AZ-Reporter: Wie ich den Champios-League-Triumph 2013 des FC Bayern erlebte

FC-Bayern-Reporter Patrick Strasser war für die AZ beim legendären Champions-League-Finale 2013 gegen Dortmund in London vor Ort. Hier erinnert er sich an eine Nacht mit wenig Schlaf und viel Wasser.
von  Patrick Strasser
Feucht und fröhlich: Die Party des FC Bayern mit Robben, Martínez, Schweinsteiger und Müller (v.l.) nach dem Champions-Legue-Triumph 2013.
Feucht und fröhlich: Die Party des FC Bayern mit Robben, Martínez, Schweinsteiger und Müller (v.l.) nach dem Champions-Legue-Triumph 2013. © GES/Augenklick

London - Zurück im Hotelzimmer. Ach ja, Tür zu! Wäre gut. Mit letzter Kraft. Ich schmeiße mich aufs Bett, die Lederschuhe, die feinen, engen Partytreter noch an.

Weg damit, ab in die Ecke wie der FC Bayern seinen Champions-League-Final-Fluch weggepfeffert hat mit dem 2:1 gegen Borussia Dortmund im Finale von Wembley. Vor ein paar Stunden, gestern noch. Endlich Ruhe.

Nach der irren Siegesparty des FC Bayern kommt das Vogelgezwitscher

Es ist fünf oder sechs Uhr früh an diesem 26. Mai 2013. Mein Körper will Schlaf, meine Chefs der Abendzeitung aber ein Programm, zumindest Themen für die nächste Ausgabe. Puh!

Die AZ vor Ort in London mit der Sieger-Ausgabe: Die Reporter Gunnar Jans, Patrick Strasser und Florian Bogner (v.l.).
Die AZ vor Ort in London mit der Sieger-Ausgabe: Die Reporter Gunnar Jans, Patrick Strasser und Florian Bogner (v.l.). © privat

Laptop raus und eine Mail aufsetzen. Dann verschlingt mich der Schlaf – ganz so als würde sich die Müdigkeit in Form des Henkelpotts über mein Haupt stülpen.

Als AZ-Redakteur durfte ich nicht nur das deutsche Finale, sondern auch die irre Siegerparty der Bayern im Ballroom des Marriott-Hotels "Grosvenor House" miterleben. Nun zwitscherten die Vögel. Fenster zu! Quiet please!

Sieges-Party des FC Bayern: Gottschalk, Becker, Stoiber und Kahn sind gut dabei

Wenigstens zwitschert nichts in meinem Kopf, ich habe lediglich ein Helles (das lieferte der Münchner Sponsor) getrunken. Goldene Reporter-Regel auf Titel-Sausen: Bloß nicht mitsaufen! Während die Spieler, Trainer, Funktionäre sich die Kante geben, muss man nüchtern bleiben. Als Auge der Leserschaft soll man sich am nächsten Morgen noch erinnern können, was man gesehen hat.

Den 1500 geladenen Gästen, die jeweils 400 Euro für ein Party-Ticket bezahlten, rief Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge via Mikrofon zu: "Trinkt viel und macht die Nacht zum Tage! Die Kanonen werden heute freigegeben. Feuer frei!" Thomas Gottschalk, Boris Becker, der Stoiber, der Seehofer, 2001er-Held Oliver Kahn – alle gut dabei.

"Football's coming home" – die Sieger-Shirts des FC Bayern

Man steht mittendrin unter lauter heiteren bis wolkig-benebelten Feierwütigen als würde man am heißesten Sommertag des Jahres am überfüllten Strand einen Ganzkörper-Anorak tragen, oben noch 'ne Mütze, unten Moonboots.

Alle zwei Minuten kommt ein bajuwarisches Triumphgesicht vorbei, prustet und prostet einem zu. Man stößt höflich mit Wasser an, holt sich den obligatorischen dummen Spruch ab und antwortet mörderwitzig: Ich muss noch schreiben.

Immerhin sichere ich mir eines der Sieger-Shirts, auf dem weiß auf rot "Football's coming hoam" steht - liegt heute noch im Schrank.

Mail an den Titan: Oliver Kahn antwortete nie

Mein frühmorgendliches Hoam-coming ins Hotel verlief nicht komplikationsfrei bis zur ersehnten Mütze Schlaf, die leider sehr eng und klein war. Das Themen-Angebot! Ich setze die Mail auf an die Kollegen. Wieder tänzelt der Schlaf um meine Birne wie zuvor Arjen Robben beim Siegtreffer durch die BVB-Abwehr. Dann ist es geschafft. Fertig in allen Belangen, Mail gesendet. Zwei, drei Stunden Schlaf bis zur Abfahrt zum Flughafen.

Müde, aber ohne Schädel checke ich auf dem Weg meine Mail und die Themenideen. Hatte ich alle in den Verteiler genommen, keinen vergessen? Im cc meiner schlaftrunkenen Nachricht entdecke ich eine merkwürdige Adresse, die von: Kahn, Oliver. Ups! Sollte wohl an Kerber, Matthias gehen. Kahn ja mal passieren: Einfach die Titanen verwechselt! Geantwortet hat er übrigens nie, der Olli.

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