Aufruf zum Boykott

Die Saisonvorbereitung sei ohnehin „lächerlich“, klagt Louis van Gaal. Der Trainer befürwortet daher, dass seine Bayern-Stars ihre Teilnahme am Länderspiel Anfang August verweigern.
MÜNCHEN Stolz ist er, natürlich. „Kein Klub der Welt hatte so viele Spieler bis zum Schluss der WM dabei wie der FC Bayern“, sagte Trainer Louis van Gaal beim Start in die zweite Trainingsphase am Donnerstag. Doch diese Spieler sieht er erst am 25. Juli (Demichelis und Ribéry), wenn nicht erst am 2. August (die WM-Dritten Lahm, Schweinsteiger, Müller, Badstuber, Gomez, Klose, Kroos und Butt plus die Holländer van Bommel, Robben und Braafheid).
Van Gaal findet seine Saisonvorbereitung deshalb „lächerlich“. Das Supercup-Finale am 7. August gegen Schalke „will ich gerne gewinnen, aber das ist fast nicht zu machen“. Der Termin komme viel zu früh.
Noch irrsinniger ist für den Coach der vom Weltverband Fifa für den 11. August angesetzte Länderspieltermin. Die Nationalspieler müssten also am 8. oder 9. August ihre Klubs gleich wieder verlassen.
Van Gaal: „Das ist unglaublich. Ein Wahnsinn! Wenn die Fifa vernünftig ist, holt sie diesen Termin wieder aus dem Kalender.“ Oder die Spieler weigern sich einfach – wie in Holland. Der Vizeweltmeister hat für den 11. August ein Freundschaftsspiel in der Ukraine ausgemacht, doch es sieht so aus, dass sich die Spieler durchsetzen, der holländische Verband absagt und die Vertragsstrafe in Kauf nimmt.
Ein Boykott also. Und genau dazu rief van Gaal indirekt auch die DFB-Stars des FC Bayern auf, die am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark antreten müssten: „Wenn acht Spieler von Bayern München das fordern, dann denke ich, dass der DFB auf jeden Fall zuhört, oder nicht?“ Und weiter: „Ich hoffe, dass dieser Herr Sepp Blatter zuhört, denn das kann doch nicht sein!“ Die Verträge sind freilich unterschrieben, der DFB wird kaum vom Länderspiel-Termin abrücken.
Am Donnerstag arbeitete van Gaal mit lediglich elf Profis (van Buyten, Contento, Alaba, Pranjic, Sosa, Altintop, Ottl, Timoschtschuk und Olic sowie die Torhüter Kraft und Sattelmaier). Der Rest des Kaders hat im WM-Urlaub striktes Trainingsverbot. „Sie dürfen nichts machen, sich nur ausruhen!“, befahl van Gaal, „wenn sie etwas machen, verletzen sie sich nur. Ein bisschen schwimmen oder Tennis ist okay. Aber nicht laufen!“
Ein zarter Rüffel für Bastian Schweinsteiger, der ein wenig im Englischen Garten gekickt hatte. Und Mario Gomez? Der hat sich nach einer für ihn enttäuschenden WM einen Privattrainer für den Urlaub genommen. Dass zeigt, dass „er Hunger hat“, sagte van Gaal. Aber der Coach fand es trotzdem „nicht vernünftig, weil ich nicht weiß, ob dieser Trainer dieselbe Philosophie wie ich hat“. Er hat einfach keinen Lauf, der Mario Gomez.
Patrick Strasser