Asien-Reise des FC Bayern: Präsident Herbert Hainer macht Druck und Politik

Präsident Herbert Hainer trifft während der Asien-Reise des FC Bayern in Tokio die Gouverneurin Yuriko Koike – und nimmt die deutschen Bundesliga-Klubs in die Pflicht.
von  Patrick Strasser
"Der gegenseitige Respekt, die Strebsamkeit und das Streben nach Perfektion", beeindruckt FC-Bayern-Boss Herbert hainer, wie er beim Treffen mit Tokios Gouverneurin Yuriko Koike erzählt.
"Der gegenseitige Respekt, die Strebsamkeit und das Streben nach Perfektion", beeindruckt FC-Bayern-Boss Herbert hainer, wie er beim Treffen mit Tokios Gouverneurin Yuriko Koike erzählt. © Patrick Strasser/ho

Tokio - Wenn in Japan ein Termin für 13 Uhr anberaumt ist, dann startet die Veranstaltung auch exakt um 13 Uhr. Keine Sekunde früher, keine später. Das Protokoll wird strikt eingehalten, insbesondere in Behörden.

Eine Bayern-Delegation um Präsident Herbert Hainer und Vizepräsident Dieter Mayer war am Mittwoch nach Shinjuku City, also Downtown-Tokio, geladen. Zum Besuch bei Frau Yuriko Koike, ihres Zeichens "Govenor of Tokio", sprich Regierungschefin der Präfektur Tokio – man könnte auch sagen: bei der Frau Bürgermeisterin.

FC Bayern: Präsident Herbert Hainer trifft Tokios Chefin – im lässigen Business-Stil

Alles war über Wochen hinweg bis ins Detail geplant, als Dresscode "Cool Biz"(lässiger Business-Stil) vorgeschrieben. Nach der Anmeldung im Foyer ging es per Aufzug (samt Hinweis: Hier drin bitte nicht sprechen!) in den sechsten Stock des Metropolitan Government Building Nummer eins. Der Moderator der Veranstaltung blickte ab 12.59 Uhr nervös auf seine Uhr und sprach beim Gongschlag einleitende Begrüßungsworte in die beeindruckende Stille.

Kurz darauf schritt die Bürgermeisterin verbindlich lächelnd in den fenster- und schmucklosen Raum, sprach freundliche Worte an die bayerischen Gäste, angetreten in Anzügen, aber zumeist ohne Krawatte (Cool Biz eben): "Sie haben zuletzt elf Mal den Pokal, nein, die Meisterschaft gewonnen. Der FC Bayern muss ja unbesiegbar sein." So ähnlich. Passt scho.

FC-Bayern-Chef Herbert Hainer schwärmt: "Die Welt kann sehr viel lernen von Japan"

Bei seiner Rede ("Meine sehr geehrte Frau Gouverneurin") sprach Hainer davon, dass ihm bei den Japanern "der gegenseitige Respekt, die Strebsamkeit und das Streben nach Perfektion" imponiere. Der schon als Vorstandsvorsitzender von Adidas zig Mal nach Nippon gereiste 69-Jährige erwähnte den Begriff "Ikigai" – eine einheimische Lebenseinstellung, zugleich Geheimnis für ein Leben voller Freude, und sagte: "Die Welt kann sehr viel lernen von Japan,: Perfektion, Harmonie und Respekt."

Man wolle die Beziehungen ausbauen und vertiefen – natürlich auch aus ökonomischem Interesse. Hainer überreichte Koike als Gastgeschenk ein Bayern-Trikot, die Delegation erhielt ein Album mit wertvollen Holzschnitt-Mustern, etwa von den Olympischen Spielen in Tokio 1964. Hainer kann Diplomatie, er kann aber auch anders. Am Abend zuvor hatte der Präsident im Mannschaftshotel "Mandarin Oriental" 16 der 18 Bundesligisten in Sachen Auslandsreisen und Vermarktung attackiert.

Herbert Hainer kritisiert die Auslandsvermarktung der Bundesliga

Die Bundesliga müsse sich "da deutlich mehr anstrengen", denn: "Man sieht es ja an den Erlösen, die die DFL in der Auslandsvermarktung erzielt, dass es da eher rückwärts als vorwärts geht."

Aktuell nimmt die Liga etwa 160 Millionen Euro pro Saison ein, es waren schon mal rund 275 Millionen Euro brutto. Hainer weiter: "Da müssen alle Klubs mitspielen, aber da muss auch die DFL ein Konzept vorgeben, wie wir das gemeinsam mit den einzelnen Vereinen auch umsetzen können."

Aktuell ist neben dem FC Bayern lediglich Vize-Meister Borussia Dortmund auf einer Marketing-Tour, derzeit in San Diego – weiter geht es nach Las Vegas und Chicago. "Am Ende des Tages gibt es ein, zwei Zugpferde für die Bundesliga in der Auslandsvermarktung. Der FC Bayern ist definitiv eines davon, aber das reicht nicht", kritisierte Hainer.

"Würde der Bundesliga guttun": Wechselt Harry Kane zum FC Bayern?

Die meisten Vereine präferieren im Sommer ein Trainingslager in Österreich, Italien oder der Schweiz (auch der BVB war bis 2022 immer in Bad Ragaz), weil es reisetechnisch weniger stressig ist. Andererseits fehlen die Strahlkraft und daher die Anziehungskraft für den asiatischen wie US-amerikanischen Markt.

Dagegen absolviert etwa die Hälfte der englischen Premier-League-Vereine während der Saisonvorbereitung Werbetouren in den jeweiligen Zielmärkten. Für mehr Moneten aus der Auslandsvermarktung würde ein Transfer von Harry Kane, dem Kapitän der englischen Nationalelf sorgen. "Ein hochattraktiver Spieler", so Hainer, "er würde uns und der Bundesliga guttun. Keine Frage."

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