Aloysius von Bayern: So hielt Louis van Gaal Hof

„Mir san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich!“ - Louis van Gaals beherzte Antrittsrede ist eine Regierungs- und eine Liebeserklärung zugleich. München und er – da haben sich zwei gefunden.
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Herzlich willkommen! Louis van Gaal freut sich über die erste Sportseite der AZ vom Dienstag, die ihm AZ-Reporter Patrick Strasser zeigt: ganz in oranje gehalten, mit van Gaal in Tracht.
Bongarts/Getty Images Herzlich willkommen! Louis van Gaal freut sich über die erste Sportseite der AZ vom Dienstag, die ihm AZ-Reporter Patrick Strasser zeigt: ganz in oranje gehalten, mit van Gaal in Tracht.

MÜNCHEN - „Mir san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich!“ - Louis van Gaals beherzte Antrittsrede ist eine Regierungs- und eine Liebeserklärung zugleich. München und er – da haben sich zwei gefunden.

Dunkler Anzug, eine rote Krawatte mit weißen Punkten. Und ein Strahlen im Gesicht, das seinen Stolz kaum verbergen konnte.

Louis van Gaal (57) hat schon viele Pressekonferenzen erlebt in seiner Trainerlaufbahn, ob beim FC Barcelona, bei Ajax Amsterdam oder mit der holländischen Nationalelf. Doch am Mittwochmittag schien es, als hätte er eines seiner Lebensziele erreicht, den Job als Cheftrainer des FC Bayern. Der 1. Juli 2009 war sein erster Arbeitstag in München.

Er hielt eine Ansprache an die Mannschaft, danach das erste Training ab und schließlich Hof für die große Presserunde.

Es war sein Tag, sein Auftritt, seine Show. Er begann förmlich und staatstragend: „Ich bin sehr stolz und froh, hier zu arbeiten. Bei so einem großen Klub.“ Manager Uli Hoeneß, zu seiner Linken, hatte noch mehr Stolz in sich. Er sollte diesen später noch zum Besten geben.

Van Gaal hatte sich vorbereitet auf seinen ersten Medienauftritt und nutzte die Bühne für eine kleine, aber charmante sowie bestimmt vorgetragene Liebeserklärung an den Klub, den Vorstand, die Mannschaft, die Spieler, alle Angestellten und – ach was – die Stadt München, das ganze Land Bayern.

Van Gaal: Die Bratwurst von Uli Hoeneß "überlebt"

Van Gaal holte aus, betonte gezielt, wurde an bestimmten Stellen laut: „Die Kultur von Bayern München passt zu mir. Das bayerische Lebensgefühl passt mir wie ein warmer Mantel. Mir san mir! Wir sind wir! Und ich bin ich! Selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär. Ich erkenne meine Persönlichkeit in diesen Begriffen. Deshalb glaube ich, dass ich hier her passe.“

Wie eine Regierungserklärung. Von ihm, Aloysius Paulus Maria „Louis“ van Gaal . Ab sofort: Aloysius von Bayern.

Und damit nicht genug. Van Gaal schwärmte nicht nur vom Verein, sondern auch von den kulinarischen Referenzen Bayerns. „Ich habe an meinem ersten Tag gleich eine Bratwurst von Uli gegessen. Das war sehr gut.“ Nun war Hoeneß noch stolzer als stolz und meinte augenzwinkernd zu den Reportern: „Und er hat es überlebt.“ Van Gaal pries derweil weitere Schmankerl-Plätze bayerischer Promi-Küche: „Ich war auch schon bei Schuhbeck und Käfer, das hat sehr gut geschmeckt. Ich war auch schon im Biergarten, aber nur für ein Foto.“ Eine Maß hat er nicht angerührt.

Darauf aber freut sich Hoeneß ganz besonders. Mit Louis auf der Wiesn. Mit Aloysius in Tracht. „Ich habe heute in einer Zeitung eine Fotomontage mit dir in einer Lederhose gesehen und mir gedacht: Das passt! Wenn wir im Herbst ein paar Siege eingefahren haben, dann werden wir eine schöne Maß auf dem Oktoberfest trinken.“ Die Seite, von der Hoeneß sprach, war die erste Sportseite in der Mittwochausgabe der AZ, ganz in Oranje getaucht, mit van Gaal per Fotomontage bereits in Tracht gehüllt.

Van Gaal lachte, als er die Seite anschaute und ließ sich gerne damit fotografieren. Er verstand nicht alles sofort in den Gesprächen und bei den Reporter-Fragen, aber dank seines Intensiv-Sprachkurses in einem Kloster während seines Urlaubs (van Gaal: „Fünf Tage lang von 9 bis 18 Uhr“) mehr als die anwesenden holländischen Journalisten und Hoeneß („Sensationell, wie schnell er gelernt hat!“) gedacht hatten.

Am Ende bat er die Reporter um Mitarbeit, um Geduld. Er meinte: „Vielleicht können Sie mir vertrauen und auf mich bauen.“ Ganz schön milde am Tag der Inthronisierung.

Patrick Strasser

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