AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Rangnick? "Eine gute Wahl"

München - Die Trainersuche des FC Bayern – bislang eine fast unendliche Geschichte. Nach der Absage von Xabi Alonso und der Verlängerung von Julian Nagelsmann beim DFB ist nun Ralf Rangnick der Top-Kandidat auf die Nachfolge von Thomas Tuchel im Sommer.
Wenn Rangnick, derzeit noch Nationaltrainer in Österreich und im Sommer bei der EM dabei, auch nicht die allererste Option der Bayern ist, so ist er doch eine gute Wahl. Rangnick hat auf fast all seinen Stationen Erfolg gehabt und seine Mannschaften entwickelt. Auch war er bisher immer dafür bekannt, junge Spieler an den Profikader heranzuführen und ins Team zu integrieren.
Bayern-Trainerkandidat Rangnick noch nicht der große Titelsammler bisher
Die TSG Hoffenheim führte er in die Bundesliga und begeisterte die Liga gleich in der ersten Saison mit tollem Offensivfußball, mit dem FC Schalke 04 gewann er 2011 den DFB-Pokal und zog mit ins Halbfinale der Champions League ein, wo man dann Manchester United unterlag. Bei RB Leipzig sowie bei RB Salzburg legte er als Sportdirektor die Basis für die Erfolge, die man in den vergangenen Jahren feiern konnte. Bei jedem Klub – Manchester United mal ausgenommen – hat Rangnick etwas bewegt, der große Titelsammler war er aber noch nicht. Das wird für ihn beim FC Bayern künftig das Ziel sein.
Die Differenzen zwischen Rangnick und dem FC Bayern aus der Vergangenheit, die es durchaus gab, scheinen ausgeräumt zu sein. Dazu hat er mit Christoph Freund einen Mann im Verein, den er schon aus Salzburg kennt. Auch die Zusammenarbeit mit Max Eberl wird funktionieren. Das ist eine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft.

FC Bayern: Rangnick muss sich vom allerersten Tag dem Druck stellen
Am Ende aber wird auch Ralf Rangnick am Erfolg und an Ergebnissen gemessen. Das ist vor allem bei Bayern von viel größerer Bedeutung als bei anderen Vereinen. Rangnick wird sich dessen bewusst sein, wenn er sich für den Rekordmeister entscheidet – und er muss sich diesem Druck vom allerersten Tag an stellen. Ich wünsche ihm, dass er mit diesem Druck gut umgehen kann.
Mit Rangnick holt sich der Verein jedenfalls einen erfahrenen Trainer, der flotten Fußball spielen lässt. Mit ihm auf der Trainerbank kann der Angriff auf die Tabellenspitze gelingen – und der Meistertitel 2025 wird dann sicher nur über den FC Bayern gehen.
Euer Jean-Marie
Der 70-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die Abendzeitung ist er nun als Kolumnist tätig.