Arjen Robben: Tore gegen Muskelkater

MÜNCHEN Thomas Wilhelmi ist ein angenehmer Zeitgenosse. Positive Ausstrahlung, immer ein Lächeln im Gesicht. Dabei ist der 44-Jährige der härteste Hund beim FC Bayern, der Mann der Schmerzen. Berufsbezeichnung: Reha-Trainer. Arjen Robben kennt Wilhelmi ziemlich gut. Nach seinem Zwölf-Minuten-Einsatz beim 3:0 gegen Bayer Leverkusen klagte der Holländer: „Ich habe Muskelkater, überall. Ich muss mich ein bisschen vom harten Reha-Training erholen.” Da kam der Vize-Meister ja gerade recht.
Mit Comebacks nach Verletzungen hat der fragile Flügelstürmer jahrelang Erfahrung. Doch so schön wie diesmal ist er noch nie zurück gekommen. Schon als er sich kurz nach der Halbzeit zum Warmmachen in die Nordkurve aufmachte, brandete vorfreudiger Jubel auf. Der steigerte sich zum Orkan samt Sprechchören und Standing Ovations, als in der 78. Minute das Wechselzeichen kam. „Die Einwechslung war fast noch schöner als mein Tor. Das war überragend, eine große Überraschung. Ich muss mich beim Publikum bedanken. Unglaublich!”
Gleich beim ersten Ballkontakt in einem Bundesliga-Spiel seit dem 20. August, schon beim ersten Zuspiel, das er nach seiner Einwechslung in Empfang nahm, zeigte sich seine geballte Ungeduld: Fordernd klatschte er drei Mal schnell in die Hände und erklärte später: „Der Ball war nicht schnell genug. Der hätte härter sein müssen.” Probleme haben die beim FC Bayern!
Mit seinem Treffer in der letzten Minute machte sich Robben selbst das schönste Comeback-Geschenk: Bastian Schweinsteiger schickte ihn steil („Ein Superpass. Wenn man solche Bälle bekommt, geht vieles einfacher”), Robben trat an, beschleunigte auf 32,7 km/h (schnellster Sprint des Spiels) und legte den Ball formvollendet im Netz ab - sein 30. Tor im 41. Bundesligaspiel. Kapitän Philipp Lahm: „Wir brauchen solche Spieler mit individueller Klasse. Arjen ist derjenige, der Spiele entscheiden kann.” Die Zahlen geben ihm Recht: In 59 Pflichtspielen, die Robben für Bayern absolvierte, war er an 57 Toren direkt beteiligt.
Robben selbst war auch zufrieden: „Ich bin noch nicht da, wo ich sein muss. Aber es war schon ein guter Start.” Gegen Manchester City wird der Niederländer seinen Trainer wohl noch nicht vor das Problem stellen, die derzeit brillant funktionierende Offensive von Beginn an umbauen zu müssen. Doch dieser Tag wird kommen, womöglich schon in der nächsten Bundesligapartie bei der TSG Hoffenheim. Sind alle Offensivkräfte fit und einsatzbereit, müsste einer der derzeit phantastischen Vier für Super-Star Robben auf die Bank. Mario Gomez? Ist der einzige Top-Stürmer auf der Mittelstürmer-Position. Franck Ribéry? Ist in absoluter Top-Form und sprüht nur so vor Spielfreude. Toni Kroos? Entwickelt sich als Zehner gerade genau so, wie es sich Heynckes vorstellt. Bleibt: Thomas Müller, der Immer-und-überall-Gefährliche. Keine leichte Aufgabe für Coach Heynckes.
Nach der Leverkusen-Partie klang Robben noch vorsichtig: „Wir dürfen kein Risiko eingehen, weil es eine schlimme, schwierige Verletzung ist und ich keinen Rückschlag bekommen darf. Ich bin noch nicht beschwerdefrei, noch nicht bei 100 Prozent.”
Nach fünf Wochen Pause wegen Schambeinverletzung wird es gegen Manchester noch nicht für einen Einsatz über 90 Minuten reichen: „Es ist normal, dass man nach so einer Pause zunächst auf der Bank sitzt”, meinte Robben, „die 15 Minuten waren ganz wichtig. Es war auch wichtig, wieder den Rhythmus zu bekommen. Ich habe mich richtig Freude, in eine so starke Mannschaft wieder reinzukommen. Aber ich muss ruhig bleiben und darf nicht zu viel wollen.” Das ist sicher seine schwerste Übung. Aber Thomas Wilhelmi wird noch ein paar andere Übungen für ihn haben.