Ancelottis Devise: Rotieren und Einschenken!

Ancelotti besucht zum ersten Mal die Wiesn – und baut sein Team gegen den HSV kräftig um. Und wen dreht’s dann am Ende?
von  Julian Buhl
Wiesn-Mentalität beim Bayern-Coach: Erst den Kader wie im Kettenkarussell durchrotieren, dann dem Gegner ordentlich einschenken! Coman, Kimmich und Hummels (v.l.) profitieren.
Wiesn-Mentalität beim Bayern-Coach: Erst den Kader wie im Kettenkarussell durchrotieren, dann dem Gegner ordentlich einschenken! Coman, Kimmich und Hummels (v.l.) profitieren. © dpa/firo/Augenklick/AZ

München – Carlo Ancelotti hatte seinen Selbstversuch ja bereits angekündigt. „Ich habe ein gutes Wissen über Wein, ich weiß, wie viele Flaschen ich davon vertrage – aber nicht wie viel Bier.“ Nun ist das Geheimnis gelüftet – zumindest teilweise. Denn nach dem gemeinsamen Besuch der Wiesn mit seinem Trainerstab am Donnerstagabend berichtete der Bayern-Coach: „Es war schön. Wir haben Bier getrunken, aber nur zwei Liter.“ Und das Wichtigste: „Ich bin perfekt.“ Heißt für den bekennenden Rotweinliebhaber also: zwei Maß gleich null Kopfschmerzen.

Schon bald bekommt der Italiener die nächste Möglichkeit, seine Bierverträglichkeit – dann vielleicht sogar noch ein bisschen weiter – auszutesten. Für den Wiesn-Besuch mit der Mannschaft am 2. Oktober kündigte er bereits an: „Vielleicht sind drei Bier dann ok.“ Möglicherweise wird ihm oder dem ein oder anderen Spieler davon dann doch ein wenig schummrig. Derzeit kommen Schwindelgefühle bei den Profis allenfalls aufgrund der beachtlichen Geschwindigkeit, die Ancelottis Rotationsmaschine aktuell aufgenommen hat, auf.

Fünf Neue gegen Berlin, vier Neue gegen Hamburg

Beim 3:0 gegen Hertha standen zuletzt gleich fünf Neue in der Startelf. Und für die Partie am Samstag beim Hamburger SV kündigte Ancelotti erneut zahlreiche Umstellungen an. „Ich werde rotieren, einige Spieler werden sich ausruhen“, sagte Ancelotti und wurde in seinen Ausführungen sogar ziemlich konkret. „Neuer wird spielen. Lewandowski auch“, verkündete er also. Soweit so gut.

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Nicht unbedingt zu erwarten war, dass der Bayern-Coach auch gleich noch Joshua Kimmich, Mats Hummels, Renato Sanchez und Kingsley Coman einen Platz in seiner Startelf garantierte. „Sie haben einen Vorteil, weil sie sich gegen Hertha ausgeruht haben“, begründete Ancelotti. Und wo er schon mal dabei war, verriet er auch noch, dass Arjen Robben und Jérôme Boateng jeweils zunächst auf der Bank Platz nehmen werden und auch eine schöpferische Pause für Franck Ribéry vorgesehen sei. „Nächstes Mal werde ich ihnen einfach die Aufstellung geben. Dann können wir uns die Pressekonferenz sparen“, sagte er schließlich und lachte. Ein Scherz, der ihm allerdings sogar durchaus zuzutrauen wäre. Unter seinem Vorgänger Pep Guardiola wäre eine derartige Offenheit gegenüber den Journalisten jedenfalls undenkbar gewesen.

Rotation sei aus zwei Gründen wichtig, erklärte Ancelotti noch: „Einer ist der physische Aspekt. Der zweite der mentale. Ich möchte, dass alle meine Spieler Motivation haben.“ Verfolgt er mit seinen rasanten Wechselspielen aber nicht doch auch noch höhere Ziele und hat etwa die Champions-League-Partie am Mittwoch bei Atlético Madrid dabei bereits im Kopf? „Nein“, sagt der Italiener: „Wir sind auf das HSV-Spiel und haben noch Zeit, uns auf Atlético vorzubereiten.“ Nicht nur Uli Hoeneß (siehe Text unten) hält die Dienstreise nach Madrid für die erste richtige Standortbestimmung der bislang makellosen Saison – bei der es (hoffentlich) nur die Spanier am Ende dreht.

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