Arjen Robben: „Einfach Gold wert“
MÜNCHEN - Die Bayern feiern Arjen Robben, den Mann für die entscheidenden Treffer – doch der zofft sich bei seiner Auswechslung mit Trainer Louis van Gaal:„Ich hatte das Gefühl, dass ich noch ein Tor schieße“
Florenz, Manchester, Lyon - das sind die prominenten Opfer des Arjen Robben auf der Europa-Tournee des FC Bayern. Der Holländer pflegte in den vorherigen K.o.-Runden seine Treffer stets auswärts zu erzielen, es waren jeweils die Siegbringer.
Nun ließ er wieder einen los, nicht so spektakulär in den Winkel wie in Florenz, nicht so wuchtig wie in Manchester. Doch womöglich bringt dieser Treffer zum 1:0 (0:0)-Endstand mit freundlicher Unterstützung des Haarschopfs von Thomas Müller („Ich hatte noch überlegt, ob ich zum Friseur gehe. Aber ich hatte keine Zeit, das war wohl gut so“) die Bayern erstmals seit neun Jahren wieder ins Finale.
Selten hat ein Spieler eine Europacup-Saison so geprägt wie dieser Mann. Früher nannte man Dieter Hoeneß den Mister Europacup – dann ist Robben jetzt der Sir Champions League. „Arjen ist reich gesegnet vom lieben Gott“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Gegen Lyon fand Robben zunächst nicht richtig ins Spiel. Nur ab und an konnte er mit seiner Schnelligkeit Löcher in die kompakte Abwehr reißen. Das Erstaunliche: Selbst in höchstem Tempo trägt er den Kopf noch oben. Und die Bayern womöglich zum größten Triumph.
Als er für Hamit Altintop ausgewechselt wurde, stand das ganze Stadion. Es gab Ovationen. Nur nicht von Robben selbst. Er war sauer, „weil ich ausgewechselt wurde“, und das zeigte er auch. Er verweigerte Trainer Louis van Gaal zunächst den Handschlag. Robben erklärte später: „Ich hatte das Gefühl, da geht noch was. Ich hatte das Gefühl, ich könnte noch ein Tor schießen.“ Der Coach sah das nicht so, oder es war ihm nicht so wichtig: „Robben will immer spielen. Aber ich war zufrieden mit dem 1:0. Und ich muss das verantworten.“
Er hat es Robben dann sofort deutlich mitgeteilt, dass dessen Reaktion bei der Auswechslung nicht in Ordnung war – und ist auf Einsicht gestoßen: „Der Trainer hat zu mir gesagt: Das kannst du nicht machen. Und er hat Recht. Das war eine schlechte Reaktion von mir. Ich muss mich da professionell verhalten, auch dem Trainer gegenüber.“ Der aber ist nicht nachtragend: „Ich bin sehr glücklich mit dem Robben.“
Sie wissen, was sie an Robben haben. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben“, sagte Rummenigge. Und Ex-Kapitän Stefan Effenberg, der weiß, wie man die Champions League gewinnt, klopfte Robben auf die Schulter: „Der Mann ist einfach Gold wert. Ich bin stolz auf dich!“
Zur Krönung könnte Robben am 22. Mai bei seinem Ex-Verein vorspielen. Im Bernabeu-Stadion von Real Madrid. Die haben ihn im Sommer ziehen lassen. Gracias nochmal!
P. Strasser, G. Jans