AZ-Check: XXL-Umbruch beim FC Bayern – welche Spieler sind noch unantastbar, wer muss gehen?

München - Dem FC Bayern droht eine titellose Saison – die erste seit der Saison 2011/12. Thomas Tuchels Aus zum Saisonende ist bereits beschlossene Sache, doch auch sonst wird im Falle dieses Szenarios (fast) alles auf den Prüfstand gestellt werden.
Nach unbefriedigender Saison: Großer Umbruch beim FC Bayern steht bevor
Nicht einmal vier Jahre ist es her, da feierte der FC Bayern das Sextuple und war an der Spitze Europas angelangt. 2024 ist von all dem Glanz nicht mehr viel zu sehen, stattdessen herrscht aktuell wohl die größte Krise seit über einem Jahrzehnt. Während Thomas Tuchels Amtszeit mit Ablauf der Saison nach gerade einmal 15 Monaten enden wird, steht im Sommer auch (fast) der komplette Kader auf dem Prüfstand. Es wartet gewaltig Arbeit für Sportvorstand Max Eberl.
Der aktuelle Bayern-Kader ist zwar gespickt mit klangvollen Namen, beim prognostizierten Umbruch dürften nur vier Spieler den Status "unantastbar" genießen. Die AZ macht den Check!
Die unantastbaren Bayern: Ein deutsches Trio und Harry Kane
Manuel Neuer (37, Vertrag bis 2025): Der fünfmalige Welttorhüter hatte erst im November vergangenen Jahres seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Seit genesenem Unterschenkelbruch ist er – wie soll es auch anders sein – unangefochtene Nummer Eins im Tor der Bayern und wird dies auch über den Sommer hinaus bleiben.
Jamal Musiala (20, Vertrag bis 2026): Mit seinem entscheidenden Treffer zur Meisterschaft in der vergangenen Saison hat der bald 21-Jährige bereits unter Beweis stellen können, wie wichtig er für den deutschen Rekordmeister sein kann. Auch wenn die Entwicklung in dieser Saison ein wenig stagnierte (acht Tore und vier Vorlagen in 27 Pflichtspielen) genießt Musiala uneingeschränktes Vertrauen und wird von den Bossen als der Hoffnungsträger der nächsten Jahre gesehen.
Thomas Müller (34, Vertrag bis 2025): Im Zusammenhang mit einem aufstrebenden Youngster braucht es in jedem Team einen Mentor. Und wer könnte diese Position besser ausführen als Thomas Müller. Der Weltmeister hat sich mit seiner neuen Rolle abgefunden und glänzt trotz weniger Spielminuten stets mit seiner Einstellung und Motivation. Der Trainerwechsel bedeutet für Müller zudem eine neue Chance, sich eventuell bessere Karten erspielen zu können, als dies bei Thomas Tuchel der Fall war. So oder so sitzt der Ur-Bayer fest im Sattel.
Harry Kane (30, Vertrag bis 2027): Abgesehen von diesem deutschen Trio gehört nur noch Sommer-Neuzugang Harry Kane zu den "Unantastbaren Vier". Sportlich gesehen hat der 100-Millionen-Euro-Mann dies mit 31 Toren in 31 Pflichtspielen auch bereits unter Beweis gestellt. Jedoch wird vom Kapitän der englischen Nationalmannschaft erwartet, dass er nicht nur als Torjäger vorangehen kann, sondern auch als Anführer. Das traut man dem Engländer aber zu und hat ihn auch deswegen mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet.
Auch diese Spieler werden beim FC Bayern bleiben
Min-jae Kim (27, Vertrag bis 2028): Ihn haben die Bayern im vergangenen Sommer als neuer Stamminnenverteidiger aus Neapel für 42 Millionen Euro losgeeist. Kim stand – abgesehen von seiner Abstinenz wegen des Asia-Cups – in 17 von 18 möglichen Bundesligaspielen in der Startelf. Kim ist auch aufgrund des langfristigen Vertrags fest in der Bayern-Mannschaft 2024/25 eingeplant.
Konrad Laimer (26, Vertrag bis 2027): Gleiches gilt für die ebenfalls erst im Sommer an die Isar gewechselte österreichische Allzweckwaffe. Bis zu seiner Verletzung in jedem Spiel eingesetzt – mal hinten rechts, mal im Mittelfeld – genießt Laimer ein hohes Ansehen beim FC Bayern und wurde nicht ohne Grund mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet.
