Auf die Bank? "Das ist nicht das Ende der Welt"

Für 40 Millionen hat der FC Bayern Javi Martínez verpflichtet – für die Position von Luiz Gustavo. In der AZ spricht der gläubige Brasilianer über die Konkurrenzsituation.
Patrick Strasser |
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Für 40 Millionen hat der FC Bayern Javi Martínez verpflichtet – für die Position von Luiz Gustavo. In der AZ spricht der gläubige Brasilianer über die Konkurrenzsituation, wie er ihm trotzdem helfen will

AZ: Luiz Gustavo, Sie haben sich vor Saisonbeginn vorgenommen: „Ich muss torgefährlicher werden.” Sie haben Wort gehalten – mit einem fulminanten Weitschuss zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart.

LUIZ GUSTAVO: Ja, das hat sehr gut geklappt. Solche Tore machen den Unterschied zwischen einem normalen Spieler und einem Top-Spieler. Obwohl es aus meiner Position heraus eher schwierig ist, in diese Situationen zu kommen. In dem Moment hatte ich Platz – also keine andere Wahl, als zu schießen.

Die ganze Elf sprintete zur Seitenlinie, um sich mit Ihnen zu freuen.

Alle Spieler sehen, was ich hier jeden Tag mache und wie ich mich im Training reinhänge. Ich glaube, deswegen waren alle so glücklich, weil sie sich für mich gefreut haben. Ich bin immer motiviert, will mich jedes Jahr verbessern.

Seit Donnerstag ist Javi Martínez in München. Seine Position soll die neben Bastian Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld werden – also Ihre.

Die Saison wird sehr lange dauern, wir haben sehr viele Spiele. Ich bleibe ruhig, mache mir keinen Kopf und keinen Druck. Also versuche ich, weiter zufrieden und glücklich zu sein. Und wenn ich mal auf der Bank sitzen werde, ist das nicht das Ende der Welt. Dann muss ich cool bleiben und weiter meinen Job gut machen.

Wie haben Sie die ersten Tage mit Martínez erlebt?

Es ist alles neu für ihn hier, das ist nicht so einfach. Er ist ein guter Junge, ich kann mich auf Spanisch mit ihm unterhalten. Ich glaube, wir alle haben Konkurrenz bekommen. Und Konkurrenz ist gut.

Sie haben betont, dass Sie ihm helfen wollen, sich zu akklimatisieren. Obwohl er auf Dauer Ihren Stammplatz wegnehmen könnte.

Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Er ist ein netter Kerl, wir sind Kollegen. Und wir müssen ihm als Gruppe helfen, dass er sich gut einlebt. Am Anfang, wenn er nur ganz wenige Worte Deutsch spricht, kann er immer mit uns sein, mit Rafinha, mit Dante, Claudio Pizarro und mir. Dann haben wir zusammen etwas Spaß.

Also mit der Latino-Clique. Treffen Sie sich auch mal außerhalb des Trainings?

Ja, ab und zu mit unseren Familien, dann gehen wir zusammen was essen. Aber ich bin eigentlich eher der Typ, der gerne zu Hause bleibt und seine Ruhe hat.

In früheren Jahren haben Lucio und Zé Roberto einen Bibelkreis veranstaltet. Sie selbst sind sehr gläubig, auf Ihrem Rücken prangt das Tattoo „Gott ist treu”. Wie leben Sie Ihren Glauben in München?

Wir Südamerikaner treffen uns alle zwei Monate ein Mal, reden und lesen aus der Bibel. Ich mache das aber sonst für mich. Jeden Tag. Nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen. Auch vor den Spielen.

Noch in der Kabine oder wie der zum Islam konvertierte Franck Ribéry auf dem Platz?

Bevor ich rausgehe, in der Kabine. Ich bedanke mich bei Gott für mein Leben, für meine Familie, für meine Freunde, für meine Gesundheit. Zuerst kommt Gott, dann meine Familie.

Ihre Mutter Mariane starb, als Sie 16 Jahre alt waren.

Meine Mama ist jeden Tag in meinem Kopf. Es ist, als wäre sie gestern noch bei mir gewesen. Meine Familie bedeutet alles für mich, alles, was ich mache, ist für sie. Mein Vater (Luiz Antonio, d. Red.) besucht mich oft in München, er arbeitet ja nicht mehr.

Weil Sie nun die Familie ernähren.

Ich mache das sehr gerne. Mein Vater hat so viel für mich und meinen Bruder in einer Fabrik geschuftet, vor vier Jahren habe ich gesagt: Papa, Schluss damit! Jetzt genießt er sein Leben, trifft Freunde, geht Kaffee trinken. Und in Brasilien schaut er mit seinen Kumpels jedes Bayern-Spiel live im Fernsehen, manchmal sprechen wir danach noch darüber.

Ursprünglich sollten Sie auch in einer Fabrik in Ihrer Heimatstadt Pindamonhangaba, rund 90 Minuten von Sao Paulo entfernt, arbeiten.

Ja, das stimmt – wie mein Bruder. Das wäre mein Weg gewesen. Ich war nicht besonders gut in der Schule, hatte wenig Lust, zu lernen. Zum Glück hat mir Gott das Talent für Fußball geschenkt.

Wie oft kommt Ihre Freundin Milene Sie besuchen?

Sie ist immer drei Monate in München bei mir, dann wieder drei Monate in der Heimat. Egal, zu welcher Jahreszeit. Sie mag den Winter, den Schnee.
 

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