Ausgerechnet Hoeneß
Georg Thanscheidt, der Vize-Chefredakteur der AZ,
Ich verstehe es nicht. Es ist mir ein völliges Rätsel, was Uli Hoeneß dazu getrieben hat, Millionen auf einem Schweizer Konto zu bunkern und nicht die fälligen Steuern zu zahlen. Ausgerechnet Hoeneß. Der brillante Fußball-Manager. Der gewiefte Geschäftsmann. Der Mensch, der im Stillen so viel Gutes getan hat. Eine Persönlichkeit, die sich Respekt und Anerkennung erarbeitet hat. Auch bei denen, die – wie der Autor dieser Zeilen – nicht Anhänger des FC Bayern sind.
Zu dieser Hochachtung gesellen sich nun aber Erstaunen und Wut. Kann es wirklich sein, dass auch Hoeneß einer derjenigen ist, die von der Gier nach mehr, der Gier nach mehr Geld, angetrieben werden? Die glauben, weil sie reich und berühmt sind, gelten Gesetze nicht für sie? Die in Talkshows mahnend den Finger heben, deren kategorische Imperative aber immer nur für andere gelten?
Ich hätte das nicht für möglich gehalten – Hoeneß’ Selbstanzeige hat mich eines Anderen, eines Schlechteren belehrt. Es ist sehr gut möglich, dass dieses Eingeständnis, wenn es früh genug erfolgt ist, Hoeneß vor strafrechtlichen Konsequenzen schützt.
Übrig bleiben jede Menge Fragen. Einige davon hat die AZ Herrn Hoeneß schon vergangene Woche gestellt – das Steuerverfahren oder eine Hausdurchsuchung wollte er da nicht bestätigen. Andere werden erst in den nächsten Monaten oder Jahren während des Fortgang des Verfahrens beantwortet werden.
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