"Andere haben mehr für Bayern geleistet"

Vor dem Pokal-Derby rätselt VfB-Coach Bruno Labbadia, wieso ihn die Bayern-Fans mögen – und wie er seinen Ex-Klub ärgern kann.
von  Interview: Oliver Trust

Vor dem Pokal-Derby Stuttgart gegen den FC Bayern rätselt VfB-Coach Bruno Labbadia, wieso ihn die Bayern-Fans mögen – und wie er seinen Ex-Klub ärgern kann.

AZ: Herr Labbadia, können Sie sich erklären, warum Sie in München bei den Bayern-Fans immer noch so beliebt sind?

BRUNO LABBADIA (lacht): Das freut mich natürlich. Ich kann mich an einige Begegnungen erinnern, bei denen ich sehr herzlich empfangen worden bin. Aber ich wundere mich auch etwas, denn es gab doch andere, die mehr für Bayern geleistet haben. Ich erinnere mich an viele Begegnungen mit Menschen, dem Klub, der Stadt. Der Klub gehört zu Europas Spitze – und man nimmt da einiges mit.

Lassen Sie hören!

Was sie als Spieler nie vergessen: Ein Unentschieden ist eine Art Weltuntergang – und diese Siegermentalität! Man hat dort immer noch das Gefühl, es ist ein Familienunternehmen, obwohl es einem Weltkonzern gleicht.

Wann müssen die Bayern sich geschlagen geben? In 90 oder 120 Minuten?

Das ist mir egal, wir wollen ins Halbfinale. Wie lange das dann dauert, interessiert keinen. Sicher ist, meine Mannschaft und ich wollen den FC Bayern schlagen. Das Halbfinale im Pokal ist etwas ganz Besonderes. Da geht nichts mit halber Kraft, vor allem nicht gegen die Bayern. Die sind eine harte Nuss.

Es heißt, Sie haben sich als Trainer verändert?

Das müssen andere beurteilen. Ich haben die Pause vor meinem Engagement in Stuttgart zur Reflexion genutzt, das hat mir gut getan.

Sie galten als ungeduldig...

Ich nenne das nicht „Ungeduld“, sondern „fordernd“. Die Situation im Abstiegskampf vor einem Jahr hat aber etwas anderes verlangt. Diese Erfahrung hat mich geprägt und, so komisch das klingt, sie hat mich ausgeglichener gemacht.

Früher hieß es oft, der will zu schnell zu viel.

Vergessen Sie nicht meinen Werdegang als Trainer. Ich hab’ mich in relativ kurzer Zeit durch die Ligen gearbeitet, vierte Liga, dritte Liga, zweite Liga, erste Liga – und man nimmt dieses Tempo vielleicht irgendwie mit. Deshalb hat mir die Pause eben so gut getan. Auch der Abstiegskampf war eine sehr wichtige Erfahrung, obwohl ich das nicht mehr erleben will.

Was machen Sie denn beim VfB mittlerweile anders?

Wir haben im Winter einige Dinge angeregt. Wir verlangen mehr Engagement etwa vom Mannschaftsrat. Die Spieler müssen sich als Team um ihr Spiel und die Belange einer Mannschaft kümmern, sich füreinander interessieren – auf und neben dem Platz.

Zuletzt gab es ein Gespräch des Teams ohne Trainer und Manager – dem folgte eine gute Leistung beim 2:2 in Leverkusen...

Genau solche Dinge fordern wir ein. Wir haben gesagt, setzt euch mal wieder zusammen und besprecht die Dinge, die euch bewegen.

Es heißt, Sie hätten Cacaus Demontage nicht verhindert, der in der Winterpause aus dem Mannschaftsrat gewählt wurde und sein Amt als Vizekapitän verlor?

Als ich vor einem Jahr kam, habe ich wählen lassen. Ein halbes Jahr später, wollte ich nicht wählen lassen, weil Kapitän Matthieu Delpierre verletzt fehlte. Jetzt habe ich gespürt, das Team sucht einen neuen Weg, will sich neu formieren. Wir haben nach der Wahl ein langes Gespräch mit Cacau geführt und ihm gesagt, er soll sich wieder mehr auf sich konzentrieren. Dass er nicht gewählt wurde, hatte nichts mit dem Trainerteam zu tun.

 

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