Ausrotiert! Das steckt hinter Kovacs Strategiewechsel
München - Die guten Nachrichten prasselten nur so ein auf Niko Kovac in den letzten Tagen. 5:1 gegen Benfica Lissabon, was Befreiungsschlag und Schulterschluss von und mit der Mannschaft zugleich war, dann die wohlwollenden Worte von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag, schließlich das ärztliche Bulletin vom Freitag.
Für die Partie am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) bei Werder Bremen hat er mit Thiago, Kingsley Coman und Serge Gnabry drei Spieler wieder zur Verfügung. Auch wenn sie noch nicht für die Startelf infrage kommen, füllt sich der Kader. Mats Hummels trainierte am Freitag voll mit, blieb in Folge seines Magen-Darm-Infekts wie Bayern bestätigte trotzdem in München. Entspannung. Erleichterung. Hoffnung. So schnell dreht sich die Welt.
Rummenigge stärkt Kovac den Rücken
Im Gespräch mit der AZ erklärte Rummenigge in Bad Wiessee, dass es "der Wunsch von uns allen beim FC Bayern ist, dass wir lange mit Niko Kovac zusammenarbeiten. Ich wünsche mir, dass er nicht nur an Heiligabend 2018 unser Trainer ist, sondern auch an Heiligabend 2019 und 2020." Es weihnachtet sehr, am Samstag beginnt der Dezember.
Doch wie muss man die Haltbarkeit dieser Aussage, die ja kein Treuebekenntnis darstellt, sondern bei der eher der Wunsch der Vater der Gedanken des Vorstandschefs war, werten? Was ist, wenn man in Bremen verliert? Wenn sich der Rückstand auf die Spitze der Tabelle, vor allem auf den sportlich und finanziell essentiellen Rang vier weiter vergrößert? Aktuell müsste Kovac schon ein paar Spiele in Serie nicht gewinnen, damit er Heiligabend 2018 ohne Job dasteht.
Gegen Bremen: Keine Wechsel in der Startelf vorgesehen
"Das Spiel gegen Benfica war über 90 Minuten gut", befand Kovac und forderte: "Wir müssen das kompensieren beziehungsweise rüberbringen nach Bremen." Laut Rummenigge wissen "Trainer und Mannschaft, dass wir uns jetzt nicht ausruhen dürfen. Es ist wichtig, dass wir wieder stabil auf Kurs kommen, aber das ist nicht einfach." Doch die Weichen sind gestellt. Weil Kovac bereit ist, sich und seine Linie, seine Taktik zu verändern.
Bilder: Das sind die Spieler des FC Bayern München
Gegen Lissabon agierten Joshua Kimmich und Leon Goretzka als Doppel-Sechs vor der Abwehr, die Balance stimmte. "Es hat uns Stabilität gegeben – und vorne mehr Möglichkeiten", sagte Kovac, "so konnte David Alaba offensiv noch mehr machen. Wir haben uns gesagt: Es geht nur, wenn alle mitarbeiten und das haben wir in vielen Phasen richtig gut gemacht." Und überhaupt: "Die Mannschaft, die am Dienstag gespielt hat, hat es sehr, sehr gut gemacht und die hat dann auch das Vertrauen." Also: Keine Wechsel für die Startelf in Bremen, Kovac ruft das vorläufige Ende der Rotation aus. Er hat verstanden.
Kovac baut jetzt auf fixe Starter
"Am Anfang habe ich viel rotiert, dann nach den vielen Verletzungen hat sich der Kader quasi von selbst aufgestellt. Da fehlt dann der Druck von hinten. Jetzt habe ich für mich entschieden, dass ich ein Gerüst haben werde, wo bestimmte Spieler fixe Starter sind." Namen nannte er nicht. Aber wer - abgesehen von den Rückkehrern aus der Reha - am Dienstag auf der Bank saß, sollte sich Gedanken machen, vor allem der zuletzt formschwache Javi Martínez. Auf geht’s also zur großen Aufholjagd? "Der FC Bayern muss immer unter den ersten Vier landen, das ist unser Ziel, das ist das Minimum", erklärte Kovac und betonte: "Natürlich möchten wir deutscher Meister werden."
Doch Rummenigge sagte nun in Bad Wiessee: "Wir hatten sechs Jahre die erfolgreichste Dauerparty, die der FC Bayern je erlebt hat. Ich denke, keiner, der Bayern-Fan ist, hätte ein Problem damit, wenn der FC Bayern nicht zum siebten Mal in Folge Deutscher Meister wird. Die Liga hat ja danach gelechzt, dass es mal einen anderen Tabellenführer gibt. Ich finde das nicht dramatisch, das muss man akzeptieren. Borussia Dortmund verdient das im Moment." Schau an: Moderat, moderat.
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