Bayern-Co Gerland: Lieber Bratwurst als Weißwurst

Inzwischen ist er genauso lange beim FC Bayern tätig wie einst beim VfL Bochum: 19 Jahre. Das Pokalspiel im Revier wird für Bayern-Co-Trainer Hermann Gerland eine ganz besondere Reise.
München - Seine komplette Profi-Karriere als Spieler bestritt der gebürtige Bochumer im Trikot des VfL, bestritt dort zwischen 1972 bis 1984 insgesamt 204 Bundesliga-Spiele und erzielte vier Tore.
Tief im Westen begann er auch seine Trainerlaufbahn: Erst bei der U19, dann als Co-Trainer der Profis und schließlich von 1986 bis 1988 als Chefcoach.
Auf "fcbayern.de" schreibt der 61-Jährige, den die Bochumer Fans kürzlich die Legenden-Elf des VfL wählten, über die emotionale Rückkehr ins Ruhrstadion am Mittwoch (20.30 Uhr im AZ-Liveticker).
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Hermann Gerland über...
...Bochum:
"Vor zwei, drei Jahren war ich in Bochum auf dem Weihnachtsmarkt am Husemannplatz. Da kamen zwei Damen - die waren noch zehn Jahre älter als ich - auf mich zu und sagten: 'Du bist doch unser Hermann?!' Ich sage: 'Ja.' Und sie: 'Oh, war das schön, als du noch bei uns warst.' Das sind so Sachen... Ich mag diese Stadt einfach. Und die Menschen dort, die geradeaus sagen, was sie denken. Eigentlich wollte ich nie weg aus Bochum. Aber wie das Leben so spielt, bin ich jetzt schon seit 1988 weg. In Bochum bin ich geboren. Da bin ich in den Kindergarten und in die Schule gegangen. Da habe ich meine Bank-Ausbildung gemacht. Und da habe ich Fußball gespielt. In Bochum brauche ich kein Navigationsgerät, da kann ich zu Fuß fast alles erreichen. Ich kenne die Leute, die Leute kennen mich. Für eine Bochumer Bratwurst lasse ich jede Weißwurst und jedes Filetsteak liegen. Bei mir zuhause auf dem Grill liegt immer eine Bochumer Bratwurst.
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...seinen Transfer zum VfL:
"Als 14-Jähriger spielte ich mit einem kleinen Vorort-Verein, Bochum-Weitmar, im Finale der Kreismeisterschaft gegen den VfL. Wir haben 1:3 verloren, ich habe unser einziges Tor gemacht. Danach haben sie mich gefragt, ob ich zum VfL kommen will. Mit 15 bin ich gewechselt und habe dann von der B-Jugend bis zum Cheftrainer alle Stationen beim VfL durchlaufen. Dem Verein und insbesondere Ottokar Wüst, der damals ein genialer Präsident war, habe ich sehr viel zu verdanken. Dass mir der VfL mit 32 Jahren die Möglichkeit gab, Cheftrainer in der Bundesliga zu werden, war ein riesiger Vertrauensbeweis. Beim VfL habe ich mich immer gut aufgehoben gefühlt und habe immer versucht, dem Verein alles zu geben, was ich konnte."
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...den besonderen VfL-Zusammenhalt:
"Mit meinem einstigen Mitspieler Ata Lameck telefoniere ich fast täglich. Mit den Jungs von damals - die, mit denen ich zusammengespielt habe, und die, die ich trainiert habe - gehe ich im Dezember immer in Bochum über den Weihnachtsmarkt. Und seit ein paar Jahren treffen wir uns auch im Sommer. Da kommen immer zwischen 30 und 50 Leute. Wir frischen die alten Geschichten auf, erzählen uns, wie gut wir früher waren. Und wenn wir ein paar Bier oder Whiskey zu viel getrunken haben, dann denken wir, wir hätten damals die Champions League gewonnen oder zumindest daran teilgenommen. Der Dschungel-Dritte Thorsten Legat erzählt dann immer, wie es war, als ich ihn in der B-Jugend trainiert habe. Das war wohl nicht so ganz einfach..."
...den Mittwoch:
"Ich würde mich freuen, wenn der VfL aufsteigen sollte und wir die nächsten Jahre nochmal gegen sie in der Bundesliga spielen könnten. Nur eins ist ganz klar: Im DFB-Pokal am Mittwoch möchte ich, dass der FC Bayern weiterkommt. Wir wollen ins Finale!"