Arsene Wenger: Der nächste Maurermeister?

München –So ein Freitagspiel hat doch auch etwas für sich. Einen freien Sonntag etwa für die Bayern-Profis. Bei herrlichstem Herbstwetter. Goldener November. Weg mit der Erinnerung an den grauen Freitagabend, den Anti-Fußball der Frankfurter vor eigenem Publikum gegen die Bayern. Im elften Saisonspiel riss die Siegesserie. 0:0.
Den Kick in Frankfurt konnte der Meister ja auch nicht gewinnen. Bei diesen Spielverderbern! Diesen ultra-defensiven Frankfurtern! Die Anklage der Bayern lautete: Passivität und reine Zerstörungswut. „Die Eintracht hat 30 Meter vor dem Tor mit zehn Mann verteidigt“, ereiferte sich Verteidiger Jérôme Boateng, „so etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Bayerns Abwehrboss sprach die Worte ruhig aus, die Verwunderung über Mitglieder des eigenen Berufsstandes war genauso herauszuhören wie etwa bei Kapitän Philipp Lahm: „Nach den vergangenen Wochen hat man gedacht, dass es defensiver nicht geht. Wir wurden eines Besseren belehrt.“
Auffallend: Wenn die Gegner sich komplett zurückziehen und – so das Sprichwort – den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor parken, haben die Bayern in dieser Saison Probleme. Die Siege in Hoffenheim und gegen Augsburg (jeweils 2:1) fielen erst in letzter Minute.
Ob sich die Bundesliga-Gegner, nächsten Samstag kommt der eher zu offen und riskant spielende VfB Stuttgart in die Allianz Arena, nun am Frankfurter Modell orientieren? An der Veh-Vorlage? Vielleicht nicht nur die. „Ich erwarte auch Arsenal am Mittwoch sehr defensiv“, sagte Boateng. Dann ist Champions League. Bayern greift an, die Londoner verteidigen. „Wir müssen es gegen Arsenal dann besser machen“, meinte Boateng, „aber ich glaube nicht, dass die viel anders spielen werden.“
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Wirklich? Arsenal? Diese spielstarke Mannschaft von Trainer Arsène Wenger, die am Samstag mit dem 3:0 bei Swansea City Tabellenplatz zwei in der Premier League untermauerte? Mit kreativem Personal wie Mesut Özil, Santi Cazorla sowie Torjägern wie Olivier Giroud und Alexis Sanchez? Yes, they can! Siehe Hinspiel. Als sie erst ein 0:0 verteidigten und dann vorne (nach einem Neuer-Patzer) zuschlugen, das 2:0 in der Nachspielzeit draufsetzten.
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„Ich denke, Arsenal wird das Spiel verfolgt haben und gesehen haben, dass es so etwas schwierig ist für uns“, meinte Bayerns Torhüter Manuel Neuer, „wir hatten auch in London die ein oder andere Tormöglichkeit, die wir aber leider nicht genutzt haben. Arsenal hat zu Hause auch auf Konter gespielt. So defensiv wie im Hinspiel hat man Arsenal nicht gekannt. So spielen sie normal nicht in der Premier League.“
Vorteil für die Bayern: Arsenal braucht Punkte!
Aber können sich das die Gunners – eigentlich ja Kanoniere – erlauben, auch in München zu mauern? Mit einer Pleite, der dann dritten im vierten Gruppenspiel, wären sie schon fast raus. Bei einem Remis hätte man weiter drei Punkte Rückstand auf Bayern und vielleicht schon fünf auf Piräus (Heimspiel gegen Zagreb). Die Bayern haben mit ihren Aussagen den Druck auf Arsenal erhöht, sich in München nicht komplett einzumauern.
„Ich weiß nicht, ob das schön für den Fußball ist, wenn alle Mannschaften so defensiv stehen“, schimpfte Bayern-Verteidiger Boateng in Frankfurt über die Eintracht-Mannschaft. „Es ist frustrierend, wenn man immer wieder anläuft und sich keine großen Torchancen erarbeitet“, sagte Neuer und sinnierte dann: „Wir spielen Fußball. Und im Fußball darf man endlos defensiv verteidigen.“ Nicht schön, aber legitim.