Armin Veh fordert seinen Lehrmeister

Frankfurts Coach spielte einst unter Heynckes. „Die Leistung von Jupp kommt mir viel zu kurz”.
von  Frank Hellmann

Frankfurt - Die gute Laune ist bei ihm Programm. Armin Veh begreift eine Pressekonferenz nicht als lästige Pflicht, sondern mitunter auch als lustige Plauderstunde. Dabei scheut sich der Frankfurter Trainer auch nicht, von seinen Abwegen als früherer Spieler zu erzählen. Mit 18 ist er zu Mönchengladbach gekommen, wo ein gewisser Jupp Heynckes das Sagen hatte. „Ich hatte in meiner Laufbahn einen herausragenden Trainer: Heynckes”, so Veh.

Warum er am Bökelberg zwischen 1979 und 1985 auf nur 65 Bundesligaeinsätze kam, obwohl ihm Zeitzeugen eine bessere Begabung als seinem Kumpel Lothar Matthäus attestierten, kann der 52-Jährige erklären. „Damals bin ich nach jedem Heimspiel noch 600 Kilometer zurück nach Augsburg gefahren. Am Wochenende habe ich wenig bis gar nicht geschlafen, weil man als junger Spieler natürlich weggehen wollte. Ich war deswegen bestimmt zweieinhalb Jahre verletzt.” Als Veh das erzählt, grinst er wie ein Schelm, der gerade etwas angestellt hat. Solch ein unprofessionelles Verhalten würde heute weder geduldet noch würde es ein Profi wagen. „Es hat sich viel geändert.”

Eines aber ist bei ihm geblieben: seine Wertschätzung für den Heynckes. Was der 67-Jährige mit den Bayern bereits geschafft habe, sei eine „Riesenleistung”, sagt Veh. „Die Leistung von Jupp kommt mir viel zu kurz.” Stilsicher analysiert er eine Qualität, die die Münchner unter Louis van Gaal nicht gehabt haben: „Alle arbeiten nach hinten mit, und dann spielen sie schnell nach vorn.” Welches Personal Heynckes nominiere, sei ziemlich egal. „Robben spielt zwar anders als Müller, aber ihr System haben die Bayern nie geändert. Sie interpretieren es nur anders.”

Gegen die Bayern fallen dummerweise nun zwei Schlüsselspieler aus: Kapitän Pirmin Schwegler (Steißbein) und Alexander Meier (Oberschenkel) müssen passen. Doch die Frankfurter werden die Flucht nach vorne antreten, haben sich schon in München (0:2) keineswegs versteckt. Veh lässt sein Team mutig nach vorne spielen – alles andere wäre Verrat an seinen Idealen. Seitdem Veh seinen Vertrag verlängert und die 40-Punkte-Marke mit dem mühsamen 3:2 in Fürth geknackt hat, steht das Ziel des Aufsteigers fest. „Wir wollen Sechster werden”, sagt Veh. Die forsche Denke haben die Spieler verinnerlicht. Sebastian Rode, der immer wieder mit einem Wechsel 2014 zum FC Bayern in Verbindung gebracht wird, sagt: „Alle sagen, wir verlieren heute – ich sehe das nicht so!”

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