Anwälte: Uli Hoeneß sitzt schon im Gefängnis!

Offenbar hat es Uli Hoeneß geschafft, sich an der Journalistenmenge in Landsberg vorbeizuschleichen. Wie Anwälte jetzt bestätigt haben, soll Hoeneß seine Haftstrafe in Landsberg bereits angetreten haben.
dpa/AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Fotografen und Jounalisten warten am Montag vergeblich auf einen Blick auf Uli Hoeneß.
dpa Fotografen und Jounalisten warten am Montag vergeblich auf einen Blick auf Uli Hoeneß.

Offenbar hat es Uli Hoeneß geschafft, sich an der Journalistenmenge in Landsberg vorbeizuschleichen. Wie Anwälte jetzt bestätigt haben, hat Hoeneß seine Haftstrafe in Landsberg bereits angetreten.

München – Die Medienvertreter warteten vergeblich vor der JVA Landsberg auf die Gelegenheit, das eine Foto von Uli Hoeneß beim Antritt seiner Haftstrafe zu bekommen. Denn zu dem Zeitpunkt schlich wurde der wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren verurteilte Ex-Bayern-Präsident klammheimlich in einem zivilen Polizeifahrzeug, einem silbernen BMW, zum Seiteneingang der JVA gebracht.

Lesen Sie hier: Uli Hoeneß tritt Haft an: Erst geschlossener Vollzug

Seine Anwälte in München teilten derweil mit: „Ulrich Hoeneß hat heute die gegen ihn verhängte Freiheitsstrafe in der JVA Landsberg angetreten.“ Auch das bayerische Justizministerium und der Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, Ken Heidenreich, haben diese Information bestätigt.

Lesen Sie hier: Hoeneß-Ankunft in JVA: Landsbergern ist das egal

Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März in einem der spektakulärsten Steuerverfahren Deutschlands in sieben Fällen der Steuerhinterziehung schuldig gesprochen. Der Fußball-Manager hatte dem Fiskus mit einem Geheimkonto in der Schweiz mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern vorenthalten. Einen Tag nach dem Urteilsspruch erklärte Hoeneß, er werde die Haftstrafe akzeptieren und auf eine Revision verzichten. Zudem trat er mit sofortiger Wirkung als Präsident und Aufsichtsratschef des FC Bayern München zurück.

Malzkaffee und Schinkennudeln – der strenge Haftalltag von Uli Hoeneß

 

 

Die Zelle misst acht Quadratmeter und ist spartanisch eingerichtet. Einen Promi-Bonus gibt es nicht – sagen zumindest die Verantwortlichen im Gefängnis von Landsberg, wo Uli Hoeneß seit Montag seine Haftstrafe absitzt. Der Tagesablauf ist streng geregelt.

Malzkaffee, Brot und Marmelade zum Frühstück. Kartoffelsuppe, Schinkennudeln und Salat zu Mittag, abends Brot, Käse und Margarine – so sieht jetzt der Speisezettel von Uli Hoeneß aus. Wecken um 5.50 Uhr, Arbeitsbeginn 7.00 Uhr, Mittagspause 11.00 bis 12.00 Uhr, dann wieder Arbeit, zwei Stunden Freigang nachmittags, „Generaleinschluss“ in der Zelle um 19.00 Uhr. Es ist der Tagesablauf des prominentesten Häftlings in Deutschland. Der 62-Jährige sitzt im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ab.

Eine Zelle in dem über 100 Jahre alten Gefängnis, in dem schon Adolf Hitler saß, misst acht Quadratmeter: Tisch, Bett, Stuhl, Waschbecken, Toilette, Spind. Als Luxus ein Fernseher, aber natürlich ohne Pay-TV. Mehr steht den Häftlingen nicht zu, Handy oder Laptop sind tabu. Hoeneß muss dunkelblaue Anstaltskleidung tragen, nur beim Freigang darf er einen Jogginganzug haben. Schließlich sollen alle Häftlinge gleich behandelt werden. Einen Promibonus gibt es nicht – angeblich.

