Andy Möller lässt grüßen
BOCHUM - Ein Schuss, ein Tor und ab zur Familie. Arjen Robben hatte sich mit seinem Siegtreffer zum 2:1 in der Nachspielzeit beim VfL Bochum mehr als eine halbe Stunde zusätzlichen Urlaub verschafft. Sich ganz persönlich, nicht dem Rest der Mannschaft. Etwa wieder ein Ego-Trip? Nein, nein. Es war vorher mit den Bayern-Verantwortlichen abgesprochen, dass der Niederländer nach dem Pokal-Achtelfinale am Dienstagabend direkt in seine Heimat zur Familie ins Örtchen Bedum fahren darf. Dann sind die Robbens für Weihnachten komplett.
Frau Bernadien ist im sechsten Monat schwanger, sie wartete zu Hause mit den beiden Kindern Luka und Lynn auf Santa Arjen. Die Mannschaft dagegen fliegt am Mittwoch zurück nach München und muss dann noch einmal zur Pflege und Regenerationstraining an die Säbener Straße. Ohne Robben. „Wir haben es uns heute selbst schwer gemacht. Ich dachte schon, es wird noch eine halbe Stunde länger und in die Verlängerung. Aber nun ist es gut, denn jetzt brauche ich nur zweieinhalb Stunden bis nach Hause“, sagte der Siegtorschütze bei „Sky“ und strahlte.
Wohl auch, weil er nicht nach der Szene gefragt wurde, über die sich die Bochumer echauffierten. In der 42. Minute grätscht Bochums Maltritz im Strafraum nach Robben, als der in die Mitte zieht. Ein leichter Kontakt, der Niederländer strauchelt, läuft aber weiter und entscheidet sich dann: fürs Abheben. Grotesk-komisch, diese Schwalbe. Und dreist. Die Aktion erinnerte etwas an Andreas Möllers Flugeinlagen in seinen besten Tagen. Weil man bei Robben genau sehen konnte: Erst will er noch den Torabschluss, der Ball rollt zu weit weg, und dann fällt ihm ein: lieber abheben.
Schiedsrichter Michael Weiner zeigte Gelb. Nicht reingefallen. „So wie ich es gesehen habe von hinten, war ein Foul da“, sagte Kapitän Philipp Lahm, „Arjen macht dann noch einen Schritt und fällt. Aber ich kann nicht beurteilen, ob es eine Schwalbe war.“ Anschwärzen wollte er seinen Mitspieler natürlich nicht. Gefoult im Strafraum, Sekunden später eine You-Tube-Klassiker taugliche Schwalbe hingelegt, kein Elfmeter und Gelb – das muss man auch erst einmal schaffen. Diese Sequenz wird noch in die TV-Rückblicke eingearbeitet werden. Unbeeindruckt von den Pfiffen der Bochumer erzielte Robben in der Nachspielzeit mit einem überlegten Flachschuss das 2:1 nach schlauem Rückpass von Franck Ribéry. „Ich wusste, dass der Franck solche Bälle spielt“, meinte Robben, „da muss man ruhig bleiben, sonst schießt man so einen Ball aus dem Stadion.“
Für Robben bleibt das gute Gefühl, 90 Minuten durchgespielt zu haben und ohne Verletzung in die Winterpause gehen zu können. Endlich Urlaub. Am 2. Januar fliegen die Bayern in ihr Wintercamp nach Doha/Katar. Auch Toni Kroos war Robben für sein Siegtor dankbar. Er bekam ebenfalls einen Tag Sonderurlaub. Eineinhalb Jahre war er in Leverkusen. Nun konnte er noch am Abend die Freunde besuchen.