Am Ende macht es bumm

Luca Toni ist nicht allein. Schon oft haben verdiente Torjäger beim FC Bayern einen Abschied bekommen, den sie sich anders vorgestellt hatten.Eine Liste von Gerd Müller bis Roy Makaay.
von  Abendzeitung
Gaudibursch und Bomber: Elber und Müller mussten die Bayern 2003 und 1979 (Foto vom Abschiedsspiel 1983) verlassen.
Gaudibursch und Bomber: Elber und Müller mussten die Bayern 2003 und 1979 (Foto vom Abschiedsspiel 1983) verlassen. © firo/Augenklick

MÜNCHEN - Luca Toni ist nicht allein. Schon oft haben verdiente Torjäger beim FC Bayern einen Abschied bekommen, den sie sich anders vorgestellt hatten.Eine Liste von Gerd Müller bis Roy Makaay.

Der letzte Stürmer, der beim FC Bayern durchgefallen war, war Landon Donovan. Der US-Boy wurde zum Klinsmannschen Dreimonats-Rohrkrepierer, als er von Januar bis März 2009 an der Säbener Straße vorspielte und für komplett untauglich befunden wurde. Donovan war allerdings nur ausgeliehen, da mussten keine Überredungskünste angestellt werden von Seiten der Bosse. Oder sanfter Druck vom Trainer ausgeübt werden – wie zuletzt geschehen im Fall Luca Toni.

Der Abschied ist eines Weltmeisters unwürdig, wenn auch zum großen Teil selbstverschuldet. In seiner Debütsaison 2007/08 wurde der Italiener Torschützenkönig der Liga mit 24 Treffern und Fanliebling. Nun verabschiedet er sich eineinhalb Jahre vor Vertragsende. Wie viele große Stürmer, die Bayern im Groll verließen. Am Ende machte es – frei nach Gerd Müller – oft bumm. Der Bomer führt die Liste der Beispiele an.

Gerd Müller: Im Februar 1979 flüchtete „der Gerd“, der legendärste aller Torjäger, in die US-amerikanische Operettenliga – er wollte einfach nur noch weg. Als ob er, der Rekordschütze, der noch den Aufstieg des FC Bayern 1965 von der Regionalliga Süd in die Bundesliga mitgemacht und seitdem in jeder Saison mindestens 15 und auch mal bis zu 40 Tore erzielt hatte, plötzlich nicht mehr gut genug wäre. Nachdem Müller fünf Ligaspiele nicht mehr getroffen hatte, wechselte ihn Trainer Csernai bei einem Auswärtsspiel in Frankfurt aus – für den Bomber der Nation eine Majestätsbeleidigung. Gekränkt unterschrieb Müller bei den Fort Lauderdale Strikers, einer unbedeutenden Elf in Florida.

Roland Wohlfarth: 1984 war der Junge aus dem Pott als Nobody nach München gekommen, erzielte der bescheidene Mittelstürmer in neun Jahren 119 Bundesligatreffer (in 254 Spielen) für den FC Bayern und liegt damit immer noch auf Rang drei der ewigen Bestenliste. Dann kam der Zoff mit Trainer Erich Ribbeck. „Er hatte versucht, mich kaltzustellen - da habe ich mir eben 1993 einen neuen Verein gesucht“, erinnert sich Wohlfarth. Außerdem hatten die Bosse einen anderen, sensationellen Stürmer im Auge: Adolfo Valencia, „El Tren“. Der erste Zug, der Bäume entlauben konnte.

Jürgen Klinsmann: Als der Blonde 1995 verpflichtet wurde, legte er eine beeindruckende Saison hin. Bayern gewann dank Torjäger Klinsmann den Uefa-Cup, weil dieser 15 Mal in 12 Partien traf. Es folgte ein Zickenzoff mit Lothar Matthäus, eine Privatfehde mit Trainier Trapattoni und schließlich das Zerwürfnis mit den Bossen. Schon im März kündigte er seinen Abschied zum Saisonende an: „Vielleicht passt meine Person nicht hierher.“ Daraus gelernt hat keiner, aber das ist eine andere Geschichte.

Giovane Elber: Kaum einer der Stürmer war so beliebt bei den Fans wie der Brasilianer. Zwischen 1997 und 2003 erzielte Elber in 169 Bundesligaspielen satte 92 Tore. Doch plötzlich sollte der Spaß ein Ende haben – weil die Bayern einen anderen wollten. Roy Makaay hatte sie noch im Trikot von La Coruña mächtig geärgert, also sollte der Holländer im August 2003 unbedingt her – für die damalige Rekordablösesumme von knapp 19 Millionen Euro. Elber sollte, musste Platz machen – und wurde hinauskomplimentiert. „Natürlich bin ich innerlich zerrissen. Giovane ist mir ans Herz gewachsen in all den Jahren. Das tut man doch nicht einfach so ab“, sagte Manager Uli Hoeneß damals und erklärte: „Ich bin der größte Elber-Fan. Aber da ich der allergrößte Bayern-Fan bin, muss ich das tun, was für den FC Bayern das Beste ist.“ Also Elber den Abschied nahe legen, er wechselte zu Olympique Lyon.

Roy Makaay: Ironie des Schicksals, dass es den Gewinner von 2003 vier Jahre später selbst erwischte – mit genau dem gleichen Hintergrund. Makaay hatte bestens gedient im Bayern-Trikot, 78 Treffer in 129 Bundesliga-Partien erzielt –doch dann spülte ihn der Zeitgeist hinweg. Nach dem Scheitern in der Liga mit Platz vier starteten die Bayern-Bosse im Sommer 2007 den Transferrundumschlag, verpflichteten neben Franck Ribéry noch mal eben das Sturmduo Miroslav Klose und Luca Toni. Für Makaay war kein Platz mehr – trotz eines laufenden Vertrags. Er verstand die Zeichen der Zeit, trollte sich in die Heimat zu Feyenoord Rotterdam.

Nun muss Toni gehen, Miroslav Klose könnte einmal der nächste sein.

Der einzige Stürmer, der wirklich happy war, den Verein vor Vertragsende zu verlassen, hatte dem Heimweh nachgegeben. Lukas Podolski, der Herzenskölner, ging 2009 freiwillig. Patrick Strasser

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