Auf Reserve: Schon neun Bayern-Spieler verletzt
Mönchengladbach - Im Fall von Christoph Kramer, der nach zehn Minuten infolge eines heftigen Zusammenstoßes benommen vom Platz getragen werden musste, wundert sich schon niemand mehr. Der Gladbacher sollte überlegen, mit einem Helm zu spielen, zieht er doch das Pech an. Im WM-Finale 2014 gegen Argentinien (1:0) hatte er nach einem Crash sämtliche Orientierung verloren, wurde Weltmeister mit Schädelbrummen. Ohne Alkohol.
Den 2:1-Erfolg seiner Borussia gegen Bayern (der Spielbericht zum Nachlesen) konnte Kramer nach Spielende jedoch wieder mit seiner Mannschaft auf dem Platz feiern. Alles gut. Sein Teamkollege Tony Jantschke, für Kramer eingewechselt, musste nach einer Kopf(ball-)-Kollision mit Bayerns James Rodríguez ins Krankenhaus: beide Gehirnerschütterung. "Er wusste in der Halbzeit den Spielstand nicht", berichtete Trainer Jupp Heynckes über den Zustand des Kolumbianers.
Das 0:2 zur Pause war aber auch außergewöhnlich, geschah erstmals seit dem 1:4 in Wolfsburg im Januar 2015. Überhaupt hat man in den neun Spielen zuvor unter Heynckes nie mehr als ein Gegentor bekommen. Wie gut, dass nun unter der Woche kein Spiel ansteht. Nun heißt es Wunden lecken bis zur Partie am Samstag gegen Hannover.
Der von Real Madrid ausgeliehene James stehe, so der Verein, "einige Tage unter ärztlicher Beobachtung" und müsse mit dem Training aussetzen. In Mönchengladbach musste auch Juan Bernat wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel vorzeitig ausgewechselt werden. Der Außenverteidiger hatte erst letzten Samstag beim 3:0 gegen Augsburg nach dreimonatiger Verletzungspause sein Comeback gegeben.
Friedl und Wriedt für James und Bernat
Der FC Bayern kommt aktuell auf dem Zahnfleisch daher, ist personell am Limit. Sieben Reha-Patienten waren in München geblieben (Neuer, Ribéry, Müller, Thiago, Robben, Alaba, Rafinha).
Mit Blick auf die kritische Personalsituation klagte Heynckes: "Irgendwann kann man nicht mehr nachlegen, das ist dann schon ein Problem." James und Bernat wurden am Samstag durch Marco Friedl und Kwasi Okyere Wriedt ersetzt, die bisher je einen Profi-Einsatz hatten. Beide machten ihre Sache bei ihrer Bundesliga-Premiere gut. Der 19-jährige Österreicher Friedl erlebt aufregende Tage, hatte er doch erst am Mittwoch beim 2:1 in Anderlecht in der Champions League sein Profi-Debüt geben dürfen - als Linksverteidiger, als dritte Wahl hinter Landsmann David Alaba und Bernat (Im Porträt: das ist Marco Friedl).
Und Wriedt, Spitzname "Otschi", im August für 450 000 Euro Ablöse vom Drittligisten VfL Osnabrück nach München geholt, hätte in der Nachspielzeit beinahe das 2:2 erzielt. Seit Heynckes' Rückkehr gehört der 23-jährige Stürmer häufig zum Profikader. Der ghanaische Jugendnationalspieler, geboren in Hamburg, ist aktuell Mittelstürmer Nummer zwei - bis der Wintertransfer von Sandro Wagner fixiert ist.
Am Samstag kommt Aufsteiger Hannover 96
Doch wer aus dem Bayern-Lazarett kehrt am Samstag zum Hannover-Spiel zurück? Torhüter Neuer (Fußbruch, geht in einem Spezialschuh noch an Krücken) und Thiago, dem die Teamkollegen in Mönchengladbach mit einem "Gute Besserung"-Shirt Mut machten, sicher nicht. Nach seinem Muskelteilriss im Oberschenkel letzten Mittwoch muss der Spanier mehrere Monate pausieren. Der kleine Muskelfaserriss von Anderlecht wird Arjen Robben noch einschränken, doch Rafinha (Prellung) sowie Alaba (muskuläre Probleme) könnten nach ein paar Tagen Mannschaftstraining zurückkehren.
Für die letzten sechs Partien vor der Winterpause im Dezember stehen wohl auch Franck Ribéry (Außenbandriss Anfang Oktober) und Thomas Müller (Muskelfaserriss) wieder zur Verfügung. Wegen all der Absenzen - auch Jérôme Boateng spielte in Gladbach aus Vorsicht nicht - war Javi Martínez erstmals Kapitän. Als Vize-Vize-Vize-Vize-Vize-Kapitän.