Arjen Robben: Blut und Zauber
Robben, gestärkt durch Ribéry, macht den Unterschied bei Bayerns 4:0 gegen Hoffenheim.
München - Die Auswechslung war beschlossene Sache, Hamit Altintop machte sich bereits warm. Doch Arjen Robben hatte noch nicht genug, der Holländer hatte noch etwas vor. Sein Tagwerk im Hoffenheim-Spiel war doch längst erfüllt, übererfüllt. Das 1:0 von Gomez hatte Robben per maßgenauer Vorarbeit ermöglicht, das 3:0 in seiner typischen Manier – er zieht als Linksfuß von rechts in die Mitte und schießt ins kurze Eck – selbst erzielt.
Robben signalisierte der Bank: Noch nicht. Er hatte noch einen auf Lager: Einen Schlenzer ins lange Eck über Hoffenheims Keeper Starke. Nach vollbrachtem Zauber freute sich der 27-Jährige diebisch. Dann durfte er abtreten, das Publikum huldigte ihm mit stehenden Ovationen: Mehr als fünf Tore in fünf Spielen (inklusive des 4:0 im Pokal-Viertelfinale in Aachen) kann man auch nicht erwarten. Als Robben letzte Woche in Köln fehlte, verloren die Bayern – was zwar an der Abwehr lag, aber womöglich hatten sie statt 2:0 schon 4:0 geführt. Was wäre wohl, wenn der beste Spieler der Liga nicht die komplette Hinrunde gefehlt hätte. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bezifferte den Schaden auf zehn verlorene Punkte – es dürfte noch viel mehr sein.
Nicht einmal seine blutende Wunde nach dem üblen Schlag von Hoffenheims Verteidiger Simunic – der für diese Tätlichkeit nur Gelb sah – konnte Robben stoppen. Er blutete stark aus der Nase, spuckte Blut. Seine Antwort waren die zwei Tore.
„Wir wollten einfach wieder zeigen, dass wir eine Super-Mannschaft sind”, sagte Robben, „letzte Woche in Köln waren wir nicht gut. Das mussten wir heute korrigieren. Das hat ganz gut geklappt. Wir haben sehr aggressiv angefangen und Chancen kreiert.” Im Duo mit Franck Ribéry. Der Franzose stand zwar über weite Strecken im Schatten seines Gegenüber auf dem Flügel, legte den Treffer zum 4:0 aber mustergültig vor. „Ich bin zufrieden mit dem Spiel, mit Robben und mit allem”, sagte der Franzose, „es ist wichtig, dass er zurück auf dem Platz ist. Das ist wichtig für uns.”
Robben, der X-Faktor des FC Bayern
Arjen Robben ist der X-Faktor im Spiel der Bayern, ein unberechenbarer, unwiderstehlicher Artist. Wenn er mit dem Ball am Fuß Richtung gegnerisches Tor beschleunigt, scheint das Raunen der Fans die Gegenspieler wie Slalomstangen kippen zu lassen. Sein Tempo im Dribbling kann keiner mitgehen. Foul oder Gegentor – das ist meist die Alternative für die Gegner. Thomas Müller schwärmte: „Arjen kann man mitten in der Nacht bringen, der braucht keine Anlaufzeit.”
Der Unterschiedmacher ist die Hoffnung für die entscheidenden Wochen, angefangen mit dem Verfolger-Duell am Samstag (18.30 Uhr) in Mainz. Danach heißen die Gegner: Inter Mailand (das Hinspiel), Borussia Dortmund, Schalke (Pokalhalbfinale), Hannover, der HSV und dann wieder Inter am 15. März. „Ich bin überzeugt, dass unsere Misere nun beendet ist und wir unseren Rhythmus finden”, meinte Sportdirektor Nerlinger. Robben hat ihn aufgenommen.
Und er will mehr. Es klang wie eine Drohung, als der Holländer strahlend anmerkte: „Ich glaube, dass ich noch besser spielen kann. Wir können zufrieden sein, nicht nur weil Franck und ich wieder zurück sind.” Man kann nur eines wünschen: Gesundheit!