Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge: In Alarmstimmung!

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge attackiert den DFB und stellt "gewissen Wertewandel" fest. Die Folgen der Corona-Pandemie fürchtet er: "Ohne Fans wird der Fußball großen Schaden erleiden."
von  Maximilian Koch
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge steht vor Spielbeginn im Stadion.
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge steht vor Spielbeginn im Stadion. © Robert Michael/dpa-Zentralbild/Pool/dpa/Archivbild

München – Sportlich zählt die deutsche Nationalmannschaft derzeit nicht zu den besten Teams der Welt – das zeigte der 2:1-Zittersieg in der Ukraine gegen einen stark ersatzgeschwächten Gegner. Doch nicht nur aufgrund der mäßigen Leistungen in den vergangenen Jahren sieht Karl-Heinz Rummenigge (65) sieht das Image des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) als schwer beschädigt an. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern wirft dem Verband Profitgier vor.

"Geld, Vermarktung und Politik haben Priorität, aber nicht der Fußball", sagte Rummenigge nun der "Bild am Sonntag" und forderte: "Der DFB muss dringend in ruhiges Fahrwasser zurückkehren. Das ist die primäre Aufgabe von Präsident Fritz Keller."

Rummenigge: Werte des DFB haben sich verändert

Der frühere Nationalmannschaftskapitän attestierte dem Verband einen "gewissen Wertewandel" seit dem WM-Triumph 2014: "Es wurde versucht, diesen großen Erfolg finanziell auszunutzen. Mit großen neuen Sponsoring-Verträgen und vielem mehr." Von den Münchner Nationalspielern wisse er, dass sie am Rande der Länderspiele "vermehrt Sponsoring-Termine" absolvieren mussten.

Auch der Bundestrainer sei ein Opfer der finanziellen Interessen. "Der arme Jogi Löw, der jetzt von allen Seiten kritisiert wird, musste ein Freundschaftsspiel gegen die Türkei bestreiten, damit Geld in die Kassen kommt, angeblich fehlen 15 Millionen Euro", sagte Rummenigge und schimpfte: "Was sind 15 Millionen im Vergleich zu dem, was die Bundesliga-Klubs verlieren?"

Rummenigge befürchtet, dass der FC Bayern Verlust macht

Für diese fürchtet Rummenigge schlimme Konsequenzen aus der Coronavirus-Pandemie. "Die Zukunft des Fußballs steht wirklich auf tönernen Füßen. Ich weiß nicht, wie lange der Fußball das aushält. Es ist alles sehr traurig", ergänzte der Bayern-Boss. Sogar die Münchner haben wegen der ausbleibenden Zuschauer-Rückkehr massive finanzielle Probleme. Die Gehälter würden zwar wieder "normal" bezahlt, "aber wir werden in diesem Geschäftsjahr kämpfen müssen. Ich schließe nicht aus, dass wir zum ersten Mal in meinen 19 Jahren als Vorstandsvorsitzender Verlust machen", sagte Rummenigge.

Sollte der Champions-League-Sieger bis zum Saisonende vor leeren Rängen spielen müssen, erwarte er "rund 100 Millionen Euro Mindereinnahmen. In ganz Europa verliert jeder Klub zwischen 50 und in der Spitze 200 Millionen Euro in einer Saison, die er ohne Zuschauer spielen muss. Wie lange das ein Fußball-Klub aushält, das kann man sich an fünf Fingern abzählen."
Rummenigge in Alarmstimmung.

Angst um die Zukunft der Fußballkultur

Schon jetzt seien hierzulande Gerüchten zufolge "einige Klubs insolvenzgefährdet". Sollte die Saison in Folge einer zweiten Welle sogar abgebrochen werden müssen, würden dies "mehrere Bundesligisten nicht überleben", sagte er: "Mehrere! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesliga in der jetzigen Form dann noch in der Zukunft weiterbestehen könnte."

Schlimmer als die finanziellen seien aber die Folgen für den Stellenwert des Sports. "Ich mache mir größte Sorgen um die Fußball-Kultur. Wenn wir nicht bald wieder Fans in den Stadien haben, dann befürchte ich, wird der Fußball großen Schaden erleiden." Am meisten Sorgen bereite ihm, dass die Zuschauer entwöhnt werden könnten und auch nach Corona nicht wiederkommen.

Beim DFB ist der Zuschauerschwund ohnehin schon länger zu beobachten.  

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