Ancelotti stellt Biografie in der Muffathalle vor

Der Trainer des FC Bayern, Carlo Ancelotti, stellt in der fast ausverkauften Muffathalle seine Autobiografie vor. Zunächst ging's erst einmal um Schweine.
von  Von Thomas Becker
Im launigen Gespräch mit einem Sportjournalisten präsentiert Carlo Ancelotti am Montagabend seine Autobiografie in München.
Im launigen Gespräch mit einem Sportjournalisten präsentiert Carlo Ancelotti am Montagabend seine Autobiografie in München. © dpa

Er kommt früh. Schon 20 Minuten vor Beginn rauscht der Protagonist des Abends heran, gut beschirmt und umgeben von der klassisch italienischen Soundwolke. Rein in die Muffathalle, wo schon acht TV-Teams warten, zur Lesung seines neuen Werkes: „Carlo Ancelotti – die Biografie“.

Es ist nicht das erste Buch, das auf dessen Cover das Bild des neuen Bayern-Trainers prangt. Erst im Mai diesen Jahres erschien das Opus „Quiet Leadership - Wie man Menschen und Spiele gewinnt“. Dann im August: die Autobiografie, erschienen bei Piper.

Und jetzt also: die Biografie, geschrieben mit der Hilfe eines italienischen Journalisten, erscheint bei Riva. Schon im Oktober 2010 wurde das Ancelotti-Leben einmal abgedruckt: „The beautiful games of an ordinary genius – my autobiography“, erschienen auf englisch. Und 2013 noch ein Werk über seine Zeit bei Real Madrid. Kurz gesagt: Er ist nicht gerade ein Novize auf dem Buchmarkt.

In der beinahe vollen Muffathalle (13 Euro Eintritt) geht es im Gespräch mit dem Sportjournalisten Ronald Reng dann zuerst mal um Schweine, also ums Essen, eines seiner Lieblingsthemen. Entgegen der landläufigen Meinung über das adäquate Essen für Hochleistungssportler sagt Ancelotti, der Sohn eines einfachen Milch- und Käsebauern in der italienischen Provinz Emilia-Romagna: „Ich war es gewohnt, jeden Tag Schwein zu essen. Früher war es nicht gut für Fußballer Schwein zu essen – mittlerweile haben die Ernährungsberater nicht mehr so viel dagegen.“ Und Carlo Ancelotti wohl auch nicht.

Witzige Stunden mit Carlo Ancelotti

Moderator Reng hatte vorab angekündigt, dass das Gespräch auf englisch stattfinden würde – obwohl Ancelotti noch ein paar andere Sprachen zur Verfügung gestanden hätten. Deutsch gehört noch nicht wirklich dazu, wie der Italiener zugibt: „Schon vor sechs Monaten habe ich angefangen zu lernen, zusammen mit meiner Frau, aber: Es ist und bleibt schwierig.“ No problem: Sein italian english ist nicht nur herrlich charmant, sondern auch bestens zu verstehen.

Dass er überhaupt in der Muffathalle und am Mittwoch gegen Hertha BSC wieder auf der Bayern-Bank sitzt, ist vor allem die Schuld von Karl-Heinz Rummenigge. „Ich bin zum ersten Mal bei einem Klub mit einem Präsidenten, der selber Fußballer war“, sagt Ancelotti, der als Aktiver einst gegen den damaligen Inter-Mailand-Star spielte, „ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn auch mal gefoult habe. Ich werde ihn morgen mal fragen.“ Glaubt man dem Buchautoren, dann war die Verhandlung um seine Verpflichtung eine Sache von Sekunden. Auf eine entsprechende Rummenigge-Anfrage antwortete er am Telefon nur: „Okay, mach' ich!“

Eine Woche Carlo: Kulturschock für die Stars

Dass dieser Fußballtrainer einen wunderbaren Humor hat, ist bei den handelsüblichen 1:0-Interviews am Bundesliga-Spielfeldrand nur schwer auszumachen. Lauscht man ihm eine Weile im Zwiegespräch mit Reng bekommt man den Eindruck, dass ein Abend mit Ancelotti mit Sicherheit ein so unterhaltsamer wie witziger werden würde.

Der große Paolo Maldini erzählt im Buch, dass der Coach auch noch vor einem Champions-League-Finale Scherze machte. Ancelotti sagt: „Fußball ist einfach, ein Spiel. Als wir Kinder waren und jetzt auch noch. Zu viel Druck ist nicht gut. Druck hatte ich nur in der Schule, wenn ich mal wieder keine Ahnung von Geografie oder sonst was hatte. Wenn du vorbereitet bist, hast du keinen Druck.“

Schoten aus seinem bewegten, titelreichen Fußballerleben kommen natürlich nicht zu kurz: Lob für seinen Lehrmeister Arrigo Sacchi („Weiß noch mehr über Bäume als über Fußball“) wie auch für seinen Ex-Präsidenten Berlusconi, Anekdoten aus den großen Fußballligen Europas. Und dann war da 2008 noch dieser Traum: Nationaltrainer der Elfenbeinküste werden. Es blieb ein Traum. Schwein gehabt, Bayern.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.