Arnd Zeigler: "Das ist nicht mehr die gleiche Sportart"

Arnd Zeigler, Werder-Stadionsprecher und TV-Moderator, spricht in der AZ über das ungleiche Duell zwischen Bayern und Bremen – und erklärt, was er sich von Präsident Uli Hoeneß wünscht.  
Maximilian Koch |
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Sieg an der Weser: Das Hinspiel in der Liga gewinnt Bayern im August mit 2:0.
firo/Augenklick Sieg an der Weser: Das Hinspiel in der Liga gewinnt Bayern im August mit 2:0.

Arnd Zeigler, Werder-Stadionsprecher und TV-Moderator, spricht in der AZ über das ungleiche Duell zwischen Bayern und Bremen – und erklärt, was er sich von Präsident Uli Hoeneß wünscht.

Der 52-jährige Bremer ist Stadionsprecher des SV Werder und arbeitet außerdem als Autor und Moderator ("Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" im WDR).

AZ: Herr Zeigler, man kennt Sie als Fan und Stadionsprecher von Werder – dabei waren Sie auch schon mal für einen Tag Torwart des FC Bayern: Sie waren Oliver Kahn.
ARND ZEIGLER: Das stimmt. Und an diesem Tag war es wirklich furchtbar, Oliver Kahn zu sein (lacht).

Warum? Sie haben doch gemeinsam mit Ailton jenes Tor nachgestellt, das der Werder-Stürmer im entscheidenden Spiel zur Meisterschaft 2004 erzielte – gegen Kahn und die Bayern in München.
Ja, aber es war Januar, als wir die Szene kopiert haben. Ailton musste diesen Schuss ungefähr 25 Mal proben, bis er genauso traf wie 2004. Und ich musste mich 25 Mal mit Oliver-Kahn-Maske auf den gefrorenen Boden werfen. Danach war ich wochenlang nicht mehr zu gebrauchen – Hüftprellung.

Trotzdem: Die Erinnerungen an die Saison 2003/04, in der Werder das Double gewann, dürften angenehme für Sie sein. Träumen Sie eigentlich davon, dass sich dieser Erfolg irgendwann wiederholt?
Das ist ein ewiger Traum. Aber mittlerweile haben sich die Dimensionen so weit verschoben, dass man als Bremer überhaupt erst mal davon träumt, irgendwann wieder in der oberen Tabellenhälfte zu landen. Damals waren es ganz andere Zeiten, da ist Bayern nur alle zwei Jahre Meister geworden, es gab Überraschungsmeister wie Stuttgart, Bremen oder Wolfsburg. Heute ist Bayern gegen Werder ja eigentlich nicht mehr die gleiche Sportart.

Inwiefern?
Bremens Kader hat 36 Millionen Euro Ablöse gekostet, bei Bayern allein Tolisso 41,5 Millionen. Und der hat letzte Woche auf der Bank gesessen. Laut transfermarkt.de hat Werders gesamter Kader einen Marktwert von 74 Millionen Euro, der von Bayern beträgt etwa 643 Millionen Euro. Solche Kräfteverhältnisse gab es früher im Pokal, wenn ein Bundesligist gegen einen Regionalligisten gespielt hat.

Was erwarten Sie denn von der Bremer Mannschaft am Sonntag?
Normalerweise geht jeder Bundesligist – außer Dortmund und Leipzig vielleicht – mit dem Gefühl in das Spiel: Da könnten wir ordentlich einen auf die Mütze kriegen, wenn alles ganz dumm läuft. Aber bei Werder hat sich die Situation seit dem Trainerwechsel gewandelt. Die Mannschaft hat bisher gegen jeden Gegner gute Rezepte, Werder ist schon lange nicht mehr richtig auseinandergenommen worden.

Waren Sie eigentlich schon immer Werder-Fan?
Ich bin zum ersten Mal in den 70ern mit Fußball in Berührung gekommen. Und das war die Zeit, in der Bayern dreimal in Folge den Europacup der Landesmeister gewonnen hat. Meine ersten Autogramm-Wünsche waren an Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Gerd Müller gerichtet, ich habe ihnen Briefe geschrieben.

So richtig eine Herzensangelegenheit wurde Fußball für mich aber dann erst als jahrelang leidgeprüfter Fan von Werder Bremen. Ich habe ebenso einen Abstieg und die 2. Liga Nord erlebt wie einen Europacupsieg und Meisterfeiern auf dem Rathausbalkon. Für diese Sozialisation bin ich Werder Bremen und dem Fußball sehr dankbar.

Sie sind in Bremen geboren und leben dort bis heute. Stimmt es eigentlich, dass die WDR-Sendung "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" in Ihrem Haus gedreht wird?
Ja, das ist richtig.

Und was sagt Ihre Familie dazu, wenn regelmäßig so viel Trubel daheim herrscht?
Wir machen das jetzt schon elf Jahre, es hat sich eingespielt, die Familie kommt gut damit klar. Ich konnte mir damals einfach überhaupt nicht vorstellen, jede Woche nach Köln zu fahren, um dort die Sendung zu produzieren. Und so kam der WDR eben zu mir.

Nach der Sendung soll es regelmäßig noch in die Kneipe gehen...
Das ist ein festes Ritual! Nebenan gibt es eine kleine Absturzkneipe, das "Heartbreak-Hotel", da steht ein Flipper, wir trinken dann dort beim Flippern unser Feierabendbier.

Wer war Ihr Lieblingsgast bislang – und wer soll noch kommen?
Hans Meier war zweimal hier, das war sehr angenehm. Er ist ja jemand, von dem man immer etwas bekommt. Thomas Schaaf war hier, Jürgen Klopp hatte ich öfter mal ausführlich vor dem Mikrofon. Ich habe mir allerdings schon immer gewünscht, dass Uli Hoeneß kommt. Er hatte schon mal lose zugesagt, aber bislang hat es nicht geklappt. Ich bin auch schon ein paar Mal an Hoeneß’ Vorzimmerdame abgeprallt. Natürlich weiß ich, dass es für ihn sicher entspannendere Dinge gibt, als am späten Sonntagabend mit uns eine Sendung zu machen und danach flippern zu gehen. Vielleicht ist es utopisch, aber es bleibt ein großer Wunsch.

Als Bremer Fan könnte man sich doch auch König Otto Rehhagel zurück auf die Trainerbank wünschen. Jupp Heynckes beweist bei den Bayern schließlich, dass man im hohen Traineralter noch Erfolg haben kann.
(lacht) Rehhagel ist noch mal eine andere Kategorie, er wird ja bald 80. Otto, so machte es den Anschein, hatte ja schon bei seiner letzten Station in Berlin mit der Bundesliga abgeschlossen. In Bremen ist aktuell alles gut mit Trainer Florian Kohfeldt, er ist ein richtiger Fachmann, macht es sehr gut.

Gleichzeitig bewundere ich, wie vital und jugendlich Jupp Heynckes mit 72 wirkt. Ich kann mich erinnern, dass Werder vor langer Zeit mal einen Interimstrainer hatte, Fred Schulz, das war wirklich ein alter Mann. Ein Greis, ein klassischer Rentner. Wenn ich das mit Heynckes vergleiche, liegen da Welten dazwischen. Heynckes ist ein Sonderfall.     

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