Ballacks Rückkehr

Ballack, Hassfigur vieler Bayern-Fans und einst von Beckenbauer verhöhnt, kommt in die Allianz Arena zurück.
von  tbc, jga

Ballack, Hassfigur vieler Bayern-Fans und einst von Beckenbauer verhöhnt, kommt in die Allianz Arena zurück.

Leverkusen - Das Abschiedsspiel von Bernd Schneider war eine traurige Angelegenheit. Nie wieder sollte der liebenswerte Straßenkicker Gegner schwindlig schnixxen? Grund genug für einen Großen des deutschen Fußballs, aus London einzufliegen: Michael Ballack gab sich im Mai 2010 an alter Wirkungsstätte für 24 Minuten die Ehre – was Folgen haben sollte.

Nach der Partie wurde die Internetseite www.micha-komm-zurueck.tk ins Leben gerufen. Mehr als 11000 Fans fanden die Idee prima, und wenig später war Ballack tatsächlich wieder Leverkusener. Als Ballack dagegen 2006 den FC Bayern verließ, hing in der Südkurve folgendes Plakat: „Der größte Söldner im Land, doch bald ist Michael Geldsack verbannt!” Verletzte Fan-Liebe kann grausam sein.

Es gibt sicher Stadien, in die Michael Ballack lieber zurückkehrt als in die Allianz Arena. Wenn er am Sonntag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) mit Bayer Leverkusen dort zum Spitzenspiel aufläuft, wird es erst sein zweites Spiel seit dem Abschied aus München sein. Seine letzte Partie dort bestritt er am 3. März, beim 0:1 der Nationalmannschaft gegen Argentinien. Es war zugleich sein vorerst letztes Länderspiel.

Wo liegt Ballacks Problem?

Es dürfte ein frostiges Wiedersehen werden. Viele Fans haben Ballack nicht verziehen, dass er nach drei Double-Gewinnen in vier Jahren lieber zum noch besser zahlenden FC Chelsea wechselte, und Ballack dürfte die herben Sätze der Bayern-Bosse über ihn noch gut in Erinnerung haben. Franz Beckenbauer zum Beispiel giftete im März 2004 in seiner „Bild”-Kolumne: „Er spielt ohne Begeisterung, immer im gleichen Tempo, wie im Dauerlauf, ohne den Rhythmus zu wechseln. Wo liegt Ballacks Problem? Wird er innerhalb der Mannschaft nicht genug akzeptiert?” Von einem guten Betriebsklima konnte man wirklich nicht sprechen.

Fünf Jahre später ist die Lage in Leverkusen nicht unähnlich, allen Beteuerungen aller Beteiligten zum Trotz. „Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir mit Michael Ballack noch ganz große Momente in wichtigen Spielen erleben werden”, sagte Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser, der von seiner 15-Millionen-Euro-Investition auch in den schwierigen Wochen überzeugt war. Und Sportchef Rudi Völler meinte: „Er ist der Typ Spieler, der uns letzte Saison hier und da gefehlt hat, wenn ein bisschen Gegenwind aufkam. Wir brauchen einen Ballack in Topform, um unsere Ziele zu erreichen”, sagte Völler, nachdem Bayer alle sechs Spiele, in denen Ballack über 90 Minuten auf dem Platz stand, gewonnen hatte.

„Er hat in den vergangenen Wochen intensiv trainiert”, sagt Trainer Jupp Heynckes, „seine Fitness hat sich verbessert und er ist zu einem Aktivposten in unserem Spiel geworden. Mit seiner Erfahrung wird er uns in Spielen wie dem gegen den FC Bayern sicher helfen.”

Ballacks Saisonbilanz ist nach der langwierigen Verletzung allerdings eher mager: zwölf Spiele, sechs mal ein- und ausgewechselt, eine Vorlage, drei gelbe Karten, 784 Spielminuten netto. Immerhin: Die Zeiten im Herbst, als er sich weigerte sich auf die Bank zu setzen, obwohl viele Kollegen verletzt fehlten, sind vorbei. Wie sehr Heynckes von den Mätzchen genervt war und ist, wird sein Geheimnis bleiben.

Bei Bayer steht Ballack noch ein Jahr unter Vertrag. Er wird dann fast 36 Jahre alt sein. Angeblich haben die New York Red Bulls Interesse an ihm. Die haben zwar keine Perspektive, aber Geld. Viel Geld. 

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