Bangen um Torjäger Gomez

Zürich - Es passierte, was nicht passieren durfte. Ein Sprung, ein Zucken, ein Griff an die Muskulatur und die schlimme Ungewissheit: Ist was gerissen? Mario Gomez hatte das 2:0 auf dem Kopf, nicht so wichtig. Er hatte ja schon das 1:0 besorgt, mit einem überlegten Linksschuss. Der Mittelstürmer hatte seiner Mannschaft einen entspannten Abend bereitet. Doch plötzlich war er der Pechvogel des Abends von Zürich.
Wegen einer Muskelverhärtung im rechten Oberschenkel musste der 26-Jährige in der Kabine bleiben. Es hieß, dass man kein Risiko eingehen wolle. Laut Sportdirektor Christian Nerlinger ist sein Mitwirken am Samstag (15.30 Uhr) beim 1. FC Kaiserslautern nicht gefährdet. Gomez selbst meinte: „Der Doc sagt, dass wir das bis Samstag hinkriegen.” Doch schon vor dem Heimspiel gegen den HSV hatte Gomez am Freitag nur lockeres Lauftraining absolvieren können.
Stellt sich die Verhärtung als Zerrung oder gar Muskelfaserriss heraus, haben die Bayern ein Problem. Sie haben nur noch einen gelernten Stürmer im Kader: Nils Petersen. Und der durfte gestern beim FC Zürich seine ersten Europacup-Minuten spielen – nach der Pause. Bewiesen hat er sich bisher in der Zweiten Liga, als Torschützenkönig beim FC Energie Cottbus.
Bilderstrecke: Einzelkritik - die Bayern in Zürich
Was den Bayern nun fehlt, ist Power. Ivica Olic fällt länger aus, Thomas Müller, der Offensivalleskönner, wird von Jupp Heynckes nicht als Stoßstürmer gesehen. Ist der Kader vorne zu dünn? Werden die Bayern noch aktiv? Hat Sportchef Nerlinger, der einen Neueinkauf am Montag noch abgelehnt hatte, jetzt eine hektische Woche vor sich? Die Transferliste schließt am 1. September. Und wenn Bayern sucht, wird’s teuer.
Vor der Partie hatte Trainer Jupp Heynckes mit Blick auf das Aus von Olic bis Mitte Oktober gesagt: „Das ist eine Situation, die wir so nicht haben wollten. Natürlich machen wir uns jetzt Gedanken. Aber mir stellt sich die Frage: Wo bekomme ich jetzt einen Stürmer her, der so gut ist wie Gomez?” Und dann vor allem nicht aufmuckt, wenn er wieder hinter Gomez auf der Bank sitzt – à la Klose. Gut und bescheiden. Papiss Demba Cissé vom SC Freiburg, ein richtig guter Torjäger, macht Druck, um die Breisgauer rechtzeitig verlassen zu dürfen – eine zweistellige Millionen-Summe als Ablöse wäre fällig. Doch wenn alle fit sind, wäre einer überzählig. Und Petersen nur noch Wenig-Perspektive-Stürmer.
„Dieser Stürmer müsste die Sprache sprechen, zu den anderen passen, sich integrieren”, sagte Heynckes. Ein weiteres Kriterium: Er muss für die Champions League spielberechtigt sein. Trifft auf Mladen Petric (30) vom HSV zu. Heynckes beliebte derweil zu scherzen: „Ich würde mich für Messi entscheiden.” Und schob nach: „Nein, im Ernst: Er müsste auch charakterlich zu uns passen.”