Raphael Guerreiro (30, Vertrag bis 2026): Der Portugiese hingegen war vor allem ein Wunschspieler von Thomas Tuchel, wird sich aber dennoch nicht nach einem neuen Arbeitgeber umschauen müssen. Auch Guerreiro glänzt mit positioneller Flexibilität und wird den Verein im Sommer wohl nicht nach nur einem Jahr wieder verlassen.
Sacha Boey (23, Vertrag bis 2028): Wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle in der Mannschaft übernehmen können. Die Bayern sehen Potenzial, das er (auch aufgrund von Verletzungen) noch nicht auf dem Platz zeigen konnte. Er ist für die nahezu Zukunft des FC Bayern aber eingeplant.
Bryan Zaragoza (22, Vertrag bis 2029): Für den quirligen Spanier gilt dasselbe wie für Boey.
Aleksandar Pavlovic (19, Vertrag bis 2027): Er ist wohl DIE bayrische Nachwuchshoffnung, spielt seit seinem siebten Lebensjahr beim Rekordmeister und konnte in dieser Saison bereits einige Ausrufezeichen setzen. Wird auch über den Sommer hinaus beim deutschen Rekordmeister bleiben.
Leroy Sané (28, Vertrag bis 2025): Spielte wohl die beste Hinrunde seiner bisherigen Karriere. Kann in 2024, wie auch seine Teamkollegen, aktuell nicht an diese Leistungen anknüpfen und ist seit Ende Oktober ohne Tor. Sein Arbeitspapier endet in etwas mehr als 12 Monaten. Für die Bayern bedeutet das aller Voraussicht nach: verlängern oder verkaufen. Bis es zu konkreten Gesprächen kommen wird, könnte noch dauern. Während Herbert Hainer zuletzt gegenüber der AZ sagte, dass "da noch Zeit" sei, will auch Sané selbst Medienberichten zufolge die Heim-EM im Sommer abwarten.
Kingsley Coman (27, Vertrag bis 2027): Auch er ist langfristig an die Bayern gebunden, kann – wenn gesund – ein Schlüsselspieler sein und hat dies auch unter anderem im Champions-League-Finale 2020 unter Beweis gestellt.
Mathys Tel (18, Vertrag bis 2027): Der Youngster hatte in der Hinrunde einen Lauf: Sechs Tore in zehn Spielen – und das als Joker von der Bank kommend. Der 18-Jährige gilt als absoluter Fan-Liebling und hat bereits mehrfach betont, wie sehr er sich mit dem Klub identifiziere. In einem Treffen zwischen Tels Berater Gadiri Camara und Bayern-Sportdirektor Christoph Freund soll die Bayern-Seite versichert haben, dass man ihn halten wolle und in den Zukunftsplanungen fest auf ihn zählt. Auch eine Verlängerung mit dem jungen Franzosen könnte ein Thema werden.
Sven Ulreich (35, Vertrag bis 2025): Wird auch weiterhin die Nummer Zwei hinter Neuer bleiben und ihn, wenn nötig, auf dem Platz vertreten.
Daniel Peretz (23, Vertrag bis 2028): Wurde als potenzieller Neuer-Nachfolger geholt, dürfte auch in der kommenden Saison das Torhüter-Trio komplettieren. Einzig eine Leihe scheint eine Option zu sein.
Die Wackelkandidaten des FC Bayern: Hier könnte sich ein Abgang anbahnen
Matthijs de Ligt (24, Vertrag bis 2027): Ein Spieler, der zwar gewiss über Potenzial verfügt und dies bei bisherigen Stationen (Ajax Amsterdam und Juventus Turin) auch bereits bewiesen hat, in dieser Saison jedoch – ob Verletzungen oder aufgrund von Tuchels Personalentscheidungen - des Öfteren auf der Bank Platz nehmen musste. Ob der Niederländer in München bleiben wird, hängt auch davon ab, ob sich die Bayern-Bosse und der kommende Trainer für de Ligt als Abwehrboss aussprechen.
Dayot Upamecano (25, Vertrag bis 2026): Mit großen Ansprüchen für über 40 Millionen Euro von RB Leipzig losgeeist, leistet sich der Franzose immer wieder haarsträubende und folgenschwere Patzer. Er dürfte von den Bossen genau unter die Lupe genommen werden, ist für potenzielle Interessenten am Markt mit seinem langfristigen Vertrag aber nicht günstig zu haben.
