Bayerische Verkaufskönige: Was Brazzo besser macht als der FC Barcelona

Der Blick nach Katalonien sorgt hierzulande regelmäßig für Schwindelgefühle. Rund 130 Millionen Euro hat der FC Barcelona in diesem Transferfenster schon wieder an Minus erwirtschaftet, dabei betrug der Schuldenberg bereits vor dieser Wechselperiode schier unglaubliche 1,35 Milliarden Euro.
Doch das hindert Barça-Präsident Joan Laporta nicht daran, weiter munter einkaufen zu gehen: Jetzt soll auch noch Bernardo Silva von Manchester City kommen – für schlappe 65 Millionen Euro.
Das Transferminus in diesem Sommer liegt aktuell bei 41,6 Mio.
Finanziert wird der Barcelona-Irrsinn durch Verkäufe der TV-Rechte, des Fanartikel-Geschäfts, des Stadionnamens und durch extrem hohe Kredite. Ein waghalsiges Modell, das beim FC Bayern unvorstellbar wäre. Wie sagte Uli Hoeneß doch einst: "Im Gegensatz zu den meisten Vereinen gehen wir immer in die Festgeld-Abteilung der Bank und nicht in die Kredit-Abteilung."
So auch in diesem Sommer. Die Münchner haben zwar kräftig investiert und für insgesamt fünf starke Neuzugänge um Topstar Sadio Mané 137,5 Millionen Euro (alle Zahlen von "transfermarkt.de") ausgegeben. Gleichzeitig nahm der Klub aber auch viel ein – nämlich bislang 95,9 Millionen. Macht ein Minus von "nur" 41,6 Millionen.
Hainer: Der FC Bayern "steht wirtschaftlich hervorragend da"
Solche Ausgaben kann sich ein Topklub wie Bayern pro Transfersommer durchaus leisten, ohne sich zu verschulden. Denn im Hintergrund wird seriös gearbeitet. Selbst während der Corona-Pandemie erzielte Bayern noch einen Gewinn – das gelang anderen Spitzenvereinen nicht.
"Uns fehlen 150 bis 200 Millionen Euro aus den letzten drei Jahren", sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer nun am Rande der Generalversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Dortmund bei Sky: "Aber trotz allem hat der Verein in den letzten Jahrzehnten sehr gut gewirtschaftet und steht wirtschaftlich hervorragend da."
So konnte in dieser Wechselperiode fleißig eingekauft werden. "Wir haben genau die Spieler bekommen, die wir haben wollten und uns sehr, sehr gut verstärkt. Wir haben in den ersten drei Spielen hervorragenden Fußball gespielt und so kann es weitergehen", sagte Hainer, der Sportvorstand Hasan Salihamidzic ein positives Zeugnis ausstellte: "Das Lob steht ihm auf alle Fälle zu. Wir haben sehr, sehr gute Arbeit gemacht."
So macht man Geschäfte
Eben nicht nur bei den Einkäufen, sondern auch bei den Abgängen. Für den bald 34-jährigen Lewandowski, der unbedingt wegwollte, erhielt Bayern satte 45 Millionen Euro aus Barcelona, einige Millionen an Boni können hinzukommen. Für die Ersatzspieler Lars Lukas Mai, Omar Richards, Marc Roca und Chris Richards nahmen die Münchner zusätzlich mehr als 34 Millionen Euro (plus mögliche Boni) ein.




Und nun wurde auch noch Tanguy Nianzou für 16 Millionen Euro fix (vier Millionen an Boni können hinzukommen) zum FC Sevilla transferiert.

So macht man Geschäfte. Mit Stürmer Joshua Zirkzee könnte sogar noch ein weiterer Verkauf hinzukommen – und Einnahmen von circa 15 Millionen Euro. Das Transferminus würde weiter schrumpfen, etwa auf das Niveau von Borussia Dortmund (29,6 Mio. Euro). Nach zusätzlichen Einkäufen sieht es bei Bayern derzeit nicht aus. Konrad Laimer wird wohl bei RB Leipzig bleiben, weil Marcel Sabitzer im Zentrum überzeugt und das Angebot dort mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Ryan Gravenberch, Jamal Musiala und eben Sabitzer groß ist. Und auch in der Sturmspitze wird sich nach Lewandowskis Abschied vermutlich nichts mehr tun.