Bayern-Boss Hainer: "Barcelona sollte uns allen ein mahnendes Beispiel sein"

München/Barcelona - Die nächste Enttäuschung, wieder kein Sieg - und eine bittere Gewissheit: Der ruhmreiche FC Barcelona gehört derzeit weder in Europa noch in der spanischen Liga zur Elite. In Cádiz holte das Team des umstrittenen Trainers Ronald Koeman nur ein 0:0, Barça rangiert mit neun Punkten auf Rang sieben der Primera División.
Und wie weit die Katalanen von Europas Spitze entfernt sind, zeigte das krachende 0:3 in der Champions League gegen den FC Bayern.

Kaum Perspektiven für die Zukunft
Besonders schmerzvoll: Die Perspektiven für die Zukunft sind kaum besser als die Gegenwart, denn der Klub ist nach jahrelangem Fehlmanagement bis ans Kinn verschuldet. Deshalb musste Barca Superstar Lionel Messi im Sommer zu Paris Saint-Germain ziehen lassen.
Das Motto "Més que un Club - mehr als ein Klub", es gilt nicht mehr. Barcelona ist inzwischen ein Klub wie viele andere und kein Vorbild mehr für Topadressen wie den FC Bayern.
Hainer über Gehälter-Explosion: "Das kann nicht gesund und gewollt sein"
"Barcelona sollte uns allen ein mahnendes Beispiel sein, dass man versuchen muss, die Dinge besser zu regulieren, um auch die besondere Rivalität der Klubs langfristig sicherzustellen", sagt Bayern-Präsident Herbert Hainer.
"Ich bin der Überzeugung, dass durch die Corona-Pandemie das Problem noch mal deutlich offensichtlicher wurde. Wir alle reden über Barcelona, weil es dort so offensichtlich ist und öffentlich gemacht wurde. Es gibt aber sicherlich mehr Vereine, die finanzielle Schwierigkeiten haben. Und trotzdem steigen die Gehälter der Spieler und die Beraterhonorare werden immer größer. Das kann nicht gesund und gewollt sein."
Das denkt Herbert Hainer über das Financial Fairplay
Man müsse daher jetzt und in Zukunft "alles versuchen, um die Klubs gesund zu halten", ergänzt Hainer - und sieht seinen Klub als Inspiration für andere: "Der FC Bayern München hat das in den letzten 20 Jahren gut geschafft, sportliche Ambitionen zu haben und trotzdem auch wirtschaftliche Stabilität. Aber das gelingt nicht jedem. Wir haben ja gesehen, dass trotzdem viel investiert wird in verschiedenen Klubs. Man muss darüber nachdenken, wie man das zum Wohle aller vernünftiger gestalten kann."
Ein wichtiges Werkzeug für dieses Ziel ist laut Hainer das Financial Fairplay, das in der Vergangenheit von mehreren Topklubs umgangen wurde. Er sei "schon der Meinung, dass man versuchen muss, ein Financial Fairplay herzustellen und das dann auch konsequent durchzusetzen und zu sanktionieren", erklärt der Bayern-Präsident: "Es wurde in den letzten Jahren allerdings auch durch Covid aufgeweicht und teilweise außer Kraft gesetzt."
Herbert Hainer mit Bayerns Saisonstart zufrieden
Nun gebe es "neue Überlegungen. Das Gute ist, dass darüber gesprochen und nachgedacht wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass es kommen wird. Wie schnell, das kann ich nicht sagen. Da spielen ja unter anderem auch die europäischen Gesetzgebungen mit rein."
Der FC Bayern hat aktuell keine finanziellen Sorgen - und auch sportlich läuft es wie gewünscht. "Alles, was ich bisher gesehen habe, ist sehr, sehr positiv. Wir haben eine klasse Mannschaft, ob das gegen Barcelona oder gegen Bochum war. Der Auftakt war sehr erfolgversprechend", sagt Hainer.
Was dem Präsidenten auch gefällt: Trainer Julian Nagelsmann hält sich in Transferfragen weitgehend zurück. Der Coach habe "sehr deutlich gesagt, dass der Verein entscheidet, wie die Mannschaft aussieht", so Hainer: "Er hatte natürlich trotzdem den ein oder anderen Wunsch, den wir zum Beispiel mit Marcel Sabitzer auch erfüllt haben noch kurz vor Schluss."
So forsch wie Vorgänger Hansi Flick tritt Nagelsmann intern nicht auf, daher herrscht bei Bayern momentan Frieden - ganz anders als beim FC Barcelona.