Bald gibt's eine Art "Facebook" extra für Bayern-Fans

München – Die Diskussionen über Fußball verlagern sich immer mehr vom Stammtisch ins Netz. Die Vereine wollen dabei sein – mit Foren, Facebook-Gruppen oder eigenen Fernsehkanälen im Web. Der FC Bayern München geht jetzt einen Schritt weiter: Der Rekordmeister eröffnete an diesem Mittwoch ein eigenes Soziales Online-Netzwerk. MyFCB ist eine Art Facebook für Fans, selbstverständlich nicht in Blau, sondern in Rot gehalten. Und statt des „Gefällt mir“-Daumens gibt es den „Guad“-Knopf.
Schon länger sind die Bundesliga-Vereine im Netz aktiv, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Der FC Bayern hat eine beeindruckende Reichweite aufgebaut: Die Website verzeichnet 4,4 Millionen Besuche (Visits) im Monat. Auf Facebook lassen sich mehr als 3,3 Millionen Fans mit Infos rund um die Heynckes-Truppe versorgen. Dank eigener Apps für Smartphones sind die Nutzer auch unterwegs auf dem neuesten Stand. Und ein kostenpflichtiger TV-Kanal im Web versorgt sie mit Bewegtbildern. „Die neuen Medien werden Bestandteil des täglichen Lebens. Wir wollen dorthin gehen, wo die Fans sind“, sagt Stefan Mennerich, FCB-Direktor für Neuen Medien.
Doch das neue Projekt ist eine Nummer größer. Gemeinsam mit dem Dienstleister Apareo aus dem bayerischen Kolbermoor hat der Verein ein eigenes Soziales Online-Netzwerk aufgebaut – mit Funktionen, die von Facebook oder Xing bekannt sind. Die Fans können sich ein Profil basteln, Freunde einladen, Fotos und Videos hochladen und in Gruppen über den nächsten Gegner oder die Bratwurst im Stadion diskutieren. Auch auf Englisch – es gibt eine übersetzte Version von MyFCB.
An Facebook erinnert auch der „Guad“-Knopf. Anders als beim Netzwerk-Riesen aus den USA können die Fans sogar ihr Missfallen ausdrücken – mit einem bayerisch titulierten „Ned Guad“-Knopf. Auf der Plattform werden die Fans mit Neuigkeiten versorgt – natürlich aus Bayern-Perspektive. Die Meldungen, Fotos und Videos entsprechen den Inhalten auf der Website fcbayern.de und der Facebook-Seite. Ein Ersatz für diese Plattformen soll MyFCB nicht sein.
MyFCB ist ambitioniert – und durchaus ein Risiko. Fans wie Gegner werden sehr genau hinschauen, wenn der ruhmreiche Club so ein Projekt angeht. „Wir sind noch ganz am Anfang und bauen das Netzwerk Schritt für Schritt aus“, dämpft Mennerich die Erwartungen. „Wir lernen jeden Tag dazu.“ Derzeit nimmt der Verein Anregungen der Fans entgegen.
Hinzu kommt: In Sozialen Netzwerken wird nicht nur begeistert gejubelt, sondern manchmal auch gepöbelt. Gerade wenn es so emotional zur Sache geht wie beim Fußball. Entgleisungen befürchtet der Online-Chef nicht: „Wir haben über bestehende Communitys wie unsere Foren und StudiVZ viele Erfahrungen gesammelt.“ Einige Regeln sollen für einen zivilen Umgangston sorgen. „Grundsätzliche Kritik ist absolut erlaubt, auch wenn es bei der Mannschaft mal nicht rund läuft. Aber wenn User sich untereinander beschimpfen oder Spieler beleidigen, löschen wir diese Kommentare.“ Acht Moderatoren, die jetzt schon die Diskussionen auf den verschiedenen Plattformen im Blick haben, sollen die Regeln durchsetzen.
Der FC Bayern ist gewarnt. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass Vereine mit ihren Aktivitäten im Netz Eigentore schießen können. Im Januar kündigte der Branchenprimus einen spektakulären Neuzugang an - die Pressekonferenz mit der Vorstellung des Offensivkünstlers wollte er via Facebook übertragen. Doch es kam kein neuer Spieler: Der FCB wollte einfach seine Facebook-Seite bewerben – und kassierte stattdessen viele böse Kommentare.
Im besten Fall kann der Krösus der Liga mit dem neuen Portal sogar Geld verdienen. Für die Fans bleibt die Plattform kostenlos, die Werbepartner des FC Bayern können aber Anzeigen schalten. In der Testphase ist ein Vereinssponsor (HypoVereinsbank) dabei: In der Rubrik „FCB Banking“ lockt „die Bank des FC Bayern München“ für ein Gewinnspiel und preist Kreditkarten und Konten an. Langfristig ist Werbung denkbar, die auf die Nutzerinteressen zugeschnitten ist - sogenanntes Targeting. „Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg“, sagt Mennerich, „wir arbeiten noch ein paar Monate an den grundlegenden Funktionalitäten.“