Bayern: Alle Neune - mit starkem Starke!
München – Jupp Heynckes hat Ernst gemacht, aber mal so richtig. Womöglich wollte der Bayern-Trainer sich zum Ende seines dritten Engagements einen weiteren Rekord sichern: den des inoffiziellen Bundesliga-Rotationsrekords! Ach, was des Rotationsweltrekords in einem Pflichtspiel.
Neun (!) neue Spieler standen in der Startelf gegen den 1. FC Nürnberg gegenüber dem 2:0 im Champions-League-Viertelfinale bei Juventus Turin. Nur Daniel Van Buyten, der aber in Turin nach einer halben Stunde wegen Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen ausgewechselt werden musste sowie Franck Ribéry waren von Beginn an dabei.
Doch auch der Franzose hatte nur 80 Minuten gespielt in Italien, somit wurden alle 90-Minuten-Eingesetzten am Samstag – zumindest von Beginn an – geschont. Jupp, Jupp, Hurra! Die Meisterschaft macht's möglich. Daher durften einige ihre ganz persönliche Premiere in der Allianz Arena erleben am Samstagnachmittag.
Also:
Tom Starke (32): Erstes Bundesliga-Heimspiel des ehemaligen Hoffenheimers,im März durfte er ja schon einmal beim Auswärtsspiel bei der TSG (1:0) halten. Und dann auch noch dieses Highlight: Starke parierte den Elfmeter von Club-Oldie Timmy Simons. Angenehmer Nachmittag für Starke, der ein paar Mal sein Können zeigen konnte. Heynckes lobte ihn explizit: „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, er hat sich das erarbeitet. Er ist ein viel besserer Torwart geworden seit er hier trainiert.“ Und Manuel Neuer? Konnte auf der Ersatzbank relaxen.
Rafinha(27): Sein zehnter Saisoneinsatz, doch erst zum dritten Mal von Beginn an. Traf nach feinem Pass von Pizarro zum 3:0 – auch eine Mini-Premiere. Zwar war er schon im Oktober in Düsseldorf (5:0) erfolgreich, aber eben noch nie bei einem Heim-Kick. Seinen Treffer feierte er mit einem Tripple-Schritt-Jubel, was die Kollegen auf der Bank mächtig amüsierte.
Jérome Boateng (24): Seine Tor-Premiere hatte der Innenverteidiger vor ein paar Wochen beim 3:2 gegen Düsseldorf (köpfte den Siegtreffer!) gefeiert, nun zeigte er ungeahnte Akrobatik-Fähigkeiten. Sehenswert sein Seitfallzieher zum 1:0. Ebenfalls stark: Seine Vorbereitung im Stile eines Zehners auf Gomez, der mit links zum 2:0 einschob.
Emre Can (19): Weil Luiz Gustavo gesperrt fehlte und Bastian Schweinsteiger (Tribüne) sowie Javi Martínez (Bank) geschont wurden, durfte der Deutsch-Türke sein Bundesliga-Debüt feiern. Diese Saison hatte der U19-Nationalspieler des DFB bereits bei zwei Pokalspielen mitmachen dürfen. 19 Jahr, dunkles Haar – und ein Lob vom Trainer: „Er und Pierre-Emile haben sich ihren Einsatz verdient. Beide werden Karriere machen, sie arbeiten sehr gut, sind motiviert.“
Franck Ribéry (30): Vive le capitaine! Der Franzose durfte in Abwesenheit der ersten vier (!) Kapitäne (Lahm, Schweinsteiger, Neuer, Robben) den Boss geben. Ein Tor gelang ihm gegen Nürnberg nicht, immerhin die Vorlage zu Shaqiris 4:0. Dass Ribéry der Kapitän der B-Elf war, hat folgenden Hintergrund: Am Dienstag im Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg (20.30 Uhr, ARD und Sky live) ist Ribéry wegen seiner Roten Karte vom Achtelfinale in Augsburg (2:0) gesperrt. Hat also wieder Pause – der Jupp denkt aber auch an alles!
Claudio Pizarro (34): In Turin hatte der Peruaner seine späte Einwechslung genutzt, um zu zeigen: Freiwillig bin ich nicht Stürmer Nummer drei hinter Mandzukic und Gomez. Gegen Nürnberg durfte Pizarro erstmals einen Versuch als Zehner wagen. Toni Kroos wird bis Saisonende verletzt fehlen und Thomas Müller bekam frei. Ein Treffer blieb Pizarro verwehrt, immerhin: feine Vorlage zu Rafinhas 3:0. Doch ganz vorne, das hat sich gezeigt, ist der 34-Jähriger wertvoller – siehe das 9:2 gegen den HSV mit seinem Viererpack.
Pierre-Emile Höjbjerg (17): Kam nach 71 Minuten für Shaqiri. Der Mann mit der Nummer 34, einer der wertvollsten Spieler von Bayern-II-Trainer Mehmet Scholl (20 Saisoneinsätze, zwei Tore) feierte seine Premiere im A-Team. Und das als jüngster Bayern-Spieler aller Zeiten! 17 Jahre, 251 Tage – damit ist der Däne vier Tage früher als David Alaba zum Einsatz gekommen. Was für ein Tag für das Talent – denn nun darf er sich am Saisonende auch Deutscher Meister nennen. Nach seinem – tatsächlich sehr zaghaften - Debüt sagte Höjbjerg: „Das ist der Hammer, für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe mir in die Hose geschissen.“