AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: "Harry Kane war nur in diesem Jahr zu bekommen"

München - Beim FC Bayern wird man tief durchatmen. Der Deal mit Englands Stürmerstar Harry Kane ist nach wochenlangen Verhandlungen beinahe perfekt. Bis zuletzt zeigten sich Tottenham Hotspur in Person von Daniel Levy als hartnäckiger und auch manchmal nervender Verhandlungspartner. Aber am Ende hat sich das Bemühen gelohnt. Harry Kane wird der neue Topstar der Bundesliga.

Mit der Verpflichtung von Harry Kane schließt der FC Bayern eine der wichtigen Kaderbaustellen, wenn nicht sogar die wichtigste. Denn: Mit dem 30-jährigen Kapitän der englischen Nationalmannschaft hat man nun endlich den geeigneten Nachfolger für Robert Lewandowski gefunden.
Die Bayern wollten Kane unbedingt verpflichten und bekommen ihn jetzt auch, dank ihrer Hartnäckigkeit in den Verhandlungen. Das muss man in den Gesprächen mit dem nicht immer einfachen Spurs-Boss Levy auch erst einmal hinbekommen.
Jean-Marie Pfaff: "Harry Kane wird sich schnell beim FC Bayern integrieren"
Harry Kane ist ein Gewinn für den FC Bayern, aber auch für die gesamte Bundesliga. Wegen solcher Stars kommen die Fans ins Stadion. Ich bin sicher, Kane wird den Münchnern viel Freude bereiten und kann sicherlich noch vier Jahre auf Topniveau spielen. Das sieht man auch in München so und bietet ihm einen langfristigen Vertrag an.
Selbstverständlich ist aller Anfang schwer, er muss sich erst an die Stadt, den Verein, die Sprache und das neue Umfeld gewöhnen. Ich rede da aus eigener Erfahrung. Auch ich hatte diese Probleme, als ich 1982 zu den Bayern kam, aber in dieser Stadt und diesem Verein ist man bestens aufgehoben und ich bin sicher, Kane wird sich schnell in München integrieren und dann auch seine Leistung auf den Platz bringen können.
Er hat in der vergangenen Premier-League-Saison 30 Tore erzielt, er wird auch in München ein Garant für Tore und damit für Titel werden. Für den Engländer spricht auch, dass er in den letzten Jahren konstant getroffen hat, zudem nur sehr selten verletzt war.
Mega-Ablöse für Harry Kane: Der FC Bayern muss das Spiel der Großen mitspielen
Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man für einen Spieler, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft, über 100 Millionen Euro auf den Tisch legen muss. Ich sage: Ja, der Markt gibt im Moment solche Preise vor und wenn du im Konzert der Großen mitmischen willst, dann musst du das Spiel auch mitspielen.
Kane war nur in diesem Jahr zu bekommen, im nächsten Jahr, wenn er ablösefrei auf dem Markt wäre, hätten sicherlich viele Vereine die Chance nutzen wollen, den Toptorjäger aus England zu verpflichten. Und ob die Bayern dann bei der Konkurrenz aus Spanien oder England die Zusage bekommen hätten, wage ich zu bezweifeln.
Abgesehen von Kane beschäftigt mich auch die Torwartfrage in München. Da Manuel Neuer noch auf unbestimmte Zeit ausfallen wird und Yann Sommer den Verein verlassen hat, muss ein neuer Torhüter her.
Jean-Marie Pfaff über Ersatz für Manuel Neuer: "Kepa ist eine gute Entscheidung"
Jetzt haben die Bayern Kepa vom FC Chelsea im Visier. Ich denke, das ist eine gute Entscheidung. Thomas Tuchel kennt den Spanier aus seiner Zeit in London.
Kepa hat auf hohem Niveau gespielt, er ist durch die harte Schule Premier League gegangen und weiß auch, wie man die Champions League gewinnt, was in München ja durchaus ein wichtiges Thema ist.
Euer Jean-Marie
Der 69-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.