird mit Worten wie ,strategische Partnerschaft’ und ,Kapitalerhöhung’, so sind wir doch nicht mehr weit davon entfernt, nicht mehr der Herr im eigenen Haus zu sein.“ Und weiter: „Ein für die Zukunft des FC Bayern derart folgenreicher Schritt sollte aus unserer Sicht nur mit der Zustimmung des höchsten Organs, nämlich der Mitgliederversammlung des FC Bayern beschlossen werden können.“ Es soll Wortmeldungen zum Thema geben, die Mitglieder werden auf Antworten des Vorstandes in dieser Frage bestehen.
Es könnte die einzig knifflige Situation werden – ansonsten könnte nur die Verkündung der Neuzugänge für Unmutsäußerungen führen. Und für Beifallsstürme die Erwähnung der Klinsmann-Entlassung.
Patrick Strasser