Ausgerechnet der Beste will gehen: Das Abwehrzentrum des FC Bayern ist (noch) ein Problemfeld

München - So ganz rund läuft es aktuell nicht beim FC Bayern, wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison im Supercup gegen RB Leipzig.
Der Poker um Harry Kane zieht sich weiter hin, das Comeback von Kapitän Manuel Neuer ebenso. Nun soll auch noch Wunschspieler Kyle Walker abgesagt haben.
Die Defensive des FC Bayern offenbart noch Schwächen
Doch nicht nur in Sachen Personalplanung läuft derzeit alles etwas schleppend beim Rekordmeister, auch auf dem Platz gibt es noch Nachholbedarf. Beim Test gegen die AS Monaco (4:2) am Montag zeigten sich die Münchner offensiv wieder äußerst spielfreudig, offenbarten defensiv aber erneut Schwächen. Dasselbe Bild hatte sich schon in der vergangenen Saison gezeigt.
Vor allem in der Innenverteidigung gibt es vor dem Supercup noch einige Fragezeichen. Gegen die Monegassen setzte Trainer Thomas Tuchel in der Startelf auf seine vermeintliche Top-Elf und brachte Benjamin Pavard und Neuzugang Kim Min-jae im Abwehrzentrum. Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt saßen zunächst auf der Bank.
FC-Bayern-Neuzugang Kim Min-jae leistet sich gegen AS Monaco schlimmen Fehlpass
Wirklich sattelfest wirkte das Innenverteidiger-Duo Pavard und Kim allerdings nicht, wobei insbesondere der Südkoreaner noch einige Wackler zu viel im Spiel hatte. In der ersten Halbzeit leistete er sich vor dem Strafraum einen schlimmen Fehlpass in den Fuß von Monaco-Kapitän Wissam Ben Yedder und hatte zunächst Glück, dass der Angreifer offensichtlich selbst überrascht war und völlig freistehend an Sven Ulreich scheiterte. Der Fehlpass hatte jedoch einige Konfusion zur Folge, die Takumi Minamino wenige Sekunden später zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung nutzte.
Schon im Testspiel gegen Liverpool (4:3) war dem 26-Jährigen die fehlende Abstimmung mit den Nebenleuten anzumerken, als er in der 2. Minute bei einem Gegenangriff etwas überstürzt aus der Abwehrkette nach vorne eilte und so in seinem Rücken Platz für Liverpool-Angreifer Cody Gakpo ließ. Der Niederländer nutzte die Chance und vollstreckte eiskalt zum 1:0.
Nach Militärdienst: Kim Min-jae braucht noch Zeit, um wirklich fit zu werden
Neuzugang Kim, im Sommer für 50 Millionen Euro als Hernández-Ersatz von der SSC Neapel verpflichtet, wird noch etwas Zeit brauchen, um seine Qualitäten bei den Bayern voll einbringen zu können. Anders als die restlichen Bayern-Spieler hatte er im Sommer keinen Urlaub und verrichtete stattdessen seinen Pflichtdienst beim Militär in Südkorea.
Laut eigener Aussage verlor er während seiner Zeit in der Kaserne fünf Kilo an Muskelmasse. Die muss er sich in den kommenden Wochen wieder antrainieren, damit seine enormen physischen Qualitäten – eine seiner größten Stärken – wieder voll zum Tragen kommen.
Sobald das der Fall ist, dürfte das "Monster", wie der 26-Jährige in seiner südkoreanischen Heimat einst getauft wurde, seinen Stammplatz im Abwehrzentrum des Rekordmeisters aber sicher haben. Höchstwahrscheinlich neben de Ligt, der sich in der abgelaufenen Saison durch starke Leistungen zum Abwehrchef gemausert hat.
Matthijs de Ligt und Kim Min-jae standen zusammen bislang nur 18 Minuten auf dem Platz
Das Problem: Wirklich einspielen konnte sich das Innenverteidiger-Duo der Zukunft in der Vorbereitung nicht. De Ligt stieg aufgrund von Wadenproblemen erst verspätet ins Training ein und kam in keinem Vorbereitungsspiel von Beginn an zum Einsatz.
Mit Kim stand er in der Vorbereitung lediglich beim Test gegen Monaco für 18 Minuten auf dem Platz. Ob der Niederländer gegen Leipzig für die Startelf in Frage kommt, ist noch offen.

Nach zahlreichen Patzern: Dayot Upamecano hat einen schweren Stand beim FC Bayern
In Upamecano hätten die Bayern noch eine Option in der Hinterhand. Der Franzose hat aufgrund seiner wiederholten Patzer in der Vorsaison allerdings einen schwierigen Stand, auch in dieser Vorbereitung strahlte nicht immer die nötige Sicherheit aus. Ob Tuchel ihm gegen seinen Ex-Klub Leipzig vertraut? Aktuell eher unwahrscheinlich.

Abgangskandidat Benjamin Pavard zeigte in der Vorbereitung gute Leistungen
Den Vorzug dürfte stattdessen Pavard bekommen. Nachdem der 27-Jährige sich dazu entschieden hat, seinen 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, galt er eigentlich als Abgangskandidat. Er will zu einem Top-Klub wechseln, bei dem er fest auf seiner Wunschposition im Abwehrzentrum eingeplant ist – den hat er bislang allerdings nicht gefunden.
Stattdessen war er unter Tuchel in der Vorbereitung gesetzt und machte von allen Innenverteidigung den solidesten Eindruck. Pavard hatte schon in der äußerst durchwachsenen Rückrunde der Vorsaison zu den stärksten Bayern-Spielern gehört. Ob er seinen Vertrag wider Erwarten nun doch noch erfüllt?
Vertrag läuft 2024 aus: Bleibt Pavard doch noch ein Jahr beim FC Bayern?
Die Wahrscheinlichkeit ist zuletzt jedenfalls nicht geringer geworden. Laut "The Athletic" hat sich Kyle Walker, Tuchels Wunschspieler für rechts hinten, für einen Verbleib bei Manchester City entschieden.
Nicht ausgeschlossen, dass er in der kommenden Saison in seiner ungeliebten Rolle als Pendler zwischen Rechts- und Innenverteidiger gebraucht wird und sich die Bayern gegen einen Verkauf entscheiden, falls sich keine andere Alternative findet. In dem Falle müsste man ihn nächstes Jahr aber ablösefrei ziehen lassen. Auch keine attraktive Option. Irgendwie läuft halt doch noch alles etwas schleppend bei den Bayern, nur wenige Tage vor dem Pflichtspiel-Auftakt...