Ultras besuchten Hoeneß privat: So planten die FC-Bayern-Fans das Aus von Kahn und Brazzo

Direkt nach dem 2:1-Sieg in Köln entließ der FC Bayern Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic. Nicht nur aufgrund der wackligen Saison. Auch die Fans hatten daran ihren Anteil, wie Uli Hoeneß verriet.
von  Victor Catalina
In der abgelaufenen Saison kritisierten die Fans des FC Bayern den eigenen Vorstand um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic mehrere Male.
In der abgelaufenen Saison kritisierten die Fans des FC Bayern den eigenen Vorstand um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic mehrere Male. © IMAGO / Ulmer/Teamfoto

München – Der FC Bayern ist Meister. Daran haben vor allem Kingsley Coman, Jamal Musiala sowie der 1. FSV Mainz 05 einen Anteil. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wurden direkt nach dem Spiel entlassen.

Daran hat vor allem die Achterbahn-Saison des Rekordmeisters einen Anteil – aber nicht nur. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" verriet Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß, dass sich auch die Fans für eine Ablösung der beiden Vorstände stark gemacht hätten. Und das ist eigentlich noch untertrieben.

Uli Hoeneß und die Fans des FC Bayern: nicht immer eine Liebesgeschichte

"Sogar die Leute von der 'Schickeria' (einflussreiche Ultra-Gruppe, d. Red.) haben gesagt: Bitte sorgt dafür, dass unser FC Bayern wieder geradeaus läuft", so Hoeneß. Das allerdings nicht per Post. "Die kamen extra zu mir an den Tegernsee."

Letztendlich gab Hoeneß der Bitte Stand. Wie wichtig die eigenen Fans für ihn sind, ist bekannt. Dennoch sah er sich bisweilen dazu genötigt, ihnen die Grenzen aufzuzeigen. Prominentestes Beispiel dafür ist Hoeneß' Wutrede auf der Jahreshauptversammlung 2007.

Vergangenes Jahr wollte Bayerns Ehrenpräsident nach Pfiffen, Buhrufen und Schmähgesängen der eigenen Fans schlichten. Verlassen musste er das Podium jedoch wortlos. Im Anschluss bezeichnete er die Jahreshauptversammlung als "schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe."

"Helden von einst, Pfeifen von heute": FC-Bayern-Fans kritisierten Kahn und Brazzo deutlich

Die Reaktion der Fans zeigt allerdings auch, dass die Kritik am nun ehemaligen Vorstand, vor allem Oliver Kahn, alles andere als neu ist. Als beim Champions-League-Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester City (1:1) das Aus bereits feststand, gab es ein Banner mit der Aufschrift "Ziele dürfen verfehlt werden, Werte des Vereins nicht! Führungspolitik hinterfragen!"

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Die Südkurve setzt sich schon länger gegen einzelne Projekte des Vorstands ein, wie das Sponsoring durch Qatar Airways. Dass die handelnden Figuren an sich kritisiert werden, gibt es allerdings nur in Ausnahmesituationen. Auf einem weiteren Plakat war zu lesen "Brazzo + Kahn: Helden von einst, Pfeifen von heute".

"Unser FC Bayern Ahead": Fans mit kreativem Lösungsvorschlag

Gegen Hertha BSC (2:0) legte die Südkurve in Richtung Kahns 2020 gestartetem Projekt mit mehreren Transparenten nach und präsentierte "Unser FC Bayern Ahead". Darauf zu lesen waren traditionelle Werte, wie

  • FC-Bayern-Familie
  • regional verwurzelt
  • mit Hirn und Herz
  • nachhaltige Entwicklung
  • Mitgliederverein
  • Teil der Bundesliga
  • 123 Jahre Geschichte
  • Gesellschaftlich verantwortlich
  • ein Verein für alle
  • Rot und Weiss

Fanforscher: Macht der Banner "wurde lange Zeit maßlos unterschätzt"

Gerade die Banner hätten eine stärkere Wirkung als es auf den ersten Blick aussieht, verriet Fanforscher Harald Lange der AZ in einem Gespräch Mitte Mai: "Das wurde lange Zeit maßlos unterschätzt." Die Anti-Hopp-Plakate, die beim 6:0-Sieg des FC Bayern am 24. Bundesliga-Spieltag 2019/20 für mehrere Spielunterbrechungen sorgten, seien dafür ein gutes Beispiel.

"An solchen Dingen merkt man, dass die Bayern-Bosse vorsichtig sein sollten, wenn sie andere Vorstellungen haben als die Kurve. Man kann sich da nicht mit so einer Basta-Politik oder Machtpolitik als Verein durchsetzen. Auch wenn man vermeintlich am längeren Hebel sitzt", so Lange. 

Nach dem 34. Spieltag bekamen die Fans ihren Willen. Uli Hoeneß selbst übernimmt vorerst, zusammen mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen, Karl-Heinz Rummenigge, Dr. Michael Diederich und Thomas Tuchel. Allerdings ist hier der nächste Konflikt programmiert. Vor allem Dreesen und Diederich sind Herren der Zahlen und wissen genau, was ein Aus des Katar-Deals finanziell bedeuten würde. Man darf gespannt sein, wie die Reaktionen diesmal ausfallen.

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