Architektur, Ernährung und Meditation: So tickt FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel privat

FC-Bayern-Coach Thomas Tuchel gibt interessante Einblicke in sein Leben und spricht übers Verlieren: "Das ist Teil meines Antriebs."
von  Maximilian Koch
FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel kann den Sozialen Medien nicht viel abgewinnen.
FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel kann den Sozialen Medien nicht viel abgewinnen. © IMAGO / Propaganda Photo

MünchenThomas Tuchel (49) sitzt im Schneidersitz auf dem Boden, im Hintergrund wischt eine Frau mit einem Besen sanft über ein Beet aus Kieselsteinen und in der Ecke des Raumes dampft schon frischer Tee: Während der Asientour nutzte der Trainer des FC Bayern die Gelegenheit, um in Japans Hauptstadt Tokio an einer traditionellen Tee-Zeremonie teilzunehmen – und war anschließend ziemlich begeistert.

Neue Erfahrung: Tuchel bei einer traditionellen Tee-Zeremonie während der Asienreise in Japans Hauptstadt Tokio.
Neue Erfahrung: Tuchel bei einer traditionellen Tee-Zeremonie während der Asienreise in Japans Hauptstadt Tokio. © fcbayern.com

"Ich liebe diese Hingabe, die Perfektion, die Ruhe, die Detailverliebtheit und Genauigkeit, mit der das zubereitet wurde", berichtete Tuchel in einem Video auf der Bayern-Homepage; "Dass man nur das tut, was man gerade tut, mit voller Aufmerksamkeit. Jeden kleinsten Schritt perfekt zu machen und nicht mit weniger als Perfektion zufrieden zu sein: Das ist beeindruckend, da gehört eine innere Ruhe dazu."

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Meditation und Routine sind für FC-Bayern-Trainer Thomas Tuchel wichtig

In der Ruhe liegt viel Kraft – und manchmal muss man auch einfach abwarten und Tee trinken: Das erfahren Tuchel und die Bayern-Bosse gerade im Transferpoker um Harry Kane. Doch grundsätzlich ist Tuchel ein Trainertyp, der mit Themen wie Meditation viel anfangen kann. "Mein Trainerteam und ich persönlich, wir haben Rituale", erklärte er weiter: "Ganz banal, wie mein Tag beginnt. Immer wieder, wenn die Saison beginnt, versuche ich, mir ein neues Ritual anzugewöhnen: früh aufzustehen, Sport zu machen, kurz zu meditieren, das Gleiche zu frühstücken, zur gleichen Zeit im Klub zu sein, um selber in eine Disziplin und Routine reinzukommen."

Doch immer gelingt das auch dem ehrgeizigen Bayern-Coach nicht. "Ich wünschte, ich wäre ein bisschen disziplinierter mit dem Meditieren und mit der Ernährung", sagte Tuchel: "Das ist bei mir ein Auf und Ab. Es gibt bei mir immer wieder Phasen, in denen ich denke, mich belohnen zu müssen. Ich esse dann zu viel, auch viele ungesunde Sachen – im Urlaub oder zwischendrin, wenn der Stress groß ist. Trotzdem versuche ich es immer wieder, über Ausgleich, über gute Ernährung, über Disziplin, über Sport, über wirkliches Abschalten mit meinen Kindern, in der Natur, mir Rituale anzueignen, dass ich mich loslösen kann."

So privat hat man Tuchel zuvor selten erlebt in seiner Bayern-Zeit. Der Trainer verriet in dem Beitrag auch, dass er mit Social Media wenig zu tun hat.

Meditation beim FC Bayern: "Ein Gegenpol zu der schnellen Social-Media-Welt"

"Wir haben auch mit einer Mannschaft schon mal meditiert, um einen Gegenpol zu haben zu der schnellen Social-Media-Welt", sagte er: "Ich bin sehr altmodisch, lese auch gern mal ein Buch. Mit Social Media habe ich einfach das Gefühl, dass es uns alle ein Stück weit von den Reaktionen abhängig macht, von dieser Zuneigung. Und wir sind natürlich schon auch so getriggert, dass wir in 100 positiven Nachrichten die eine negative sehen. Und ich finde, dass das was mit uns macht, aber eigentlich gar nichts mit uns machen sollte. Weil es auch irgendwie gar nicht existiert, weil sich die Leute anonym anmelden, schreiben und deshalb auch gar nicht das Gewicht kriegen sollen."

Thomas Tuchel: "Das Wochenende ist dann versaut, wenn du nicht gewinnst"

Grundsätzlich würde es bei Instagram und Co. "viele interessante Sachen" geben, so Tuchel. "Ich will es nicht nur verdammen. Ich interessiere mich für Architektur, für Inneneinrichtung, für viele Dinge, bei denen ich mit Sicherheit Anregungen kriegen könnte, auch für meinen Lebensstil, für Leistungssport. Aber ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, dann zu widerstehen."

Stark genug ist Tuchel inzwischen, mit Niederlagen umzugehen. "Ich versuche, manches einfach zu akzeptieren: Dass ich schlecht drauf bin, wenn ich verliere. Das wird sich auch nie ändern, das Wochenende ist dann versaut, wenn du nicht gewinnst", sagte er: "Das ist ein Teil meines Antriebs." Und das ist gut für den FC Bayern.

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