Angst vor Plagiatoren
Warum van Gaal vor dem Pokalhit fürchtet, dass die Gegner nun Dortmunds Siegtaktik kopieren.
MÜNCHEN Im Internet hat Arjen Robben zigtausendfach gegen den FC Schalke getroffen. Sein Sensations-Tor mit Anlauf über den halben Platz am 24. März letzten Jahres zum 1:0 in der 112. Minute der Verlängerung bedeutete das Pokalfinale für Bayern. Der Treffer wurde für das Welttor 2010 von der Fifa nominiert, gewann jedoch nicht. Beim 0:2 Anfang Dezember in der Bundesliga fehlte der Holländer. Nun ist wieder Halbfinale.
Wieder heißt es FC Bayern gegen Schalke (20.30 Uhr, ZDF und Sky live). „Ich hoffe, wir schaffen das in 90 Minuten und brauchen keine Verlängerung”, sagte Arjen Robben am Dienstag, der am Samstag beim 1:3 gegen Dortmund erstmals in seiner Bayern-Zeit ohne einen Torschuss geblieben war. „Ich hatte kaum eine Eins-gegen-Eins-Situation, weil ich immer zwei oder drei Spieler gegen mich hatte”, sagte der 27-Jährige.
Es müssen Lösungen her. Für die Bayern wäre es fatal, würde die schwarz-gelbe Demütigung den anderen Klubs als Blaupause für Triumphe in München dienen – wenn sie auch nicht das Spielermaterial wie die Dortmunder haben.
Kopiert Felix Magath, der Schalker Coach, nun Jürgen Klopp, den Dortmunder Fast-Schon-Meistertrainer? Es ist zu befürchten, dass viele Mannschaften nun ein legales Abkupfern der Bayernbesieger-Taktik des BVB anstreben. Van Gaal befürchtet das: „Wir müssen auch bei solch einem Pressing unser Positionsspiel durchsetzen können. Robben und Ribéry sind auch vom Mannschaftsspiel abhängig. Nur dann können sie sich zeigen.” Das BVB-Mittelfeld hatte durch intensive Laufarbeit und geschicktes Zustellen die Hoheit über das Spiel gewonnen. „Dortmund hat das sehr gut gemacht”, räumte van Gaal am Dienstag ein, „aber um so schlau zu sein, braucht es Trainingsarbeit. Das können sie nicht in einer Woche üben. Aber die Schalker werden alles versuchen, das zu machen.”
Die Aufarbeitung der Dortmund-Pleite habe etwas länger gedauert, verriet van Gaal, viele individuelle Gespräche seien geführt worden. Auch mit dem Vorstand in der turnusmäßigen Montagsrunde. Doch einen besonderen Druck verspürt der Holländer nicht – wenngleich der Pokalsieg momentan als wahrscheinlichster Output am Ende dieser Saison stehen könnte. „Es ist eine gefährliche Situation, ja
aber für den gesamten Verein.” Selten war die Aufstellung, für die sich van Gaal entscheiden wird, so interessant wie in diesem Fall – mit den Lehren aus dem Dortmund-Spiel? Der Trend geht dahin, dass Luiz Gustavo neben Schweinsteiger im Mittelfeld spielt und Breno den zuletzt schwachen Badstuber im Abwehrzentrum ersetzt. Interessant auch: Wird van Gaal etwas vorsichtiger spielen lassen wie es Kapitän Philipp Lahm gefordert hatte? Dazu der Coach: „Die Spieler benutzen immer die Worte, die ich in meiner Besprechung verwendet habe.”
Also ja. Einen Fakt hatte er noch parat. „Ich habe in Deutschland noch nie verloren in einem Pokalspiel – dann wissen sie auch, dass die Chance näher kommt, zu verlieren, wenn man so viel gewinnt.” Stimmt. Seine Pokalbilanz lautet 10:0. Seine Zuversicht hat er nicht verloren: „Ich habe meinen Spielern gesagt: Wir können noch viel gewinnen – ich glaube daran, und die Spieler auch.”