AZ-Kolumne von Jean-Marie Pfaff: Goretzkas EM-Aus "verwundert mich etwas"

Die Fußballsaison 2023/24 ist fast vorbei - und die Europameisterschaft im Sommer wirft schon ihre Schatten voraus. Ich freue mich sehr auf die EM und ich bin sicher, wir werden ein tolles Turnier erleben.
Am Donnerstag hat Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen vorläufigen EM-Kader bekanntgegeben. Grundsätzlich hat er die Spieler nominiert, die auch bei den letzten beiden Testspielen im März dabei waren.
Pfaff: Nagelsmann-Kader wirft "einige Fragen" auf
Einige Fragen wirft der Kader aber schon auf. Zuallererst der Verzicht auf Mats Hummels. Der Dortmunder hat in den vergangenen Wochen – im Grunde die ganze Saison über - mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Ihn hätte ich auch aufgrund seiner Erfahrung nominiert. Ebenfalls verwundert es mich etwas, dass Nagelsmann auf Leon Goretzka verzichtet. Auch der Münchner hat zuletzt stark gespielt und seine Leistungsdelle von Anfang dieses Jahres hinter sich gelassen.
Verstehen kann ich hingegen, dass Serge Gnabry nicht dabei ist. Der Bayern-Spieler hatte in der ganzen Saison mit Verletzungen zu kämpfen und sich erst kürzlich im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid einen Muskelbündelriss zugezogen. Für ihn sollte es jetzt erst einmal darum gehen, wieder vollständig gesund zu werden und dann in der neuen Saison wieder anzugreifen. Dafür wünsche ich Serge alles erdenklich Gute.
Pfaff kann Nübel-Nominierung nachvollziehen
Ebenso kann ich nachvollziehen, dass Julian Nagelsmann Alexander Nübel vom VfB Stuttgart als vierten Torhüter nominiert hat. Die Leihgabe der Bayern – und möglicher Nachfolger von Manuel Neuer bei den Münchnern – hat mit dem VfB eine bärenstarke Saison gespielt und sich unter Trainer Sebastian Hoeneß zur klaren Nummer eins bei den Schwaben entwickelt. Die Erfolge des VfB sind eng mit dem Namen Nübel verknüpft, für den Torhüter ist die Berufung in den EM-Kader die Bestätigung einer starken Saison.
Insgesamt denke ich, dass Nagelsmann ein gutes Aufgebot zusammengestellt hat. Mit der deutschen Elf ist bei der EM sowieso zu rechnen, nicht allein durch den Heimvorteil sind die Deutschen einer der Mitfavoriten auf den Titel. Insbesondere nach der Rückkehr von Toni Kroos. Mit ihm hat Nagelsmann nun den Taktgeber im Spiel, den man sich nur wünschen kann. Kroos ist bei Real Madrid nicht umsonst zu einem der besten Spieler der Welt gewachsen.
Euer Jean-Marie
Der 70-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die Abendzeitung ist er nun als Kolumnist tätig.