Bayern: Daum verordnet sich Maulkorb

Seit ihrem legendären Verbalfight im Titelkampf 1988/89 sind sich Christoph Daum und Uli Hoeneß spinnefeind. Mit seiner Attacke nach Daums Verpflichtung in Frankfurt hat der Bayern-Chef vor dem Aufeinandertreffen beider Teams neues Öl ins Feuer gegossen.
Frankfurt/Main – Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ist „Lautsprecher“ Christoph Daum um flotte Sprüche nie verlegen, doch beim Reizthema Uli Hoeneß hat sich der Trainer von Eintracht Frankfurt vor dem Duell mit Bayern München einen Maulkorb verordnet. „Sie können dazu fragen, was Sie wollen. Ich antworte darauf gar nicht mehr“, erklärte Daum vor der Partie am Samstag (15.30 Uhr) sichtlich gereizt zum schwelenden Konflikt mit „Intimfeind“ Hoeneß.
Die seit über 20 Jahren andauernde Privatfehde zwischen den beiden sorgt vor dem sportlich ohnehin schon brisanten Spiel für weiteren Zündstoff. Der bisher noch sieglose Daum benötigt mit der Eintracht jeden Punkt für den gefährdeten Klassenverbleib, Hoeneß zittert mit den Bayern noch um den Einzug in die Champions League.
Um sich ganz auf die Rettung der Frankfurter konzentrieren zu können, will Daum das Thema endlich zu den Akten legen. Zumal er eine Versöhnung mit dem Bayern-Boss mittlerweile ausgeschlossen hat. „Mit diesem Herrn will ich überhaupt nicht mehr zusammentreffen“, verkündete der 57-Jährige Anfang dieser Woche in der hr-Sendung „Heimspiel“. Im Fachmagazin „kicker“ sagte er nun: Mit Hoeneß habe er in dem Spiel überhaupt nichts zu tun, „wir treffen auf ganz andere Leute“.
Zu groß war Daums Enttäuschung, nachdem Hoeneß dessen Verpflichtung bei den Hessen auf „Pulver im Kaffee“ von Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen zurückgeführt hatte. Mit dem süffisanten Kommentar in Anspielung auf Daums Kokain-Affäre im Jahr 2000 zog sich Hoeneß den geballten Zorn der Eintracht zu und muss sich nun auf einen ungemütlichen Empfang in der seit Wochen ausverkauften Frankfurter WM-Arena einrichten.
„Das habe ich gar nicht verstanden. Das war sehr flapsig von Uli Hoeneß. Auf solche Aussagen sollte er verzichten“, kritisierte selbst Bruchhagen, der ansonsten das „sehr gute Verhältnis zu den Bayern“ betonte.
Hoeneß sieht einem möglichen Aufeinandertreffen mit Daum dennoch gelassen entgegen: „Wenn ich ihn sehe, werde ich ihm die Hand geben“, sagte er. Doch der Eintracht-Trainer legt darauf keinen Wert. Wie tief sein Frust sitzt, war nach der neuerlichen Attacke des Bayern-Chefs, der Daums Kokain-Affäre vor elf Jahren öffentlich gemacht hatte, deutlich geworden. „Ich hatte gehofft, dass wieder Normalität einkehrt, aber da habe ich mich völlig getäuscht. Das ist halt so eine Never-Ending-Story“, sagte Daum vor einigen Wochen.
Am liebsten würde der Eintracht-Trainer, der seinen einstigen Traum von einem Engagement beim deutschen Rekordmeister längst aufgegeben hat, dem Rivalen sportlich eins auswischen. „Es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten, die nötigen Punkte für den Klassenverbleib zu holen. Wichtig ist, dass wir noch einige Spiele gewinnen. Damit sollten wir am Samstag beginnen“, sagte Daum.
Er sieht sein Team zwar in der Außenseiterrolle, doch kampflos wollen die Frankfurter die Punkte nicht hergeben. „Wichtig ist, dass du mit einer unglaublich hohen Laufbereitschaft gegen große Individualisten spielen musst und gewissen Spielern auf bestimmten Positionen eine Rückendeckung mitgibst. Aber wenn du eine reine Abwehrschlacht machen willst, wirst du das Ding nicht gewinnen können. Deshalb werden wir auch unsere Stärken einbringen“, verkündete Daum die Marschroute.