Eric Dier (30, Vertrag läuft im Sommer aus): Als Kumpel von Harry Kane und mit der Erfahrung von 274 Premier-League-Spielen ausgestattet, dürfte der englische Nationalspieler nur dann ein neues Arbeitspapier erhalten, wenn de Ligt oder Upamecano den Verein verlassen.
Leon Goretzka (29, Vertrag bis 2026): Goretzka galt bereits im vergangenen Sommer mit Blick auf Tuchels Kaderplanung als Wechselkandidat, will sich aber nach wie vor in München behaupten. Der DFB-Star wird sich steigern müssen, denn auch er wird von den Bossen auf die Probe gestellt. Dennoch: Der 29-Jährige plant keinen Abgang aus Eigeninitiative.
Serge Gnabry (28, Vertrag bis 2026): Er gehört wohl zu den größten Wackelkandidaten, denn der DFB-Star bringt trotz eines Salärs von 19 Millionen Euro – auch aufgrund von ständigen Verletzungen – nicht die gewünschten Leistungen auf den Platz. Gnabry wird mehr als nur infrage gestellt.
Joshua Kimmich (29, Vertrag bis 2025): Der deutsche Nationalspieler wird seinen Verbleib auch vom kommenden Bayern-Trainer abhängig machen. Wurde Kimmich einst noch als "Kapitän der Zukunft" gehandelt, wird es nun darauf ankommen, welche Rolle ihm in der Bayern-Mannschaft 2025 zugedacht wird. Passt diese nicht mit seinen Vorstellungen zusammen, ist ein Abgang zu einem Top-Klub wie dem FC Barcelona, der schon länger sein Interesse an Kimmich bekundet, alles andere als unwahrscheinlich. Zudem bietet sich für Bayern in diesem Sommer die letzte Möglichkeit, eine Ablösesumme für Kimmich zu kassieren.
Alphonso Davies (23, Vertrag bis 2025): Der "Roadrunner" hat seit 2020 keine weitere Leistungssteigerung vorzeigen können, gerade in dieser Saison wusste der Kanadier nicht immer zu überzeugen. Für eine Vertragsverlängerung fordert er angeblich rund 20 Millionen Euro pro Jahr – zu viel für den Geschmack der Bayern. Wenn sich dies nicht ändert, dürften die Zeichen klar auf Abschied im Sommer stehen, denn einen ablösefreien Wechsel 2025 will der Rekordmeister auf jeden Fall verhindern. Mit Real Madrid steht ein möglicher Abnehmer bereits parat.
Noussair Mazraoui (26, Vertrag bis 2026): Der Marokkaner konnte seit seiner Ankunft in München nie vollends überzeugen, besitzt offensiv zu wenig Durchschlagskraft und ist defensiv nicht die gewünschte Absicherung. Hat im Winter zudem mit Sacha Boey einen Konkurrenten auf der rechten Außenverteidiger-Position bekommen. Dessen Vertragslaufzeit (bis 2028) ist sicherlich kein "Wir setzen auf dich"-Zeichen an Mazraoui.
Bouna Sarr und Eric Maxim Choupo-Moting haben keine Zukunft in München
Bouna Sarr (32, Vertrag läuft im Sommer aus): Er hat keine Zukunft in München. Bereits kurz nach der Verpflichtung konnte Sarr schon als Flop eingeordnet werden. Die Bayern werden froh sein, ihn von der Gehaltsliste zu haben.
Eric Maxim Choupo-Moting (34, Vertrag läuft im Sommer aus): Konnte oft als Backup glänzen, sowohl hinter Robert Lewandowski, als auch hinter Harry Kane. Dennoch wird der FC Bayern den auslaufenden Vertrag wohl nicht verlängern.
Fazit: Bis auf Harry Kane, Manuel Neuer, Thomas Müller und Jamal Musiala, die den Status "unantastbar" besitzen, werden alle Spieler des FC Bayern München hinterfragt werden (müssen), zumal es bei den geplanten Zugängen (u.a. Abwehrboss und Mittelfeldmotor) auch Geld auf der Einnahmen-Seite benötigt. Dabei sind selbst große Namen wie Joshua Kimmich oder Serge Gnabry nicht unantastbar – und das trotz ihrer Verdienste um den Verein.