Bayern-Bosse mit vielen Fehlern – jetzt schaltet sich Hoeneß wieder ein

Trotz hoher Investitionen in den Spielerkader und eines Trainerwechsels droht dem FC Bayern eine Saison ohne Titel. Jetzt kommt alles auf den Prüfstand. Die bayerische Fehlerkette in der AZ-Analyse.
von  Maximilian Koch
Ernüchterung auf der Bayern-Tribüne: Jan-Christian Dreesen (l.), stellvertretender Vorstandsboss, Sportvorstand Hasan Salihamidzic (M.) und Vorstandschef Oliver Kahn.
Ernüchterung auf der Bayern-Tribüne: Jan-Christian Dreesen (l.), stellvertretender Vorstandsboss, Sportvorstand Hasan Salihamidzic (M.) und Vorstandschef Oliver Kahn. © imago/MIS

München - Am Dortmunder Borsigplatz laufen die Party-Planungen für Samstag schon auf Hochtouren, die Original-Meisterschale wird bei der Partie gegen Mainz (15.30 Uhr) im Stadion sein, während für das parallel ausgetragene Gastspiel des FC Bayern in Köln nur eine Kopie bereitliegt.

FC Bayern droht erste titellose Saison seit 2012

Ein Sieg trennt den BVB noch von der neunten Meisterschaft der Klubhistorie – und Bayern von der ersten titellosen Saison seit 2012.

"Die Stadt wird eine Woche lang brennen!", kündigte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 3:0 in Augsburg und dem Sprung an die Tabellenspitze an. In München wird's auch feurig zugehen – nur eben ganz anders.

Eine Saison zum Vergessen für Joshua Kimmich und den FC Bayern.
Eine Saison zum Vergessen für Joshua Kimmich und den FC Bayern. © Tom Weller/dpa

Matthäus fordert "knallharte Analyse" – und Konsequenzen

"So kann es nicht weitergehen beim FC Bayern!", sagte Lothar Matthäus in der "Bild" und ergänzte: "Es muss jetzt eine knallharte Analyse geben und eine schonungslose Aufarbeitung mit Konsequenzen, auf und neben dem Platz. Ohne Rücksicht auf Namen oder Positionen."

Auf der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai kommt alles auf den Prüfstand. ALLES!

Die AZ erklärt vorab, was im vergangenen Jahr schiefgelaufen ist – und wer daran wie stark beteiligt war: Die bayerische Fehlerkette.

Kein Ersatz für Lewandowski: Bayern-Bosse mit fataler Fehleinschätzung

Robert Lewandowskis Abschied: 50 Pflichtspieltore in 46 Partien erzielte der Pole in der Saison 2021/22, ehe Bayern Lewy im Sommer für rund 45 Millionen Euro an den FC Barcelona verkaufte.

Der Plan, Sadio Mané aus Liverpool als Ersatz zu verpflichten, ging komplett daneben. Eine massive Fehleinschätzung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn.

Die Ex-Bosse der Bayern: Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß am Samstag in der Allianz Arena.
Die Ex-Bosse der Bayern: Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Uli Hoeneß am Samstag in der Allianz Arena. © imago/Michael Weber

"Sind das wirklich Mia-san-Mia-Spieler?": Neuzugänge des FC Bayern floppen

Der Kader: "Es wurden insgesamt viel zu viele Fehler gemacht. Nicht erst in dieser Saison, das fing schon in der vorigen Saison an", erklärte Matthäus: "Es wurden Namen verpflichtet, aber die Frage ist, sind das auch wirklich Bayern-Spieler, Mia-san-Mia-Spieler? Ich habe in der zweiten Halbzeit gegen Leipzig kein Mia-san-Mia mehr gesehen."

Neben Mané floppten auch die Transfers von Torhüter Yann Sommer und Daley Blind im Winter. Ryan Gravenberch, Mathys Tel, Noussair Mazraoui und João Cancelo waren nur sporadisch Verstärkungen.

Einzig Matthijs de Ligt entpuppte sich als Treffer. Insgesamt weist Salihamidzics Transferbilanz in dieser Saison ein Minus von 41,4 Millionen Euro auf (Quelle: "transfermarkt.de").

Unnötige Unruhe: Tapalovic-Entlassung verärgert Kapitän Neuer

Die Tapalovic-Trennung: Mit dem Torwarttrainer und engen Vertrauten von Kapitän Manuel Neuer verließ im Winter eine weitere Persönlichkeit den Klub, die das Team über Jahre entscheidend geprägt hatte – nach Hermann Gerland, Hansi Flick, David Alaba, Thiago, Jérôme Boateng und Lewandowski.

Das kam in der Mannschaft überhaupt nicht gut an, sorgte für weitere Unruhe. Doch Ex-Coach Nagelsmann setzte seinen Willen durch, Michael Rechner beerbte Tapalovic.

FC Bayern verspielt nach Nagelsmann-Entlassung drei Titel

Die Nagelsmann-Freistellung: Hinzukommt der kostspielige Trainerwechsel vom Ex-Trainer zu Thomas Tuchel, nur kurz nachdem Nagelsmann noch den Machtkampf in der Tapalovic-Frage gewinnen durfte. Voraussichtliches Ergebnis: null Titel.

Besonders die Kommunikation der Trennung Ende März warf intern wie extern Fragen auf. Der Stil passte nicht zu Bayern – so die einhellige Meinung. Und: Es waren zu diesem Zeitpunkt ja noch drei Titel zu gewinnen.

Doch für das Nagelsmann-Aus gab es gute Gründe. Wichtige Spieler standen nicht mehr hinter dem Trainer, der Trend in der Rückrunde war negativ. Bayern büßte zehn Punkte Vorsprung auf Dortmund ein.

Dass es unter Nachfolger Tuchel nicht besser, sondern sogar noch schlechter läuft, wirft kein gutes Bild auf die Mannschaft – und auf die Zusammenstellung des Kaders. Es fehlen Spieler, die Widerstände überwinden, die echte Leader sind.

Daher wird das Team nun hinterfragt – genauso wie die Führungsetage. Ehrenpräsident Uli Hoeneß, so ist zu hören, wirkt bei diesem Prozess maßgeblich mit.

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