Bayern beim HSV: Peps große Freiheit

Trotz der Verletzten: Bayern-Trainer Pep Guardiola hat so viel Qualität im Kader wie nie. Die Analyse vor dem Spiel gegen den HSV – vom Torwart bis zum Sturmzentrum.
von  Patrick Strasser
Fast schon die Qual der Wahl: Bayern-Trainer Pep Guardiola hat 27 Profis im Kader, darunter 21 Nationalspieler.
Fast schon die Qual der Wahl: Bayern-Trainer Pep Guardiola hat 27 Profis im Kader, darunter 21 Nationalspieler. © imago

München - Die Bayern sind am Samstag zu Gast in Hamburg – ausgerechnet zum Start des Oktoberfestes, zum Wiesn-Anstich. Ob Pep Guardiola überhaupt wisse, was während ab sofort in München passiere? Der Bayern-Trainer runzelte die Stirn, schaute fragend drein. „Ach so, ja. Ich weiß, das Oktoberfest. Ich bin jetzt Profi, es ist mein zweites Jahr hier.“ Seine Beobachtung: „Die Leute sind mit Lederhosn und Dirndl unterwegs, auch in der Stadt ist mehr Verkehr.“ Treffend analysiert. Der offizielle Wiesn-Besuch der Bayern im Käfer-Zelt wird dieses Jahr – erstmals ohne den inhaftierten Uli Hoeneß – am 5. Oktober stattfinden, am Tag nach dem Heimspiel gegen Hannover. „Ich hoffe, mit meiner Familie und Freunden noch einmal mehr zu gehen“, sagte Guardiola.

Was nur nach Siegen wirklich opportun ist. Fünf Spiele in 15 Tagen warten auf die Bayern bis zum Ende des Oktoberfests. Der Coach kennt die eng getaktete Spiele-Frequenz. Er beschwert sich auch nicht darüber. Aber er wäre nicht Pep Guardiola, wenn er nicht Vorkehrungen getroffen hätte für den heißen Herbst: Spielertransfers. Medhi Benatia und Xabi Alonso kamen. Der Spanier, selbst gekrönter Mittelfeld-Souverän nach nur drei Partien, hat mehr Minuten im Spiel absolviert denn auf dem Trainingsplatz. Abwehrmann Benatia bezahlt für sein bemerkenswertes Debüt beim 1:0 gegen Manchester City für das Gastspiel am Samstag (15.30 Uhr, sky und Liveticker auf az-muenchen.de) beim Hamburger SV.

„Für Benatia ist es im Moment wohl noch zu viel, alle drei Tage zu spielen“, sagte Guardiola über den Neuzugang vom AS Rom. Aber, auch in diesem Fall: Pep beschwert sich nicht. Bei jeder Pressekonferenz könnte er sie aufzählen, die Liste der zu beklagenden Ausfälle: Bastian Schweinsteiger, Franck Ribéry, die Patellasehnen-Geschädigten mit ungewissem Rückkehr-Datum, der am Kreuzband operierte Javi Martínez und Thiago (immerhin schon nahe am Teamtraining), der erneut verletzte Holger Badstuber.

Guardiola bleibt cool. Weil er 27 Profis im Kader hat, darunter 21 aktuelle oder ehemalige Nationalspieler. Weil Pep eines hat: die große Freiheit. Selten hat ein Bayern-Trainer über einen derart großen und qualitativ tiefen Kader verfügt.

Die AZ gibt einen aktuellen Überblick über Guardiolas „Spaß an der Wahl“.

Die Torhüter:
Nationaltorhüter Manuel Neuer ist gesetzt, er ist die unumstrittene Eins. Doch Pep kann sich den Luxus leisten, den Ersatzmann rotieren zu lassen: Mal Reina, mal Starke. Luxus!

Die Abwehrspieler:
Als Innenverteidiger hat Guardiola Boateng, Benatia und Dante zur Verfügung, der Brasilianer wird in Hamburg wohl Benatia ersetzen. Plus eventuell Rückkehrer Daniel Van Buyten. Ob für Dreier- oder Viererkette, rechts kann Pep Rafinha, Rode, Höjbjerg und Lahm aufstellen, links kommen Alaba und Bernat in Frage. Top-Top-Auswahl!

Die Mittelfeldspieler:
Peps Leib- und Magenfußballer. Für das Zentrum des Spiels, die beiden Positionen vor der Abwehr, kann er wählen zwischen Alonso, Lahm, Alaba, Rode, Höjbjerg und Gaudino, dem 17-Jährigen. Wenn dann erst einmal Schweinsteiger, Thiago und Martínez zurück sind – Weltklasse en masse.

Das ruft die Mahner auf den Plan. „Noch akzeptiert jeder Spieler, auch mal auf der Bank zu sitzen“, sagt Ex-Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld und warnt: „Gefährlich wird es in der Rückrunde. Wer sich jetzt noch klaglos auf die Bank setzt, wird dann murren. Denn gerade in den K.o.-Spielen will jeder dabei sein.“

Die Außenstürmer:
Robben meldet sich im Gegensatz zu Ribéry fit für Samstag, könnte Müller oder Götze ersetzen. Außerdem hoffen auf Einsätze: Shaqiri, Weiser und Neuzugang Sinan Kurt, Talent aus Gladbach.

Der Stoßstürmer:
Lewandowski ist erste Wahl, wenn auch noch nicht in alter BVB-Form, Pizarro der Joker – eine sehr, sehr gute Auswahl. „Wir waren gegen City hinten raus die fittere Mannschaft“, sagt Kapitän Lahm, „wir sind sehr, sehr gut vorbereitet auf die nächsten Wochen. Was uns eher belastet, ist, dass uns einige Spieler verletzt fehlen.“

Ach was – Pep hat ja genug Auswahl.

 

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