AZ-Interview: "Ribéry passt auf David auf!"
Das Triple hat Österreichs Fußballer des Jahres noch mehr zum Nationalhelden gemacht – der sogar Kabarettisten begeistert. „Wir bräuchten drei Alabas”, sagt Alfred Dorfer
Wien - Urlaub? Erholung von den Triple-Feierlichkeiten? (Noch) nicht für David Alaba. Der Österreicher muss am Freitagabend Dienst am Vaterland leisten: Für seine Nationalmannschaft geht es in der WM-Qualifikation gegen Schweden (20.45 Uhr). „Österreichischer Fußball hat was von Paralympics", hat der Wiener Kabarettist (und Fußball-Fan) Alfred Dorfer mal geätzt. Seit Alaba sieht er das anders.
AZ: Herr Dorfer, Sie als Fußballfan: Welche Rolle spielt David Alaba für den österreichischen Fußball und für Österreich?
ALFRED DORFER: Er ist die Speerspitze einer Generation, die es in jungen Jahren geschafft hat, dort hin zu gehen, wo man bessere Chancen hat, auch international Fuß zu fassen. Nach vielen Jahren hat Österreich durchschaut, dass unsere Liga nichts anderes ist als eine Ausbildungsliga.
Bayerns Champions-League-Triumph wurde in Österreich fast wie ein Heimsieg gefeiert – dank Alaba.
Er ist eine wahnsinnige Integrationsfigur. Im Prinzip bräuchten wir drei Alabas, dann würde das ganz anders ausschauen. Aber wir haben halt nur einen – und ein paar, die in der Bundesliga kicken. Der Junge hat eine Strahlkraft, die fasziniert. Auch weil er trotz seines jungen Alters charakterlich sehr weit ist. Er hat im Nationalteam schon eine Führungsrolle – erstaunlich, in diesem Alter.
Beim FC Bayern ist Alaba was Interviews und flotte Sprüche angeht eher zurückhaltend.
Er ist auf jeden Fall ruhig, aber doch selbstbewusst – eine eigenartige Mischung. Er hat in Österreich auch blöde Erfahrungen gemacht: Einmal hat ihn der Minister auf Englisch angeredet. Aber nun wächst er sich zu einer Integrationsfigur aus – was Besseres kann unserem Fußball gar nicht passieren. Er ist jetzt schon ein Idol für die Kids, war der jüngste Nationalspieler aller Zeiten, und jeder sah sofort: Daraus wird mal was Großes werden. Da war er bei Bayern noch gar nicht erste Wahl.
Im vergangenen Jahr wurde er zum Fußballer des Jahres gewählt. Das dürfte heuer ähnlich ausgehen, oder?
Klar, jetzt hat er ein Abo.
Die Familie Alaba ist in Österreich präsent: Papa George als DJ und Manager seiner Kinder, Davids Schwester Rosemaie hat bei der Castingshow „Popstars Mission Österreich” mitgemacht.
Sehen Sie: Integration kann funktionieren. Da sind die Alabas ein leuchtendes Beispiel. Das ist auch sozial eine gute Nummer. Wir haben ja mehrere Spitzensportler, die einen so genannten Migrations-Hintergrund haben, zum Beispiel den Bremer Arnautovic. Früher haben wir sinnlos Kanadier für das Eishockeyteam eingebürgert: Warum geht das bei denen einfacher als bei anderen Menschen? Aber die Kanadier sind irgendwann wieder nach Hause gegangen.
Alaba hat sehr viel erreicht. Wo führt sein Weg noch hin?
Man muss keine Angst haben, dass er überschnappt. Die Gefahr, dass er die Bodenhaftung verliert, ist nicht gegeben. Das ist wahrscheinlich mit ein Geheimnis. Darüberhinaus habe ich das Gefühl, dass der Ribéry auf ihn aufpasst. Wobei: Ob Ribéry der richtige Pädagoge ist? Aber ich glaube, dass er ihm bei Bayern wahnsinnig geholfen hat.