Ausgeträumt, FC Bayern!

„Ganz Deutschland wollte, dass es nochmal spannend wird“ – doch Bayern tat nichts dafür. Beim 1:1 in Wolfsburg machten sie die alten Fehler – und verspielten so die letzte Titelchance.
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Philipp Lahm verschoss gegen Wolfsburg einen Elfmeter.
dpa Philipp Lahm verschoss gegen Wolfsburg einen Elfmeter.

WOLFSBURG - „Ganz Deutschland wollte, dass es nochmal spannend wird“ – doch Bayern tat nichts dafür. Beim 1:1 in Wolfsburg machten sie die alten Fehler – und verspielten so die letzte Titelchance.

Angeschossen. Ja, das trifft es. Die Bayern wirkten richtig angeknockt am Samstagnachmittag in Wolfsburg nach dem überflüssigen 1:1. Erst zufällig angeschossen, als VfL-Torhüter Benaglio den Gästen die Führung bescherte, da es ihm nicht gelang, durch Thomas Müller hindurch zu schießen. Ein halbes Eigentor.

Können die Bayern schon auch, sie betreiben es als Mannschaftssportart, konstant blamabel. Diesmal war es Bastian Schweinsteiger, der durch eine misslungene Pirouette am eigenen Strafraum die drei Punkte verdaddelte. Schäfer hatte nach innen geflankt, Riether verwandelt. Eine Unaufmerksamkeit, zwei verlorene Punkte. Und ganz viel Ratlosigkeit.

„Jeder von uns wollte doch“, meinte Müller, „ganz Deutschland wollte, dass es nochmal spannend wird.“ Hat sich erledigt. Am Freitag siegte Borussia Dortmund in coolster Bayern-Manier 3:1 bei Verfolger Leverkusen – zum Glück für die Bayern, nach deren 1:1 in Wolfsburg. Der Abstand zu Rang zwei ist geringer geworden, das redete sich van Gaal in seinem Oranje-Deutsch dann auch schön: „Wir sind einen Punkt auf Leverkusen und Mainz eingelaufen. Das ist nicht schlecht.“ Alles eine Frage der rosa Brille.

Was hatten sie sich stark gefühlt nach den Dezember-Siegen, dem Slapstick-Doppelschlag gegen Stuttgart, nach dem tatsächlich intensiven Trainingslager in Doha, dem erfolgreichen Transfer von Luiz Gustavo und der Rückkehr von Ausnahmekicker Arjen Robben. Der Großangriff sollte folgen, Dortmund sich nicht zu sicher fühlen. Alles neu macht 2011 – und die Bayern die alten Fehler. Ein schöner Traum, diese Weihnachtspause, süßer die Bayern nie klangen. Ausgeträumt. Neues Jahr, altes Leid. Ja, is’ denn schon wieder Hinrunde?

Gelernt hat man wenig. Kontinuität besteht nur in den Fehlern der Hinrunde:

Die Chancenverwertung: Gomez hatte Pech mit seinem Lattenkracher, sonst fehlte es an Übersicht, Cleverness und dem Killer-Instinkt. „Es war eigentlich unglaublich, dass wir zur Halbzeit nur 1:0 geführt haben.“ Der Satz ist von Louis van Gaal. Er sagte ihn auch schon nach der 1:0-Führung in Leverkusen, der 3:1-Führung in Gladbach. Lerneffekt gleich null.

Die Elfmeterseuche: Diesmal war es Philipp Lahm, der einen Elfmeter verschoss, schon der sechste Fehlschuss der letzten zehn Versuche in der Liga. Abhilfe naht. Rückkehrer Arjen Robben stellte klar: „Den nächsten Elfmeter schieße ich.“ In diesem Punkt besteht berechtigte Hoffnung.

Die Patzer: Spötter würden sagen, Demichelis sei doch verkauft und van Buyten nun Bankdrücker, doch es trifft selbst die Besten, diesmal Schweinsteiger. „Unnötig“, nannte van Gaal die Aktion, und Müller klagte: „Es zieht sich bei uns wie ein roter Faden durch.

Die Nerven: Wo ist sie hin, die alte Bayern-Cleverness? Schlecht spielen, trotzdem gewinnen. Umgekehrt tut’s weh. Deutscher Torchancenmeister 2011. „Es sieht immer so leicht aus, wie die anderen gewinnen“, klagte Müller, „und bei uns fühlt es sich immer so schwer an.“ Dabei hatten sie doch gedacht: Jagen ist leichter als gejagt werden – ein Trugschluss.

Die Sprüche: Im Fußball sei „alles möglich“, sagte van Gaal, „wir können noch 48 Punkte holen. Glaubt mir!“ Das wären 16 Siege in 16 Spielen. Nur: Wer mag ihm wirklich glauben? Arjen Robben gratulierte bei nun 16 Punkten Rückstand den Dortmundern zur Meisterschaft: „Kompliment. Sie sind zu weit weg.“ Da hat einer den Durchblick.

Patrick Strasser

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