"Bankrotterklärung": Matthias Sammer teilt gegen Kahn und Salihamidzic aus – und warnt Uli Hoeneß

Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic haben beim FC Bayern den falschen Job gehabt, sagt TV-Experte Matthias Sammer.
von  Matthias Kerber
Hat der FC Bayern Oliver Kahn (li.) und Hasan Salihamidzic in die falschen Ämter gehievt?
Hat der FC Bayern Oliver Kahn (li.) und Hasan Salihamidzic in die falschen Ämter gehievt? © IMAGO / Sven Simon

München - Für den Job des Chefdiplomaten des deutschen Fußballs, den Harmonieversprüher, der alle Verwerfungen mit falscher Freundlichkeit zukleistert, war Matthias Sammer noch nie geeignet. Nicht als Spieler (1985 bis 1998), als er als polarisierender Feuerkopf auf dem Feld um sich trat, nicht als Sportmanager beim DFB (2006 bis 2012), nicht als Sportvorstand des FC Bayern (2012 bis 2016), nicht als Berater von Borussia Dortmund (seit 2018) und schon gar nicht als streitbarer TV-Experte (seit 2017).

Der falsche Job beim FC Bayern: Matthias Sammer widerspricht Oliver Kahn 

Sammer versteht sich als Finger-in-die-Wunde-Leger, glaubt an das Credo, dass nur Reibung Energie erzeugt. Der 56-Jährige hat sich nun wieder den deutschen Rekordmeister FC Bayern zur Brust genommen, speziell den der vergangenen Saison, als man erst Trainer Julian Nagelsmann ziemlich schäbig vor die Tür gesetzt hatte, um dann zum Saisonfinale die Nagelsmann-Entlasser – Sportgeschäftsführer Hasan Salihamidzic und den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn – nicht minder un-"mia san mia"-like während der Titelfeier von Ämtern und Würden zu entbinden.

Kahn habe aus seiner Sicht "den falschen Job" gehabt, sagte Sammer im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher": "Ich habe mit ihm darüber gesprochen und auch, wenn er es komplett anders sieht – in meinen Augen ist das so."

"Gar nicht sein Naturell": Matthias Sammer wundert sich über Rolle von Hasan Salihamidzic

Auch die Ernennung von Salihamidzic ("Er ist ein Sieger, aber er ist kein klassischer Anführer – das war er nie") hat Sammer verwundert. "Sportdirektor? Sportvorstand? Diese absolute Führungsposition ist möglicherweise gar nicht sein Naturell und daher war es aus meiner Sicht nicht die richtige Konstellation", meinte Sammer.

Zwei Fehlbesetzungen – und viele falsche Worte hat Sammer bei den Bayern ausgemacht. Auch – und gerade – bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der zuletzt Kahns Verpflichtung als "großen Fehler" bezeichnet, und das Konzept Alt-Fußballer in Entscheider-Positionen zu heben, grundsätzlich in Frage gestellt hatte.

Keine Fußballer mehr im Vorstand des FC Bayern? Sammer will Uli Hoeneß anrufen

"Es hat mich erschreckt, als Hoeneß zuletzt sagte: Vielleicht muss ich umdenken, dass immer ein Fußballer die führende Position in einem Verein übernehmen muss. Ich wollte ihn direkt anrufen und ihm zurufen: Uli, bitte denke nicht anders! Das wäre ein Riesen-Fehler", sagte Sammer, Europameister von 1996: "Uli, geh' nicht von deinem Denken weg! Die wichtigste sportliche Führungsposition muss ein Fußballer bekleiden. Kein Manager, kein Finanz-Chef, kein McKinsey-Berater oder Silicon-Valley-Typ. Das wäre eine Bankrotterklärung für den Fußball."

"Die wichtigste sportliche Führungsposition muss ein Fußballer bekleiden", fordert Matthias Sammer, Europameister von 1996. Alles andere wäre "eine Bankrott-Erklärung für den Fußball".
"Die wichtigste sportliche Führungsposition muss ein Fußballer bekleiden", fordert Matthias Sammer, Europameister von 1996. Alles andere wäre "eine Bankrott-Erklärung für den Fußball". © Cathrin Müller/imago

Fußball und der Sport allgemein brauchen laut Sammer schlicht Personen, die die Sache mit Herzblut erfüllen und leben – und nicht kalte, herzlose BWL-Kalkulierer. Man sehe bereits an vielen Beispielen, "wo Manager-Typen statt Fußballer am Werk sind, dass es dem deutschen Fußball nicht gutgetan hat", so Sammer.

Der TV-Experte zählte sogleich natürlich auch den DFB – und insbesondere Präsident Bernd Neuendorf – an: "Wenn ich sehe: Der Präsident, die Generalsekretärin, die Landesfürsten – da darf man mir nicht übelnehmen, wenn ich sage: Dieses System ist nicht mehr zeitgemäß. Da fehlt total der Fußball. Das ist keine Konstellation, die garantiert, dass wir für die zukünftigen Generationen gut aufgestellt sind." Rumms, da ist er der Finger tief in der Wunde. Sammer hat gesprochen.

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