Auf sie mit Gebrüll!

In Doha wächst Bayerns Zuversicht: Philipp Lahm glaubt ans Überholmanöver, Schweinsteiger an Luiz Gustavo – und Uli Hoeneß an den Neuer-Transfer.
Auch dafür muss Zeit sein. Und Louis van Gaal ist ja keiner, der den Mund nicht aufbekommt. Am Donnerstagvormittag hielt der Bayern-Trainer einen Vortrag im Auditorium des Aspire-Trainingsgeländes in Doha – exklusiv für arabische Amtskollegen. Journalisten waren nicht erwünscht. Verständlich, die Betriebsgeheimnisse und Taktik-Kniffe des Coaches sollen nicht nach Wolfsburg, Aachen oder Mailand durchdringen. Eine Nachhilfestunde – da fühlt sich der Holländer geehrt. Die Rückrunde dieser Saison soll für alle, mit denen sich die Bayern in Liga, Pokal und Champions League messen, zur Lehrstunde werden. Noch ist die erste Woche des Jahres nicht vorbei, das erste Spiel (am 15. Januar in Wolfsburg) nicht gespielt und dennoch fühlen sich die Bayern während ihres Wüsten-Trips von Tag zu Tag stärker. „Mein Gefühl sagt mir, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagte Bastian Schweinsteiger nun. Vor einem Jahr in Dubai hatte man sich ebenfalls stark geredet, es folgte das Fast-Triple, die Bedingungen in Doha gefallen dem Team noch besser. „Die besten, die ich als Trainer jemals in einem Wintercamp vorgefunden habe“, meinte van Gaal. Also, dann: Auf sie mit Gebrüll! Warum sich Bayern 2011 stärker denn je fühlt:
Der Teamspirit: „In der Mannschaft steckt ein ungeheurer Siegeswille“, sagte Schweinsteiger, „das spüre ich in jedem Training. Wer im Spiel acht gegen acht verliert, beschimpft sofort den Schiedsrichter.“ Er lacht, denn der Schiri ist Louis van Gaal. Auch Mark van Bommel hat sichtlich Spaß in jeder Einheit, nur Vertragszwänge (Wolfsburg bietet einen Deal bis 2013) könnten ihn zwingen, seine Mannschaft noch im Januar zu verlassen.
Der Lauf: Trotz der Weihnachtspause wollen die Bayern an den Stuttgart-Doppelpack anschließen. „Die zwei Siege haben Auftrieb gegeben, der letzte Spieltag war ein Hoffnungsschimmer für uns“, meinte Thomas Müller. Philipp Lahm fügte hinzu: „Wenn eine Mannschaft 14 Punkte Rückstand aufholen kann, dann wir.“ Alle hoffen auf eine Dortmund-Pleite am 14. Januar in Leverkusen.
Der Rückkehrer: Arjen Robben brennt aufs Comeback. Am Samstag beim Test gegen Al-Wakrah (17 Uhr, Eurosport und fcb.de live) soll er „30 Minuten oder länger“ (van Gaal) spielen. Der Coach: „Wir genießen, wie Robben trainiert.“ Sportchef Christian Nerlinger meinte: „Wenn man ihn trainieren sieht, läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Der Spaßhaber: Auch Franck Ribéry genießt die Tage in Doha, beschreibt sein Verhältnis zum Trainer als „besser“. Und seine Form? „Mein Spaß ist zurück. Ich gebe jeden Tag 100 Prozent, das ist gut für meinen Kopf. Und wenn ich fit bin, kann ich auf dem Platz machen, was ich will.“
Die Abstimmung: Luiz Gustavo gewöhnt sich ans Bayern-Niveau. „Bei uns gibt es das nicht, dass man sagt, man ist mit einem Remis zufrieden“, so Schweinsteiger, „Gustavo wird das verinnerlichen." Auch die Innenverteidiger Breno/Badstuber funktionieren als Tandem schon gut.
Die Zukunft: Dzeko ist abgehakt, im Sommer soll Schalke-Torwart Manuel Neuer kommen. Präsident Uli Hoeneß vielsagend: „Ich bin mir sicher, dass die Dinge so laufen, wie sie laufen sollen." Man sieht sich in München.
Patrick Strasser