Asien-Reise als Vorbild: Die Bundesliga-Konkurrenz sollte es dem FC Bayern nachmachen
Singapur - Über den Dächern von Singapur weitet sich der Blick. Im Kopf die Retrospektive als Fazit der zehntägigen Asien-Reise nach Tokio und Singapur, zum einen der Ausblick auf das, was kommt.
Rein sportlich war es ein Trainingslager unter speziellen klimatischen Bedingungen samt drei Testspielen, andererseits eine PR-Reise zu Marketing-Zwecken. Das Nützliche mit dem Notwendigen verbinden.
PR-Reise des FC Bayern nach Asien: Neue Fanbase erschlossen
"Das Drehkreuz Südost-Asien ist wie Japan aufgrund der Dynamik der Entwicklung ein wichtiger Markt für uns. Wir wollen hier vor Ort den Puls der Fans fühlen. Für uns war die Reise ein voller Erfolg mit all den Terminen und persönlichen Begegnungen, dazu hatten wir bei den drei Spielen rund 150.000 Zuschauer in den Stadien", führte Finanzvorstand Michael Diederich im Mannschaftshotel "Andaz" aus: "Wir gehen davon aus, dass wir unterm Strich mit einem Plus herausgehen."

Eine nette Untertreibung – ein Mini-Beleg dafür: die 3.000 mitgebrachten Trikots sind sämtlich verkauft, die Nachfrage war 50 Prozent höher. Doch ohne das Argument, ein tatsächlich dickes Plus zu erzielen, würde der Aspekt, dass man natürlich an der heimischen Säbener Straße besser trainieren kann, schwerer wiegen.
Doch der FC Bayern muss raus, zu seinen Fans. Koste es Flugmeilen, was es wolle. Die Nähe zählt. "Es ist wichtig, dass sich der deutsche Fußball auf die Reise macht. Da muss man Gas geben, damit man nicht den Anschluss verliert", sagte Diederich. Haben sie leider schon, zumindest gegenüber der Premier League.
Vorbild Premier League: Auslandsreisen sind PR-Standard
16 der 20 Erstliga-Vereine in England sind in dieser Sommer-Vorbereitung in Asien oder Nord-Amerika unterwegs, aus der Bundesliga genau zwei: der Marktführer Bayern und Vizemarktführer und Vizemeister Borussia Dortmund, die in den USA auf Tour waren. "Ich kann das nicht nachvollziehen. Das ist viel zu wenig", sagt Marketingvorstand Andreas Jung und schlug in dieselbe Kerbe kontra den Rest der Liga und der DFL wie vor einer Woche Bayern-Präsident Herbert Hainer. "Man müsste die DFL mehr in die Pflicht nehmen."
Tenor: Packt die Koffer! Die Münchner Bosse wollen das Thema bald wieder ansprechen mit dem Ziel, die internationale TV-Vermarktungserlöse wieder zu erhöhen. "Wir müssen auch mehr dafür tun, wenn wir fordern wollen", betonte Jung. Ein Weg etwa wäre, finanzschwächere Klubs der Liga bei den Reisekosten zu unterstützen. Aber würden sich Paris St.-Germain, die spanischen Granden Real Madrid und FC Barcelona sowie die Premier-League-Klubs um Gegner wie Mainz, Augsburg oder Bochum als Testspielgegner reißen?
Diese FC-Bayern-Stars griffen in Asien den größten Jubel ab
Der FC Bayern sitzt auf einem anderen Ross. 16 der 27 mitgereisten Spieler (die Teenager wurden ausgeklammert) schickte man zu den diversen Marketing-Terminen, so dass jeder Profi auf insgesamt zwei bis vier Einsätze kam.
Das größte Gekreische lösten in Abwesenheit der Reha-Patienten Thomas Müller und Manuel Neuer die Jungstars Jamal Musiala und Alphonso Davies aus, dazu aufgrund der geographischen Nähe der Südkoreaner Min-jae Kim.
Asien-Held Kim: Kommt mit Harry Kane ein nächstes Zugpferd zum FC Bayern?
"Auch dieser Business-Mark ist sehr interessant, ein spannendes Feld für uns", sagte Jung, "Kim ist dort ein Held, er kann ein Transmitter für uns sein." Südkorea ist daher ein möglicher Abstecher auf der "Audi Summer Tour 2024" nach China, hört man. Diesen Hauptzielmarkt zu bedienen wäre dem (Namens-)Sponsor des Trips ein großes Anliegen.
Kommenden Sommer könnte dann Harry Kane als Zugpferd dabei sein. Welchen Betrag würde Finanzvorstand Diederich für einen Transfer des Kapitäns der englischen Nationalelf abnicken? Diederich ließ sich nicht locken, sagte nur: "Wir können uns viel leisten, aber es muss auch zu uns passen."