Badstuber im AZ-Interview: "Ich glaube fest daran, dass Stuttgart die Klasse hält"
AZ-Interview mit Holger Badstuber: Der 33-Jährige spielte von 2002 bis 2017 beim FC Bayern und von 2000 bis 2002 sowie von 2017 bis 2021 für den VfB Stuttgart.
AZ: Herr Badstuber, am Samstag (18.30 Uhr/Sky live) tritt der FC Bayern im Südschlager beim VfB Stuttgart an. Sie selbst standen von 2017 bis 2021 bei den Schwaben unter Vertrag – wie blicken Sie auf Ihre Zeit beim VfB zurück?
HOLGER BADSTUBER: Ich sehe den Klub nach wie vor mit extrem viel Potenzial, nur wünsche ich mir, dass sich auf lange Sicht ein Gerüst findet, gerade in der Führungsetage, sodass der VfB langfristig nach oben kommt, vielleicht sogar wieder ins internationale Geschäft. Der Verein hat eine enorme Strahlkraft. Es ist Wirtschaftskraft da, es ist Geschichte da, es gibt ein super Stadion und super Fans. Da sind viele Facetten vorhanden, die den VfB besonders machen. Deswegen wünsche ich mir, dass sich dieser Verein langfristig unter den ersten Sechs, Sieben in der Bundesliga etabliert.

Schafft es Bruno Labbadia, der Ex-Bayern-Stürmer, den VfB vor dem Abstieg zu retten?
Bruno Labbadia kennt diese Situationen im Abstiegskampf genau. Er weiß, was zu tun ist, an welchen Rädchen er jetzt drehen muss. Deswegen glaube ich fest daran, dass der VfB die Klasse hält.
"Die Spieler sind gierig – das macht Neapel sehr gefährlich"
Von der Champions League ist der VfB aktuell ein Stück weit entfernt. Nächste Woche geht es in der Königsklasse mit den Achtelfinal-Rückspielen weiter. Gibt es ein Team, das Sie bislang im Wettbewerb besonders überzeugt hat?
Neapel sehe ich sehr stark. Es gibt in dieser Saison vielleicht nicht die eine Mannschaft, die alles überstrahlt. Daher könnte es mal wieder Zeit für eine Überraschung sein. Neapel dominiert die italienische Liga, liegt mit 18 Punkten Vorsprung an der Spitze. Man kennt diese Mannschaft noch nicht so gut und weiß nicht genau, wo ihr Limit liegt. Aber das wirkt alles sehr vertraut, sehr eingespielt und hungrig, was ich von Neapel sehe. Die Spieler sind gierig – und das macht Neapel sehr gefährlich. Der Auftritt beim 2:0-Sieg im Hinspiel in Frankfurt war sehr stark und dominant. Für mich ist Neapel in der aktuellen Form ein Favorit auf den Titel.
Und sonst? Real Madrid – wie so oft?
Real Madrid überrascht wirklich immer wieder. Diese Mannschaft bewahrt stets die Ruhe, die Spieler kennen sich untereinander seit Jahren, sind eingespielt. Real beweist immer wieder dieses Selbstvertrauen in den schwierigsten Situationen. Das macht diese Mannschaft immer zum Kandidaten, der die Champions League gewinnen kann.
Elf Fragen an Holger Badstuber
Zum Abschluss noch elf kurze Fragen an Sie. Hier die erste: Was war der schönste Moment Ihrer Karriere?
Das war mein erstes Bundesliga-Spiel.
Ihr bester Mitspieler?
Franck Robben (lacht). Franck Ribéry und Arjen Robben, da kann ich einfach keinen hervorheben.
Der härteste Gegenspieler?
Sergio Agüero. Tiefer Körperschwerpunkt, wuselig. Für mich als großer Spieler schwer zu verteidigen.
Welche Partie würden Sie gern noch mal spielen?
Das Finale dahoam 2012 gegen Chelsea, ganz klar.
Ihr bester Trainer?
Louis van Gaal, weil er mir die Chance bei Bayern gegeben hat.
Wenn Sie kein Fußballprofi geworden wären, was wären Sie dann heute?
Auf jeden Fall Sportler. Ich bin einfach ein sportlicher Typ, Sport ist elementar wichtig in meinem Leben. Es wäre dann eine andere Sportart geworden.
Ihr Lieblingsort in München ist?
Zu Hause.
Ihr Lieblingsessen?
Kaiserschmarrn.
Wie viele Titel holt der FC Bayern in dieser Saison?
Zwei.
Ihr Vorbild?
Ich hatte nie dieses eine sportliche Vorbild. Ich habe mir immer von verschiedenen Spielern, von den besten Innenverteidigern in Europa die Besonderheiten herausgefiltert. Aber ich wollte zugleich eine eigene Identität haben, einen eigenen Stil. Daher habe ich mir immer die Frage gestellt: Wie will ich in fünf Jahren sein? Ich weiß, dass ich nie der sein werde, der ich gerne sein möchte. Aber ich strebe danach.
Ihr größtes Ziel für die kommenden Jahre?
Ich will meine Erfahrungen und Kenntnisse, die ich als Spieler gesammelt habe, nutzen, um junge Talente zu unterstützen und sie auf ihre Karriere vorzubereiten.