Am Montag warteten Journalisten und Schaulustige vor dem Gefängnistor, doch niemand konnte genau sehen, wie Hoeneß in die Justizvollzugsanstalt kam. Kurz vor 12 Uhr fuhr eine silberne Limousine durch den Seiteneingang. Möglicherweise befand sich der 62-Jährige darin. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks hatte er sich am Morgen noch wie üblich frische Semmeln beim Bäcker in seinem Wohnort Bad Wiessee am Tegernsee gekauft.

Hoeneß muss nun wie jeder Häftling erst eine maximal zweiwöchige Zugangsphase mit mehreren Untersuchungen durchlaufen. In der Zeit ist eine Zwei-Mann-Zelle üblich. Danach steht ihm eine acht Quadratmeter große Zelle zu. Der offene Vollzug mit Arbeit außerhalb des Gefängnisses ist in der Regel erst 18 Monate vor Ende der Haft möglich. „Jeder kommt erst in den geschlossenen Vollzug“, sagte Gefängnischefin Monika Groß bei einem Besichtigungstermin für die Medien am 31. März. In der Landsberger Haftanstalt gibt es eine Metzgerei. Hoeneß ist gelernter Metzger. Der Tagesverdienst in einem der Anstaltsbetriebe beträgt 11,94 Euro.

Im Gefängnis verteilen sich die Gänge mit den Zellen über vier Etagen sternförmig. Jede der rot angestrichenen Zellentüren hat eine sogenannte Kostklappe, kaum 20 Quadratzentimeter groß. Zwei Schlösser lassen keine Zweifel aufkommen: Hinter jeder dieser Türen büßt ein Gefangener seine Haftstrafe ab. In Landsberg sitzen nur Männer im Erstvollzug ein, darunter aber auch „Lebenslängliche“, wie Franz Röck, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes in Landsberg, weiß.

Das Mittagessen nehmen die Gefangenen im Speisesaal ein. An langen Tischreihen mit abgenutzten Kunststoffplatten sitzen jeweils zwölf Häftlinge in einer Reihe. Im rund 1000 Quadratmeter großen Hof können die Gefangenen beim täglichen Freigang Tischtennis oder Schach spielen. Fitnessgeräte stehen in einer Ecke. Während des Freigangs dürfen sich die Häftlinge im Zellentrakt gegenseitig besuchen. Zum Freizeitbereich gehört auch ein Fußballplatz mit einem allerdings recht holprigen Rasen. Hoeneß könnte dort seiner Leidenschaft frönen.

Wenn er lieber fromm sein will, kann er sonntags den Gottesdienst in der Anstaltskirche besuchen, ein Kirchenraum in einer Art neobyzantinischem Stil. An den Seiten stehen zwei Beichtstühle. Zwischen 30 und 50 Häftlinge gehen regelmäßig in die Kirche.

Mehrere Freunde von Hoeneß, darunter Ex-Fußball-Nationalspieler Günter Netzer, haben bereits angekündigt, den 62-Jährigen im Gefängnis besuchen zu wollen. Doch darf Hoeneß nur zweimal im Monat je zwei Stunden Besuch bekommen, solange er im geschlossenen Vollzug ist. Vorrang dürften seine Frau Susi sowie seine beiden Kinder und sein Bruder Dieter haben. Bis zu drei Besucher gleichzeitig sind erlaubt. Gefangener und Besucher sitzen im wenig schmucken Besucherraum hinter vergitterten Fenstern an quadratischen Holztischen. Körperkontakt ist erlaubt, doch das Wachpersonal sieht alles.

Vielleicht wird Hoeneß schon bald in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe Andechs (Landkreis Starnberg) verlegt. Der Gutsbetrieb dient seit 1995 als arbeitstherapeutische Einrichtung. Hohe Mauern und Stacheldraht sucht man vergebens. Die Insassen können sich im Gelände frei bewegen. Zwischen 10 und 15 Gefangene versorgen dort an die 1200 Rinder, Ziegen, Damwild und Geflügel oder helfen bei der Arbeit im Gemüsegarten und im Wald.

In Rothenfeld werden auch soziale Verhaltensweisen trainiert, die für die Wiedereingliederung nach der Entlassung wichtig sind. In einer Gefängnisbroschüre ist aufgeführt, womit sich die Häftlinge dabei auseinandersetzen sollen. Ein Thema lautet: Geld und Schulden.

 

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.