Anti-Bayern-Wette boomt zum Saisonstart

Mit der Angst vor dem Fehlstart noch Geld machen: Die Anti-Bayern-Wette hat Konjunktur. Derweil stehen die Bayern gegen Wolfsburg unter Druck. Doch auch die anderen Bundesligisten sind nervös.
Leipzig/München - Die Wetten auf einen kompletten Fehlstart haben bereits Hochkonjunktur: Die stolze Summe von 300 Euro erhält man von einem Internet-Wettanbieter (digibet) für 10 Euro Einsatz zurück, wenn der Rekordmeister Bayern München nach seinem Auftritt am Samstag in Wolfsburg auf dem letzten Tabellenplatz steht. Reicht es „nur“ für einen Abstiegsplatz, ist man bei gleichem Einsatz immerhin noch um 90 Euro reicher.
Daran verschwendet man an der Säbener Straße freilich keinen Gedanken. Mit einem Sieg beim VfL Wolfsburg will der Rekordmeister nicht nur Wiedergutmachung für den peinlichen Auftakt-K.o. gegen Mönchengladbach, sondern vor allem beweisen, dass man im Kampf um den Titel konkurrenzfähig ist. Dabei hat man rein statistisch gesehen nur noch geringe Chancen auf die Meisterschaft. Achtmal verloren die Bayern bisher ihr Auftaktspiel in der Bundesliga, am Ende hielten sie nur einmal (1985/86) die Schale in der Hand.
Heynckes erwartet Trotzreaktion
„Nach dem Verlustspiel müssen wir eine Schippe drauflegen“, fordert Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Den Länderspielen unter der Woche konnte er trotz des deutschen Sieges gegen Brasilien mit acht Bayern-Spielern wenig abgewinnen. Ganze sechs Spieler hatten sich Anfang der Woche beim Training eingefunden, die Aufarbeitung der Niederlage gegen Gladbach war damit unmöglich. „Ich muss den Spagat machen, ganz kurz das Gladbach-Spiel anreißen und dann Richtung Wolfsburg schauen.“
Heynckes hofft gegen den überraschend stark in die Saison gestarteten VfL natürlich auf eine Trotzreaktion. „Mich haben Niederlagen immer motiviert, eine positive Reaktion zu zeigen“, sagt der 66-Jährige. In Wolfsburg dürfte der französische Nationalspieler Franck Ribery in die Startelf zurückkehren, Vizeweltmeister Arjen Robben ist wegen Rückenproblemen weiter fraglich. Felix Magath kann bis auf den langzeitverletzten Nationalspieler Arne Friedrich aus dem Vollen schöpfen. Und nach dem starken Auftakt beim 1. FC Köln ist der Trainer des Tabellenführers sogar zu selbstbewussten Sätzen aufgelegt: „Es ist immer besser, früh gegen die Bayern zu spielen. Dann sind sie noch nicht so eingespielt.“
Klopp wehrt sich gegen Lobeshymnen
Bei Borussia Dortmund interessiert das Spiel der Bayern offiziell niemanden so richtig. Beim Meister schaut man nur auf sich, das hat die Mannschaft schon in der vergangenen Saison so stark gemacht. Der überragende Auftakt gegen den Hamburger SV ist längst abgehakt, in Hoffenheim trifft man auf einen Angstgegner. Bei zwei Niederlagen und drei Unentschieden hat der BVB bisher nur einen Sieg gegen Hoffenheim verbucht. „Wir haben in Hoffenheim einiges gut zu machen“, sagt Trainer Jürgen Klopp und wehrt sich gehen die umgreifenden Lobeshymnen nach dem HSV-Spiel: „Wir waren nicht so gut, wie es dargestellt wurde. Es gab Phasen in diesem Spiel, wo wir kaum Zugriff hatten.“ In Hoffenheim werde man selbstbewusst, aber ohne Übermut auftreten.
Den Hang zum Übermut wird man bei Schalke 04 und dem HSV in keiner Weise verspüren. Pokalsieger Schalke steht nach dem 0:3-Auftakt beim VfB Stuttgart gehörig unter Druck. „Wir müssen gegen Köln gewinnen“, sagt Trainer Ralf Rangnick. Unter seine Regie hat Schalke saisonübergreifend fünf Spiele in Reihe verloren. HSV-Coach Michael Oenning muss bei gleicher Betrachtungsweise - also einschließlich Ende der Vorsaison – bereits rechtfertigen, von acht Spielen nur eines gewonnen zu haben. Noch bleibt man in der Hansestadt gelassen, doch hat man nach dem Spiel gegen Aufsteiger Hertha BSC Berlin immer noch keine drei Punkte auf dem Konto, dürfte die Kritik lauter werden.
Borussia Mönchengladbach strebt derweil gegen den VfB Stuttgart den perfekten Saisonstart an, gleiches will auch Hannover 96 mit einem Sieg beim 1. FC Nürnberg erreichen. Beim SC Freiburg gibt der neue Trainer Marcus Sorg sein Heimdebüt in der Bundesliga.