Badstuber: "Nadal gibt mir Kraft"

Der verletzte Bayern-Star spricht über seine Comeback-Pläne. Er legt Vertragsgespräche vorerst auf Eis, verspricht mindestens einen Titel – und verrät, was seinen Klub so stark mach.
Patrick Strasser, Marco Fenske |
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Abwehrspieler Holger Badstuber vom FC Bayern.
ges/Augenklick Abwehrspieler Holger Badstuber vom FC Bayern.

Der verletzte Bayern-Star spricht über seine Comeback-Pläne. Er legt Vertragsgespräche vorerst auf Eis, verspricht mindestens einen Titel – und verrät, was seinen Klub so stark macht

AZ: Herr Badstuber, wenn der FC Bayern am Samstag gegen Greuther Fürth in die Rückrunde startet, sitzen Sie verletzt auf der Tribüne. Wie frustrierend ist das?


HOLGER BADSTUBER: Sehr. Aber es ist ja nicht zu ändern. Komischer ist es noch, wenn ich an der Säbener Straße bin, die Jungs da unten auf dem Platz trainieren und ich oben behandelt werde. Da denke ich jedes Mal: "Ich will mitmachen." Samstag werde ich aufgeregt sein, mitfiebern. Ich bin kein guter Zuschauer. Ich muss aufpassen, dass ich nach einem Tor nicht plötzlich aufspringe (lacht).


Am 1. Dezember erlitten Sie beim 1:1 gegen Dortmund einen Kreuzbandriss.


Das war der bitterste Tag in meiner Karriere. Aber es geht aufwärts. Ich liege voll im Nach-OP-Plan.


Haben Sie schon auf den Spielplan geschielt? Bis zu welchem Spiel wollen Sie fit sein?


Im April oder Mai möchte ich wieder auf dem Platz stehen.


Trainer Jupp Heynckes sagte in Doha: "Ich denke, dass er in den letzten Spielen wieder dabei sein wird. Das habe ich ihm versprochen."


Das freut mich, dass er mich auf dem Zettel hat. Es ist ein schönes Gefühl, nicht vergessen zu werden. Der Trainer erkundigt sich regelmäßig nach mir, wir sind immer in Kontakt.


Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte zuletzt: "Meine Bürotür steht offen". Eine Anspielung auf eine mögliche Vertragsverlängerung, Ihr Arbeitspapier läuft 2014 aus. Bayern hat Ihnen vor der Verletzung ein Angebot unterbreitet und direkt danach mitteilen lassen, das Angebot aufrechtzuerhalten. Die Krücken sind Sie ja schon los, besuchen Sie ihn jetzt?


Mich freut es natürlich zu hören, dass der Verein zu mir steht. Oberste Priorität hat, dass ich gesund werde. Vertragsgespräche werden wir führen, wenn ich wieder fit bin. Klar ist, dass Bayern mein erster Ansprechpartner ist und bleibt.


Wie sieht aktuell ein Tag im Leben des Holger Badstuber aus?


Zwischen 9 und 10 Uhr komme ich an der Säbener an, dann ist Behandlung: Lymphdrainagen, Verbände, auch mit Strom wird gearbeitet. Das zieht sich eine Zeit lang. Wir setzen immer wieder Reize und schauen, wie das Knie reagiert: Wird es dick? Bildet sich Flüssigkeit? Mein Knie bestimmt den Alltag.


Wie meinen Sie das?


Auch zu Hause ist die Behandlung ja nicht vorbei. Ich muss viel kühlen, das Bein viel hochlegen, einige Verbände mache ich selbst. Autofahren kann ich mittlerweile wieder, allerdings nur kurze Strecken. Man sieht erst mal, wie gut man es eigentlich hat, wenn man gesund ist. Gerade in der Anfangszeit war ich komplett auf Hilfe angewiesen.


Beschäftigen Sie sich mit Sportlern, die auch mit schweren Verletzungen zu kämpfen hatten?


Ja. Mit Philipp Lahm habe ich geredet. Er hatte auch in jungen Jahren einen Kreuzband-riss. Und aktuell lese ich das Buch von Tennisprofi Rafael Nadal: "Mein Weg an die Spitze". Das motiviert mich, gibt mir Kraft.


Sie haben zu Weihnachten sicher viele Bücher und DVDs geschenkt bekommen.


(lacht) Stimmt. Auch eine Narbensalbe war dabei.


Auch wenn's weh tut: Nochmal zurück zu den Sekunden der Verletzung. Beschreiben Sie, was da in Ihnen vorging.


Ich habe sofort gemerkt: Hier stimmt etwas nicht. Ich hatte brutale Schmerzen. Aber die waren nicht definierbar, das komplette Knie hat geschmerzt. Kurz später kam dann schon die Diagnose Kreuzbandriss. Ein Schock.


Wie viele SMS haben Sie danach bekommen?


Mehr als nach einem Sieg. Es waren einige, ich hatte anfangs im Krankenhaus genug damit zu tun, sie zu beantworten. Es war schön zu sehen, wer sich alles gemeldet hat: Bundestrainer Löw, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, der Trainer, viele andere.


Auch Ihre Kontrahenten vom BVB?


Ja. Direkt nach dem Spiel. Auch wenn wir Konkurrenten sind, sind wir doch Sportsmänner. Dass sie sich erkundigt haben, zeugt von menschlicher Klasse.


BVB-Coach Jürgen Klopp hat Bayern bereits zur Meisterschaft gratuliert. Blufft er?


Ich glaube schon, dass er das ernst meint. Zwölf Punkte Vorsprung vor dem BVB sind viel. Aber wir wissen, dass jetzt erst die Preise vergeben werden. Jetzt kommen die wichtigen Spiele.


Wie viele Titel holt der FC Bayern? Ihr Tipp?


Einen auf jeden Fall, so weit lege ich mich jetzt mal für die Kollegen aus dem Fenster. Ich glaube fest an diese Mannschaft. Wenn es zwei werden, wäre das super.


Jupp Heynckes sagt: "Wir spielen den attraktivsten und zeitgemäßesten Fußball aller Zeiten." Hat er Recht?


Absolut. Ich würde sogar noch einen Aspekt hinzunehmen.


Welchen?


Den kontrolliertesten. Das Umschaltspiel ziehen wir 90 Minuten durch, nicht mehr nur 60. Auch wenn es länger 0:0 steht, bleiben wir hartnäckig - ohne den Kopf zu verlieren. Das war vergangene Saison anders und hat uns viele Punkte gekostet. Wir sind total gefestigt. Wir haben diesen Spirit zurück: "Der FC Bayern ist das Nonplusultra". Das ist er zwar immer. Aber man muss es auch glauben und mit Überzeugung nach außen tragen. Gesagt haben wir uns das vergangene Saison zwar auch immer. Aber Glaube und Überzeugung waren nicht da.


Wenn Sie Sportvorstand Matthias Sammer mit drei Worten beschreiben müssten: Welche wären das?


(überlegt lange) Fokussiert. Titelhungrig. Menschlich. Menschlichkeit ist das Wichtigste überhaupt. Weil es in diesem Geschäft keine Selbstverständlichkeit ist.


Zum Abschluss: Vielleicht machen Ihnen die Kollegen ja ein Geschenk. Beim letzten Champions League-Finale gegen Chelsea waren Sie gelbgesperrt...


Eine Sperre halte ich bis dahin für ausgeschlossen, das habe ich letzte Saison schon abgearbeitet. Zum Finale im Mai in London ist es noch ein langer Weg für mich und vor allem für die Mannschaft. Aber ich traue es ihr zu.

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