Auswärtsspiel im Landtag: Hoeneß geht zu den Grünen
MÜNCHEN - Der neue Bayern-Präsident diskutiert im Landtag über Fankultur und kündigt an, er werde eine Sprechstunde für die Anhänger einrichten:„Die Probleme anhören, aufschreiben und lösen“
Daumen und Zeigefinger bilden einen Halbkreis, die Mundwinkel sind zusammengepresst. Uli Hoeneß wirkt entspannt. Der neue Präsident des FC Bayern sitzt in einem Saal im Maximilianeum auf dem Podium. Aber irgendwie passt er nicht hierher.
Hoeneß, der am Freitagabend (20.30 Uhr) in der Allianz Arena gegen Gladbach sein erstes Heimspiel als Präsident erleben wird, hat hier im Landtag ein Auswärtsspiel. Hoeneß, politisch eher ein Schwarzer, ist bei den Grünen gelandet. Simone Tolle, die sportpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, hat zur Podiumsdiskussion eingeladen. Es geht um Fankultur in Bayern. Nun sitzt Hoeneß mit zwei Sozialpädagogen von Fanprojekten, mit Ulla Hoppen von den Löwenfans gegen Rechts sowie mit BFV-Präsident Reiner Koch auf dem Podium. Und mit einem Henning.
Henning ist von der Schickeria, von den Ultras des FC Bayern. Hoeneß mag die nicht. Eine Busfahrerin hat mal bei einem Angriff ein Auge verloren; es hieß bei Bayern, die Schickeria habe damit zu tun.
Aber Hoeneß möchte jetzt Präsident aller Bayern-Fans sein – „solange sie Gesetze unseres Landes befolgen“. Also diskutiert er hier mit. Aber sie kommen zunächst nicht so recht zusammen.
Günther Krause vom Münchner Fanprojekt etwa freut sich, dass das Innenministerium 50000 Euro mehr bewilligt habe. Er wolle eine fünfte Planstelle schaffen für einen, der sich nur um Bayern-Fans kümmern soll.
Hoeneß spricht von der Champions League, in die Bayern jedes Jahr kommen müsse, vom Druck und vom wirtschaftlichen Wahnsinn, den andere Klubs betreiben. Mit Themen wie Videoüberwachung oder Stadionverboten, mit Problemen von Fans, Ultras zumal, hat man ihn selten in Verbindung gebracht.
Das soll sich ändern. Er will sich kümmern: „Alle vier bis sechs Wochen möchte ich mich bei den Heimspielen mit den Fans treffen und mir die Probleme der Fans anhören, aufschreiben und dann auch lösen.“ Es klingt, als ob er es gut meint. Auch mit Ultras. Hat jener Henning nicht eben erzählt, dass er Nähen gelernt hätte, um Fahnen zu nähen?
Und doch wird Hoeneß an diesem Abend hin und wieder ausgebuht. Später sagt er, dass seien eben jene Chaoten gewesen, die seine ausgestreckte Hand nie und nimmer ergreifen würden. „Wenn ihr von Gewalt abschwört, werde ich alles für euch tun!“, sagt Hoeneß, „wenn ihr nicht mehr wegseht, wenn Gewalt passiert, dann bin ich glücklich. Denn bei Gewalt hört die Freundschaft auf.“
So endet sein Abend bei den Grünen. Hoeneß sagt: „Ich finde es gut, dass eine Partei, die nicht gerade dafür bekannt ist, voll hinter der Polizei zu stehen, so eine Veranstaltung macht.“
F. Cataldo