„Auch Kahn hat Fehler gemacht“
MÜNCHEN - Er ist eindeutig die neue "Nummer 1 im Tor". Michael Rensing tritt bei Bayern ein schweres Erbe an. An Selbstvertrauen fehlt es dem Kahn-Nachfolger aber nicht.
Bei Ex-Trainer Felix Magath hätte er damit gewiss gepunktet. Freiwillig – und im Urlaub! – joggte Michael Rensing den Wallberg (1722 Meter hoch) bei Rottach-Egern rauf. „Knapp eine Stunde“ brauchte er für die 4,6 Kilometer (620 Meter Höhenunterschied). „Außerdem habe ich noch Tennis gespielt, war im Kraftraum. Ich muss was tun, damit ich mich wohlfühle“, sagt der 24-Jährige.
Damit er physisch fit in seine erste Saison als Bayern-Torwart Nummer eins geht.
"Meine Ära beginnt jetzt"
Psychisch scheint er gerüstet, die Nachfolge von Oliver Kahn anzutreten. Rensing demonstriert zumindest Selbstbewusstsein. Etwa wenn er sagt: „Die Fußstapfen von Olli sind zwar groß, aber er hatte auch keinen Heiligenschein auf, er hat auch Fehler gemacht. Seine Ära ist zu Ende, meine beginnt jetzt. Ich bin ein ganz anderer Torwart-Typ, ich werde meinen Stil durchziehen.“
Den Stil des mitspielenden Keepers, der „quasi den Libero verkörpert“. Da kommen Rensing die neuen Trainings-Methoden von Klinsmann und seinem Team entgegen. „Die Torhüter werden nun viel mehr ins Spielerische miteingebunden.“
Keine Niederlage in 23 Spielen
Die Hilfe vom neuen Team-Psychologen Philipp Laux braucht Rensing nicht, um den Druck als Bayern-Keeper Nummer eins zu verkraften. „Ich muss ja nichts anders machen als bisher“, sagt er. „Ich habe bisher eine gute Leitung gebracht, ich muss nur so weiterspielen.“ 23 Spiele hat er seit Juli 2000 für Bayern in der Bundesliga absolviert und dabei keine Niederlage kassiert. „Michael Rensing ist eindeutig unsere Nummer eins“, sagt Chefcoach Jürgen Klinsmann. „Wir stehen hundertprozentig hinter ihm“, beteuert auch Manager Uli Hoeneß. Auch bei den Kollegen stellt Rensing („Akzeptiert war ich schon immer“) einen Hierarchie-Sprung fest: „Als Nummer eins kann ich meinen Standpunkt besser vertreten.“
Und auch bald das DFB-Tor anvisieren? „Da gibt’s ja jetzt einen Generationswechsel“, ahnt Rensing. „Mein erstes Etappenziel habe ich jetzt erreicht, jetzt geht’s richtig los. Wenn ich bei Bayern konstant gute Leistungen bringe, gehöre ich sicher zu den Kandidaten.“ Wenn nicht, bleibt mehr Freizeit – für die eine oder andere Tour auf den Wallberg.
Franz Meier